Amateurtheater im Regionalverband Sie bringen fast ein ganzes Dorf auf die Beine

Auersmacher · Nicht nur wegen der Passionsspiele ist die Junge Bühne Auersmacher eine der bekanntesten Amateurtheatergruppen.

 Eine Szene aus „Wie man fällt, so liebt man“ mit (von links) Josef Lang, Gereon Schäfer und Gisela Walter.

Eine Szene aus „Wie man fällt, so liebt man“ mit (von links) Josef Lang, Gereon Schäfer und Gisela Walter.

Foto: Manfred Paschwitz

Christel Paschwitz und Josef Lang sind unermüdlich. Denn sie sind die beiden Säulen des Amateurtheaters „Junge Bühne Auersmacher e.V.“, dessen Vorsitzender und die Geschäftsführerin. Und was dieser Verein auf die Beine beziehungsweise auf die Bühne stellt, ist erstaunlich.

Zuerst gibt es im Verein drei Schauspielgruppen, jeweils eine für Kinder, Jugendliche und Erwachsene. Es werden rund 25 Produktionen pro Jahr erarbeitet, wenn nicht die Passionsspiele anstehen. Der Verein hat 70 Mitglieder, „und da kommen noch rund 30 Kinder dazu“, sagt Christel Paschwitz.

Wie sehr es der Verein versteht, in Auersmacher eine kulturelle Größe zu sein, sieht man auch daran, dass bis zu 30 Aktive bei den Produktionen mitarbeiten, darunter allein sechs Leute hinter der Bühne. Und dass viele Aufführungen sehr schnell nach Bekanntwerden der Termine ausverkauft sind. Wie zum Beispiel „E scheeni Bescherung“, die seit Jahren regelmäßig im Dezember dreimal gespielt wird. „Das ist das ‚Dinner for one‘ von Auersmacher“, sagt Christel Paschwitz – und lacht.

Geprobt und aufgeführt werden die Stücke im Kleinen Theater Auersmacher, einem Saal mit 95 Sitzplätzen in einem  Grundschulgebäude. Die Stücke werden von den Regisseuren ausgesucht. „Dafür sollte man ein gutes Händchen haben. Denn es sollten nicht nur die Rollen passen, sondern es sollte auch eine Gemeinschaft auf der Bühne entstehen“, erklärt Josef Lang, der Grandseigneur des Vereins, der ihn im Jahr 1962 mitgegründet hat.

Und das gelingt. Denn die Junge Bühne gewann in den letzten Jahren mehrere Preise, den Kindertheaterpreis, den dritten Platz des Amateurtheaterpreises und den Kulturpreis des Regionalverbandes. Die Qualität der Stücke hat sich herumgesprochen, die Zuschauer kommen aus dem ganzen Regionalverband, dem Saar-Pfalz-Kreis und aus dem nahen Frankreich.

„Wir haben ein Stammpublikum von ungefähr 700 Gästen. Die werden jedes Jahr von uns angeschrieben und bekommen das neue Programm zugeschickt“, erklärt Christel Paschwitz. Sie betreut mit Alisa Hanke und Dominik Weyland die 16 Kinder der jüngsten Schauspielgruppe. Gerade wurde das Stück „Gurkes Glück“ viermal mit großem Erfolg aufgeführt. „Das ist gar nicht so einfach, denn die Kinder dürfen ab dem zweiten Schuljahr mitspielen“, sagt Christel Paschwitz.

Und dann betonen die beiden Bühnen-Enthusiasten, dass gerade die Kinder vom Theaterspielen sehr profitieren. „Sie erfahren Gemeinschaft und schwimmen sich frei“, erklärt Josef Lang. Und Christel Paschwitz fügt hinzu, dass sie dadurch viel Selbstbewusstsein bekommen.

Womit die „Junge Bühne Auersmacher“ weit über die Grenzen des Saarlandes hinaus bekannt geworden ist, das sind die Passionsspiele, die seit 1935, mit Unterbrechung, alle fünf Jahre aufgeführt werden. Und demnächst ist es wieder soweit. „Wir führen die Passion des Judas auf, zeigen Verständnis für ihn“, sagt Josef Lang. Und dann erzählt er, dass die Aufführungen im Gemeindesaal mit 350 Zuschauern stattfinden – und es sind 32 Vorstellungen geplant. „Dabei stehen dann zwischen 80 und 90 Leute auf der Bühne, beim Einzug sind es sogar bis zu 300 Bürger aus Auersmacher, die mitmachen“, erzählt er.

Wenn die Passionsspiele aufgeführt werden, kommen die Zuschauer aus ganz Süddeutschland, aus Rheinland-Pfalz, Hessen, Baden-Württemberg, aber auch aus dem Elsass und Lothringen. Und reisen auch mit Bussen an. Das Stück wird an den Wochenenden ab Anfang März zweimal am Tag gespielt, an Karfreitag sogar dreimal.

Dazu werden Kinder betreut, Getränke verkauft, Kostüme genäht, Drucksachen hergestellt und versendet – und das Telefon ist jeden Tag besetzt. All das wird ehrenamtlich geleistet.

 Die ganz Jungen der Jungen Bühne in Aktion (von links): Clara Hemmer, Lara Spick, Klara Doods, Nathalie Dincher und Katharina Schadt.

Die ganz Jungen der Jungen Bühne in Aktion (von links): Clara Hemmer, Lara Spick, Klara Doods, Nathalie Dincher und Katharina Schadt.

Foto: Manfred Paschwitz
 Szene aus dem Stück „Mord in der weißen Linde“ mit  Evelyne Ochs und Sebastian Lang.

Szene aus dem Stück „Mord in der weißen Linde“ mit  Evelyne Ochs und Sebastian Lang.

Foto: Manfred Paschwitz

Da traut man sich fast nicht zu fragen, wie viele Stunden Christel Paschwitz und Josef Lang sowie die anderen Helfer für den Verein arbeiten und warum? „Mein ganzes Leben ist die Junge Bühne“, antwortet Christel Paschwitz – und lacht. Und Josef Lang, der auch noch Generalsekretär der „EuroPassion“, eines Zusammenschlusses aller Passionsspiele, ist, meint kurz und knapp: „Weil es mir Spaß macht.“
www.junge-buehne-auersmacher.de

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