In diesem Bahnhof ist jetzt die Kultur am Zug

Püttlingen. "Sommerfahrplan" und "Winterfahrplan" gibt es im Püttlinger Bahnhof immer noch, obwohl hier seit 1985 keine Züge mehr verkehren. Besagte Pläne enthalten aber keine Verbindungen, sondern kulturelle Veranstaltungen. Der 1911 eröffnete Bahnhof ist nämlich zum offenen Kulturzentrum umgebaut worden - und ist landesweit ein Vorbild für eine gelungene Umwidmung

Püttlingen. "Sommerfahrplan" und "Winterfahrplan" gibt es im Püttlinger Bahnhof immer noch, obwohl hier seit 1985 keine Züge mehr verkehren. Besagte Pläne enthalten aber keine Verbindungen, sondern kulturelle Veranstaltungen. Der 1911 eröffnete Bahnhof ist nämlich zum offenen Kulturzentrum umgebaut worden - und ist landesweit ein Vorbild für eine gelungene Umwidmung. Hier verkehren seit 1993, wo die Musik spielt statt der Schaffner pfeift, zwar nicht mehr so viele Menschen wie zu den Glanzzeiten der Köllertalbahn, als täglich Tausende Fahrgäste und bis zu zehn Güterzüge abgefertigt wurden. Aber der alte Bahnhof gilt weit über das Köllertal hinaus als feine Adresse für hochwertige Veranstaltungen. Künstler aller Gattungen schwärmen von der typischen Bahnhofs-Atmosphäre, dem begeisterungsfähigen Publikum und von der feinfühligen Art der Macher um die Leiterin Heike Kolling-Krumm, der hauptamtlichen Geschäftsführerin des Kulturforums Köllertal e.V.1988 schloss sich eine Gruppe kulturell Interessierter zum gemeinnützigen Verein Kulturforum Köllertal e. V. zusammen. Ihr Ziel war es, den Püttlinger Bahnhof als wichtiges Zeugnis der Industriekultur zu erhalten und in ein offenes Kulturzentrum umzuwandeln. 1989 wurde das Bahnhofsensemble unter Denkmalschutz gestellt.

Vom Land übernahm der Verein das Hauptgebäude und das Außengelände in Erbpacht. Das Kulturforum rief 1990 in Zusammenarbeit mit dem Stadtverband Saarbrücken und den Köllertalgemeinden das Beschäftigungsprogramm "Hilfe zur Arbeit" ins Leben. Mehrere Jahre waren Langzeitarbeitslose mit den Sanierungsarbeiten am Bahnhof beschäftigt. Die Baukosten beliefen sich auf rund 1,5 Millionen DM und wurden über Eigenleistungen des Vereins, Spenden und öffentliche Mittel finanziert. Die Restaurierung des Hauptgebäudes war 1993 abgeschlossen. Seit der offiziellen Eröffnung im Juni 1993 wird der alte Püttlinger Bahnhof in seiner neuen Funktion als offenes Kulturzentrum genutzt. Zum Kulturbahnhof zählt auch ein Bistro, in dem wechselnde Ausstellungen mit Künstlern aus der Köllertalregion stattfinden. Daneben nutzt der Verein die Räume des Bistros für seine Musik- und Kleinkunstreihe, den sogenannten Winterfahrplan. Von November bis Mai bietet das Kulturforum ein reichhaltiges Kulturprogramm mit Konzerten, Lesungen und Kabarett. Über 100 Künstlerinnen und Künstler aus der gesamten Region sind innerhalb der Reihe im Bahnhof bereits aufgetreten. Im Juli geht es dann weiter mit dem Sommerfahrplan, der Open-Air-Konzertreihe auf dem Außengelände des Bahnhofs. Das Gelände mit den restaurierten Bahnsteigen, den Güterwaggons und den Unterführungspavillons ist eine interessante Kulisse für Außenveranstaltungen. Ein großzügiger Biergarten bietet 300 Personen Platz. Seit 1993 veranstaltet das Kulturforum in seinen Sommerfahrplänen samstagsabends Open-Airs in den Bereichen Rock, Pop, Blues, Folk und Country mit Gruppen aus dem In- und Ausland. Die ehemalige Dienstwohnung des Bahnhofsvorstehers im Obergeschoss des Bahnhofs ist zu einer modernen Seminaretage mit drei hellen Tagungsräumen geworden. Seit 1992 nutzt die örtliche Volkshochschule die Räume für Kurse, Vorträge, Seminare und Bildungsurlaub.

Außer dem Bahnhof wurde auch die Außenfläche saniert. Der Bahnhof, an dem ausreichend Parkplätze zur Verfügung stehen, fügt sich harmonisch ins parkähnliche Gefüge ein. Der Köllertalradweg führt direkt am Ensemble vorbei.

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