Heimbeirat Der Beirat, der die Wünsche sammelt

Saarbrücken · Im Langwiedstift setzt sich ein Gremium für die Anliegen der Senioren ein — und verhandelt darüber mit der Heimleitung.

 Konferenz beim Kegeln im Langwiedstift: (v.l.) Erika Godlewski, Anne-Marie Schröder, Kurt Jene, der Leiter des Heimbeirates, und Maria Westenburger. Im Hintergrund wirft Ilse Sick die Kugel.

Konferenz beim Kegeln im Langwiedstift: (v.l.) Erika Godlewski, Anne-Marie Schröder, Kurt Jene, der Leiter des Heimbeirates, und Maria Westenburger. Im Hintergrund wirft Ilse Sick die Kugel.

Foto: Oliver Dietze

Ilse Hoffmann wirft die Kugel auf die Bahn, sechs Kegel fallen um. „Früher hat mein Tanzlehrer gesagt: ,Du tanzt besser, als du läufst’“, sagt die 93-Jährige schmunzelnd. „Jetzt kegle ich besser, als ich laufe.“ Erika Godlewski und Ilse Sick lachen. Sie und ein paar andere Bewohner des Saarbrücker Langwiedstifts haben sich wie jeden Montagnachmittag im Keller des Gebäudes in der Bismarckstraße zum Kegeln getroffen und sind bester Stimmung. Gekegelt wird, bis der alte Automat die letzte D-Mark-Münze geschluckt hat. Die Münzen gibt’s gegen 60 Cent pro Mark an der Rezeption.

Wenn die Senioren Wünsche oder Probleme haben, wenden sie sich an Kurt Jene. Der ist nicht nur Mitglied in der Kegelgruppe, sondern auch Vorsitzender des Heimbeirats. Vor vier Jahren wurde er in demokratischer Abstimmung in das Amt gewählt. Seitdem vertritt er mit sechs weiteren Mitgliedern die Interessen der Bewohner gegenüber der Heimleitung. Einmal im Monat tagt der Rat. „Wir haben zwar kein Mitbestimmungsrecht“, erklärt Jene, „dafür aber ein Mitwirkungsrecht.“ Die Anliegen, die ihm zugetragen werden, gibt er an die Heimleitung weiter. Bei größeren Angelegenheiten komme die Heimaufsicht hinzu.

Einen Heimbeirat hat nicht nur das Langwiedstift. Das Landesheimgesetz schreibt dieses Mitwirkungsgremium für jedes Pflegeheim vor. Gelingt es der Einrichtung nicht, einen solchen Beirat zu bilden, setzt das Land einen Bewohnerfürsprecher ein.

Die Anliegen der Menschen im Langwiedstift sind vielseitig. „Meistens geht es um Unterkunft und Verpflegung“, sagt Jene. „Wenn eine Tür klemmt, kommen die Leute zu mir. Aber auch, wenn die Nudeln beim Mittagessen nicht al dente waren.“ Vor kurzem konnten die Senioren in einer Umfrage angeben, welche Gerichte sie sich wünschen. „Und manchmal nimmt der Koch sogar selbst an den Sitzungen teil“, sagt Jörg Strauch, der Direktor des Langwiedstifts.

Der Lärm von der Bismarckbrücke stört einige. Andere wiederum plagen sich mit Tieren herum: „Ich hatte mal ein Taubenproblem“, erzählt Ilse Sick. Nachdem eine Wasserpistole nicht zum gewünschten Erfolg führte – die Tauben öffneten ihre Schnäbel und tranken das Wasser – habe sie sich an Jene gewandt. Andere Probleme können weder Jene noch die Heimleitung lösen. Ein Beispiel sind die Balkonfliesen. „Manche beklagen, dass die zu rau sind“, erzählt Jene. Aber das sollten sie ja sein, damit niemand ausrutscht.

Wie das Heimpersonal die Angelegenheiten regelt, das hat sich im Laufe der Zeit verändert. „Früher gab ich dem Hausmeister einfach Bescheid, wenn etwas repariert werden musste“, sagt der Beiratsvorsitzende. „Neulich sagt er zu mir: ,Auch Sie müssen sich an die Regeln halten, Herr Jene’.“ Wenn eine Lampe kaputt ist, müsse das Personal ein Formular für den Hausmeister ausfüllen.

Jene (88) nutzt das betreute Wohnen. Das Stift hat dafür 84 Appartements in der Bismarckstraße. Außerdem sind dort 146 stationäre Pflegeplätze. Direktor Strauch erzählt, wie sich die Bedürfnisse der Bewohner unterscheiden. „Für Senioren im betreuten Wohnen spielen Freizeitaktivitäten eine wichtige Rolle. Sie haben zum Beispiel einen Fitnessraum und die Kegelbahn im Keller.“ Den Bewohnern, die stationär untergebracht sind, sei dagegen wichtig, dass die Pflege in Ordnung und genug Personal dafür da ist, sagt Direktor Strauch. Aber es sind nicht nur die großen Thermen, um die sich die sieben vom Beirat kümmern. Jene hat gerade ein Anliegen in eigener Sache: Die Kegelgruppe wünscht sich einen Kühlschrank fürs Bier. „Wir wollen nicht nur Wasser trinken“, sagt er. Und lacht.

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