Luftrettung für einen Falken

Heusweiler. Sandra und Wolf Maurer aus Heusweiler-Dilsburg wurden am Freitagabend auf die klagenden Schreie eines Vogels aufmerksam. Das Ehepaar mit Herzen für Tiere entdeckte recht schnell, wo die Laute herkamen: Auf dem Grundstück hinter ihrem Haus in der Grubenstraße hatte sich ein Greifvogel in der Krone einer hohen Birke verfangen

 Mit Hilfe eines Kranwagens und einer Seilwinde in 18 Meter Höhe hinaufgezogen, befreit Feuerwehrmann und Tierpfleger Stefan Weidmann einen Wanderfalken, der sich verfangen hat.

Mit Hilfe eines Kranwagens und einer Seilwinde in 18 Meter Höhe hinaufgezogen, befreit Feuerwehrmann und Tierpfleger Stefan Weidmann einen Wanderfalken, der sich verfangen hat.

Heusweiler. Sandra und Wolf Maurer aus Heusweiler-Dilsburg wurden am Freitagabend auf die klagenden Schreie eines Vogels aufmerksam. Das Ehepaar mit Herzen für Tiere entdeckte recht schnell, wo die Laute herkamen: Auf dem Grundstück hinter ihrem Haus in der Grubenstraße hatte sich ein Greifvogel in der Krone einer hohen Birke verfangen. Der Baum misst immerhin mehr als 25 Meter, und der Vogel hing in 18 Meter Höhe in einer Astgabel - was also tun? Als das Tier sich am Samstagmorgen immer noch nicht befreit hatte, rief Wolf Maurer die Polizeiinspektion Köllertal an, die zwei Beamte vor Ort schickte. Deren Ratschlag kam umgehend: "Rufen Sie die Feuerwehr und die Holzer Firma BBL an."

Zwischenzeitlich hatte Sandra Maurer ratsuchend auch die Vogelauffangstation in Wadern angerufen. Diese wiederum informierte ihrerseits Günther Zach aus Nalbach, der ebenfalls eine Auffangstation unterhält. Der Experte für Vögel, der schnell am Ort des Geschehens eintraf, stellte per Fernglas fest, dass es ein im Saarland seltener Wanderfalke war, der sich mit seinem Beinring in einer Astgabel verfangen hatte. Zach stellte fest: "Drei Tage kann das Tier in dieser Lage aushalten, ehe es an Erschöpfung stirbt oder ein Opfer von Krähen wird. Der Beinring lässt darauf schließen, dass es einem Falkner gehört. Es hat nur eine Chance: Es muss geborgen werden."

12.10 Uhr: Der Löschbezirk Heusweiler rückt mit 14 Feuerwehrleuten und drei Fahrzeugen in der Grubenstraße an - Löschbezirksführer Achim Kissel setzt die aufwendigste und dramatischste Tier-Rettungsaktion in der jüngeren Geschichte der Heusweiler Feuerwehr in Gang. Schnell wird den Einsatzkräften klar, dass eine Rettung des Vogels nur mit einem Allrad-Lkw-Ladekran der Holzer Firma BBL möglich ist.

12.40 Uhr: BBL-Chef Ralf Britz trifft mit dem Spezialfahrzeug in der Grubenstraße ein. Minuten später: Der 26-Tonner sinkt 30 Meter vor der Birke mit dem Falken tief in den morastigen Untergrund der Wiese ein und kommt nicht mehr weiter. Gegen 13 Uhr: Britz - der seine Fahrzeuge und Leute kostenlos zur Verfügung stellt - lässt einen MAN-Kat kommen, doch der Versuch, den Kranwagen zu bergen scheitert zunächst.

13.30 Uhr: Während der Falke weiterhin in regelmäßigen Abständen hilflos mit seinen Flügeln schlägt, fährt ein Elf-Tonner-Raupenbagger vor, mit dem der Kranwagen schließlich in die Nähe der Birke gezogen wird. Die technische Voraussetzung für die Vogelrettung ist damit geschaffen.

Gegen 14.15 Uhr: Oberbrandmeister Stefan Weidmann, im Zivilberuf Tierpfleger im Saarbrücker Zoo und ein Mann mit einer gehörigen Portion Mut, arbeitet sich, mit Gurten doppelt gesichert, erst über die Leiter des Krans, dann mit Hilfe des vom Kran aus gesteuerten Seilzugs frei schwebend zu dem Tier vor. Nachdem der Retter einige Äste abgesägt hat, kann er den Falken befreien und in einem Sack unterbringen. Unter dem Beifall seiner Kollegen und der Zuschauer wird er schließlich samt Falken sicher zur Erde herabgelassen. Es ist jetzt kurz vor 15 Uhr.

Günther Zach bringt den Unglücksvogel zum Tierarzt, der nur leichte Blessuren feststellte. Danach kommt der Falke in die Obhut der Auffangstation.

Nach dem eigentlichen Rettungseinsatz waren die Feuerwehrleute und die BBL-Mitarbeiter noch drei weitere Stunden vor Ort, um die Fahrzeuge aus der Wiese zurück auf die Straße zu bringen und zu säubern. Dazu war noch der Einsatz eines 15-Tonnen Raupenbaggers erforderlich.

Hintergrund

 StefanWeidmann

StefanWeidmann

 Der Wanderfalke ist sicher "eingesackt", Retter und Tier werden wieder herabgelassen.

Der Wanderfalke ist sicher "eingesackt", Retter und Tier werden wieder herabgelassen.

 Der schwere Kranwagen musste sich durch eine morastige Wiese kämpfen, blieb schließlich stecken und wurde mit anderen Fahrzeugen aus der misslichen Lage befreit. Fotos: Fred Kiefer

Der schwere Kranwagen musste sich durch eine morastige Wiese kämpfen, blieb schließlich stecken und wurde mit anderen Fahrzeugen aus der misslichen Lage befreit. Fotos: Fred Kiefer

Der Wanderfalke zählt zu den größten Falken. Der Greifvogel ist, mit Blick auf seinen Lebensraum (nicht auf die Anzahl), der am weitesten verbreitete Vogel der Welt: Er kommt, mit Ausnahme der Antarktis, auf allen Kontinenten vor. Er war 1971 erster "Vogel des Jahres", seine Bestände waren in vielen Regionen immer weiter zurückgegangen, haben sich aber inzwischen wieder etwas erholt. Laut Nabu brüten in Deutschland über 600 Paare. aki

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