Wie Licht und Schatten den Raum verändern

Kleinblittersdorf · Für die französische Bildhauerin Valérie Hendrich stellte die Arbeit in der Wintringer Kapelle eine Herausforderung dar. Ihre einzigen Utensilien waren das Licht und ihre Fantasie.

 Die Wintringer Kapelle erstrahlt im Sonnenlicht. Foto: Hendrich

Die Wintringer Kapelle erstrahlt im Sonnenlicht. Foto: Hendrich

Foto: Hendrich
 Valérie Hendrich. Foto: Lupp

Valérie Hendrich. Foto: Lupp

Foto: Lupp

Längst ist auch das Immaterielle zum Werkstoff des Bildhauers und Plastikers geworden. Das Licht, das einen Raum schafft und ihn durch den Schatten teilt, sind für Valérie Hendrich Material. Dafür das Medium Flächen durch das Zusammenspiel von Raum und Licht begrenzen oder erweitern, diesen Arbeitsauftrag hatte sich die Bildhauerin Valérie Hendrich gegeben. Um ihn auszuführen, war die 1973 in Forbach geborene Künstlerin nach ihrem Studium der Bildhauerei in Mulhouse 1995 in die Dependance der Hochschule der Bildenden Künste Saar in der Handwerkergasse des einstigen Völklinger Eisenwerks zu Wolfgang Nestler gewechselt.

Im Atelier Nestler fanden sich diejenigen zusammen, deren Interesse nach dem Raum ging, unabhängig, mit welchen Mitteln er zu schaffen war. Für ihre Diplomarbeit hatte sich Valérie Hendrich auf das Zusammenspiel von Fläche, Raum und Licht konzentriert. Über Monate hatte sie eine 16 Quadratmeter große Stofffläche mit kleinen Stichen aus feinem blauen Garn bedeckt, bis keine helle Stelle mehr herausstach. Alles war tiefblau, plastisch durch das den Stoff durchwirkende Garn, dessen Unebenheiten das Licht anzogen und eine Veränderung bewirkten. "Mit solchen Phänomenen arbeite ich", sagt Valérie Hendrich und tastet sich weiter vor in die Räume, die sich hinter der Fläche aufschlossen, wenn Licht und Schatten in sie eindrangen. Es waren die Bilder und Räume hinter den Dingen, die im Wechsel des Lichts, in der Veränderung der Tages- und Jahreszeiten liegen. Flächen und Räume verändern sich im Licht.

Das wurde 2010 handgreiflich in dem Poesie und Alltag vereinenden Projekt der "Reflexionen über die Saar". Diese Gemeinschaftsarbeit mit dem Designbüro Hullmann & Gimmler sah vor, dass Verse aus einem Gedicht von Johannes Kühn an die Uferbefestigungen entlang der Saar montiert wurden. Schaute man direkt darauf waren die in Spiegelschrift gesetzten Worte unleserlich, doch erst im Blick auf die Oberfläche des Wassers ließ sich an hellen Tagen die Botschaft lesen. Wieder griffen Licht und Raum ein und legten frei, was hinter den Dingen lag. Daraufhin lud sie der beim Regionalverband Saarbrücken für den Kulturort Wintringer Kapelle zuständige Peter Lupp ein, etwas für das den Ort im Internet begleitende Projekt "extra muros" (außerhalb der Mauern) zu schaffen.

"Gerade das fand ich spannend daran, dass meine Arbeit extra muros stattfinden sollte. Denn es bedeutete, den Raum der Kapelle unverändert zu lassen. Kein Eingriff vor Ort, keine Installation, sondern dem Raum sein Ganzes zu lassen. Dafür aber konnte ich mich virtuell und gedanklich mit dem Ort auseinandersetzen", erzählt sie. Den Wandel des Raums durch das Licht greift darin in der Jahresreihe "per annum MMXIV" in Zusammenarbeit mit dem Cutter Christian Schmidt realisiertes Filmprojekt auf. Die Wendung zum bewegten Bild erweist sich in dieser Suche nach dem Wandel von Farbe und Raum als konsequent. In der Wintringer Kapelle kommt in zehn stillen, nur dem im Raum laufenden Licht gewidmeten Minuten diese Suche nach den Übergängen vom Materiellen zum Immateriellen im Schaffen der Bildhauerin zu sich.

Das Brevier zum Film inklusive DVD ist gegen eine Schutzgebühr von 7,50 Euro erhältlich, E-Mail: peter.lupp@rvsbr.de, Telefon (06 81) 6 06 61 40.

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