Kolumne Unsere Woche Politik und cts verlieren Anstand und Nächstenliebe

Die Art und Weise, wie die Caritas-Trägergesellschaft Saarbrücken das Aus für das Dudweiler Krankenhaus angekündigt hat, lässt Fragen offen. Wie auch das Verhalten einiger Politiker.

Dr. Schales, Dudweiler Krankenhaus St. Josef (Kloschder) und die cts
Foto: Robby Lorenz

Je mehr man darüber nachdenkt, desto heftiger wird das Kopfschütteln. Wir reden hier im weitesten Sinn über die katholische Kirche. Nein, es geht nicht um die Skandale, mit denen die Kirche zu kämpfen hat. Es geht darum, dass Menschen in der Corona-Pandemie den Glauben verlieren. Und ausgerechnet in solch einer Zeit hat ein soziales Dienstleistungsunternehmen unter dem Dach der Caritas jegliches Fingerspitzengefühl verloren. Die Caritas ist der Wohlfahrtsverband der katholischen Kirche.

Wirtschaftlich betrachtet mag die Ankündigung, das Dudweiler Krankenhaus St. Josef 2025 aufgrund eines Sanierungsstaus von 23 Millionen Euro und eines für 2021 erwarteten Defizits von 900 000 Euro schließen zu wollen, vielleicht vertretbar sein. Vielleicht geht es dabei aber auch nur um Fördergelder. Eine taktische Ankündigung vielleicht, damit es mit Unterstützung von Stadt und Land auf dem Klosterberg in Dudweiler weitergehen kann. Das wird in den kommenden Wochen an anderer Stelle zu besprechen sein. 

Ethisch betrachtet ist die Art und Weise, wie die Caritas-Trägergesellschaft Saarbrücken (cts) die Nachricht von der Schließung unters Volk gebracht hat, inakzeptabel. Denn wir reden über eine Institution. Das liebevoll „Kloschder“ genannte Krankenhaus ist mehr für die Menschen in Dudweiler und weit darüber hinaus. Allein schon aufgrund des emotionalen Bezugs zur früheren Geburtsstation und Dr. Hans Schales.

„Die Caritas ist mehr als eine Organisation. Sie ist eine Grundhaltung gegenüber Menschen, besonders gegenüber Menschen in Not. Ihre Wurzeln hat sie in der Liebe Jesu zu den Menschen. Wie er sieht die Caritas ihre Aufgabe darin, den Menschen ohne Ansehen von Herkunft, Status oder Religion mit Liebe und Achtung zu begegnen. Überall.“ So beschreibt sich der Wohlfahrtsverband selbst. Caritas bedeutet übersetzt Nächstenliebe. Die cts ist ein Wirtschaftsunternehmen unter dem Dach der Caritas. Was sie sich geleistet hat, hat nichts mit Nächstenliebe, mit Achtung zu tun. Es ist ein Affront.

Denn: Lokalpolitiker aller Parteien sagen, sie hätten von nichts gewusst, die cts habe sie mit der Nachricht von der Schließung überfahren. Wohlgemerkt: Wir reden von Gesundheitsfürsorge für 27 000 Bürger allein in Dudweiler.

Gesundheitsfürsorge ist ein sensibler Bereich. Ausgerechnet in Corona-Zeiten mit all den damit verbundenen Ängsten das Aus für ein Krankenhaus im Alleingang zu beschließen. Ohne Entscheidungsträger vor Ort einzubinden. Ohne das gemeinsame Gespräch zu suchen. Um vielleicht Lösungsmöglichkeiten zu finden, damit das Krankenhaus eben nicht geschlossen werden muss. Wow, so eiskalt muss man erstmal sein, wenn man sich „Die Caritas ist mehr als eine Organisation. Sie ist eine Grundhaltung gegenüber Menschen . . .“ auf die Fahnen geschrieben hat.

Gesundheitsfürsorge ist Sache aller. Der Alleingang der cts ist daher kaum zu glauben. Man könnte fragen: Wieso bekommen Politiker vor Ort nicht mit, dass das Aus für das „Kloschder“, mit 250 Mitarbeitern einer der größten Arbeitgeber in Dudweiler, im Busch ist? Brisant bei der Frage: Alexander Funk, CDU-Fraktionschef im Saar-Landtag, ist Vorsitzender des cts-Aufsichtsrats. Er wusste sicher vom Schließungsplan, hat ihn wohl mitabgesegnet. Warum hat er seine Parteikollegen in Saarbrücken und Dudweiler nicht informiert? Oder hat er doch? Was läuft hinter den Kulissen? Antworten darauf sind eine Frage des Anstands.

Die cts jedenfalls hat die Kommunalpolitik abgewatscht. Und will gleichzeitig den Standort Rastpfuhl für 60 Millionen Euro ausbauen. Auch mit öffentlichen Fördergeldern. Aus wirtschaftlicher Sicht mag das alles legitim sein. Das muss sich zeigen. Aus Respekt vor dem, was das „Kloschder“, dessen Wurzeln über die Schwestern vom Heiligen Geist bis 1866 zurückreichen, für Dudweiler bedeutet, wäre es ein Gebot des Anstands gewesen, dass die cts das Thema transparent behandelt hätte. Dass sie die Politiker vor Ort eingebunden hätte. Dass sie gemeinsame Gespräche gesucht hätte. Um das Krankenhaus womöglich als Gesundheitsstandort gemeinsam retten zu können.

Dr. Schales hat 28 Jahre im „Kloschder“ gearbeitet, es überregional bekannt gemacht, dort 20 000 Saarländer auf die Welt gebracht. Ihm blutet in Simbabwe, wo er seit 20 Jahren lebt und mit dem Afrika-Projekt hilft, das Herz. Auf ihr Herz sollte die cts sich zurückbesinnen. Im Gesundheitswesen geht es nicht nur um Zahlen in Bilanzen. Es geht um Menschen. Zudem sollte man bei so weitreichenden Entscheidungen, die eine Institution wie das „Kloschder“ betreffen, die Menschen vor Ort mit ins Boot nehmen. Für sie geht es nicht nur um ein Krankenhaus . . . 

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