Tierheimserie „Wer will mich?“ Nager brauchen Freunde mit Sachverstand

Alt-Saarbrücken · Viele Kleintiere warten im Bertha-Bruch-Heim auf ein neues Zuhause. Wir stellen sie vor. Diesmal geht es um weiße Farbmäuse.

 Die einen mögen Mäuse gar nicht, die anderen schätzen sie als gesellige Kerlchen, denen sie gern beim Spielen und Herumtollen zuschauen. Damit zum Beispiel Farbmäuse unbeschwert leben, müssen die Gehege groß genug und abwechslungsreich gestaltet sein.

Die einen mögen Mäuse gar nicht, die anderen schätzen sie als gesellige Kerlchen, denen sie gern beim Spielen und Herumtollen zuschauen. Damit zum Beispiel Farbmäuse unbeschwert leben, müssen die Gehege groß genug und abwechslungsreich gestaltet sein.

Foto: THSB

„Iiiiiiiieeeeeh – eine Maus“ – solche oder so ähnliche Reaktionen haben die meisten schon gehört, wenn von den kleinen Nagern die Rede ist. Wer sie nicht mag, nennt sie Ungeziefer. Wer sie bemitleidet, hat sie als  Versuchstiere in winzigen Käfigen vor seinem geistigen Auge.

Trotz dieser eher negativen Vorstellungen gibt es viele, die sogenannte Farbmäuse, eine Zuchtform der Hausmaus,  als treue Wohnungsgenossen ins Herz geschlossen haben. Deshalb geht es in dieser „Wer will mich?“-Folge um diese liebenswerten Nager.

Kathrin Schorr, eine Ehrenamtliche aus der Kleintier-Abteilung des Saarbrücker Bertha-Bruch-Heims, stellt Farbmäuse vor. Sie möchte Interessenten nicht nur die Angst vor diesen Kerlchen nehmen, sondern auch deren Vorzüge als flinke, aufgeweckte Mitbewohner herausstellen.

Für Dörr steht fest, dass viele Anfänger  leider immer noch Mäuse in Geschäften kaufen, in denen Tiere nicht richtig nach Geschlechtern getrennt sind. Da kann ein Käufer schnell sein blaues Wunder erleben. Das passiert dann später oft noch mal, und zwar den Tierschützern im Bertha-Bruch-Heim.  „Wie schnell sich Mäuse vermehren, mussten wir leider im vergangenen Sommer selbst erfahren“, sagt Kathrin Schorr. Sie erinnert sich: „Mitte Juli brachte uns die  Feuerwehr Mäuse, die jemand an einem Papiercontainer in Saarbrücken ausgesetzt hatte. Die drei Männchen und drei Weibchen waren nicht nach Geschlechtern getrennt.“ Von Anfang an vermuteten die Tierschützer, dass mindestens eins der Weibchen trächtig war. Bereits nach ein paar Tagen bestätigte sich der Verdacht, und diese drei Tiere brachten insgesamt 29 Kleine zur Welt.

Damit sie von ihrer Mama ausreichend Mäuseverhalten lernen können, sollten die Kleinen acht Wochen bei ihrer Mutter leben. Danach können sie in Gruppen ab vier Tieren ausziehen und dort ihr etwa zwei Jahre langes Leben verbringen. Erst ab dieser Gruppengröße können Mäuse ihr arttypisches Verhalten ausleben, indem eine Rangordnung und Gruppenzusammenhalt entsteht. Dadurch fühlt sich eine Maus geschützt. Um ihre Verbundenheit zu stärken, putzen die Mäuse sich gegenseitig und kuscheln gern aneinander.

Das Zuhause der Nager sollte diesen Bedürfnissen gerecht werden: Für vier bis sechs Tiere ist beispielsweise eine Grundfläche von 120 mal 50 mal 60 Zentimetern  (Breite, Tiefe, Höhe) notwendig, wofür beispielsweise ein altes Aquarium umfunktioniert werden kann.

Statt des luftundurchlässigen Deckels kann engmaschiger Draht auf Holzplanken befestigt werden. Wichtig ist für die Maus, dass das Gehege mindestens zehn Zentimeter  hoch von Streu bedeckt ist, um Tunnel  als Vorratshöhlen buddeln zu können. Denn nicht nur Hamster sind fleißige Futtersammler. Neben dem Buddeln sind Mäuse auch leidenschaftliche Läufer und Kletterer. Daher freut sich jede Maus über Rampen zu verschiedenen Ebenen, die zum Beispiel aus dicken Sisalseilen sein können. Als solche Rampen eignen sich auch Tunnel aus Kork. Wichtig ist ein Laufrad von mindestens 30 Zentimetern Durchmesser. Damit lassen sich Rückenschäden vermeiden. Um sich auch mal aus dem Weg gehen zu können, sollte jede Maus einen Unterschlupf wie ein Häuschen oder eine Kokosnuss besitzen. Es gibt viele kostengünstige Möglichkeiten, aus unterschiedlichem, plastikfreiem Material selbst Zubehör zu basteln.

Um den natürlichen Spieltrieb der Tiere zu unterstützen, kann das tägliche Frischfutter wie beispielswiese  Gurken und Salat im Gehege versteckt werden. Als Hauptnahrungsquelle dienen Farbmäusen Körner und Saaten zusammen mit tierischen Proteinen. Auf die Bedürfnisse der Farbmaus abgestimmte Mischungen sind hauptsächlich aus dem Internet zu beziehen.

Um die Nager an den Menschen zu gewöhnen, können Leckerlis wie getrocknete Mehlwürmer und Heuschrecken oder im Sommer auch einmal ein Gänseblümchen oder Löwenzahn aus der Hand gefüttert werden. Interessenten sollten sich jedoch darüber im Klaren sein, dass Farbmäuse stressanfällige Tiere sind, die sich nur sehr ungern streicheln lassen. Dafür sind sie jedoch aufgrund ihres geschäftigen Treibens eine echte Alternative zum Fernseher.

Kontakt: Falls Sie Interesse an den Nagern gewonnen haben, beraten die Kleintierexperten des Heims Sie mittwochs bis sonntags von 14 bis 17 Uhr im Bertha-Bruch-Tierheim, Alt-Saarbrücken, Folsterweg 101, Tel. (06 81) 5 35 30. Gerne können Sie die Schützlinge dann auch kennenlernen.

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