Tierisches Holzrücken im Wald

Saarbrücken. Dora arbeitet von Montag bis Freitag. Sieben Stunden täglich. Sie schleppt an jedem Arbeitstag 45 Kubikmeter Holz aus dem Saarbrücker Stadtwald. Dabei ist sie erst fünf Jahre alt und nur 1,50 Meter groß. Doras Körper dampft in der kalten Winterluft. Das Thermometer zeigt null Grad. Bei der Frage, ob ihr der Job Spaß macht, wiehert sie nur kurz

Saarbrücken. Dora arbeitet von Montag bis Freitag. Sieben Stunden täglich. Sie schleppt an jedem Arbeitstag 45 Kubikmeter Holz aus dem Saarbrücker Stadtwald. Dabei ist sie erst fünf Jahre alt und nur 1,50 Meter groß. Doras Körper dampft in der kalten Winterluft. Das Thermometer zeigt null Grad. Bei der Frage, ob ihr der Job Spaß macht, wiehert sie nur kurz. Denn Dora ist eine rumänische Stute.Seit dem 1. Februar hilft sie gemeinsam mit ihrem Besitzer Vasile Crimut bei der Holzernte im Saarbrücker Stadtwald. In Deutschland sind die Pferderücker selten geworden. "Weniger als zehn Prozent der Holzmasse wird mit Hilfe von Pferden aus dem Wald gezogen", sagt der Saarbrücker Revierförster Ralf Blechschmidt.

15 Jahre ist es nun her, dass Pferde im Saarbrücker Stadtwald Holz gerückt haben. Die Idee, wieder einen Pferderücker zu engagieren, hatte Erich Embacher. Der Forstunternehmer erklärt: "Das Umweltministerium hat empfohlen, wieder Pferderücker einzusetzen, weil die Schäden für den Holzbestand im Wald dabei geringer sind." Ökologische Vorteile gibt es allerhand: Die Schäden, die tonnenschwere Maschinen im Wald verursachen, werden durch die sensiblen Kaltblüter minimiert. Es müssen keine Schneisen geschlagen werden. "Die Kosten sind mit einem Pferd etwa zehn Prozent höher als mit einer Maschine", erklärt Blechschmidt und ergänzt: "Dafür ist der Wertverlust am Holz viel geringer. Die Tiere sind eine Investition in die Zukunft."

Stute Dora und Vasile Crimut bekommen in der nächsten Woche Verstärkung. Vier Pferde und ihre Besitzer arbeiten dann im Saarbrücker Stadtwald und der angrenzenden Umgebung. "Die Pferderücker sind Saisonarbeiter aus Rumänien", sagt Blechschmidt. In Deutschland müsse der Beruf des Pferderückers und die Ausbildung der Tiere für die Arbeit im Wald erst wieder anlaufen. "Es gibt auf dem deutschen Markt momentan keine Leute, die für diesen Job ausgebildet sind", sagt Blechschmidt. Die Vierbeiner und ihre Besitzer sind spezialisiert für das Pferderücken. Dora ist eine Huzulenstute, diese Rasse ist besonders geeignet, weil sie sich nicht aus der Ruhe bringen lässt. Etwas aufgeregter wirkt dagegen ihr Besitzer. Vasile Crimut ist erst seit einigen Tagen in Deutschland und kann das Interesse der Medien und Spaziergänger gar nicht verstehen. Denn in Rumänien werden 70 Prozent der Holzmasse im Wald mit Pferden gerückt.

Viele Spaziergänger und Jogger schauen bei der Arbeit der Pferderücker zu. "Im Stadtwald stehen die Forstarbeiter unter ständiger Beobachtung", sagt Blechschmidt. Es gibt auch kritische Stimmen. "Ist das mit dem Tierschutz vereinbar?", hätten schon Waldbesucher gefragt. Darauf haben Erich Embacher und Ralf Blechschmidt eine einfache Antwort: "Die Pferde werden regelmäßig von einem Arzt untersucht."

Dora frisst gemütlich ihre Pausenverpflegung - einen großen Sack Heu. Für heute ist die Arbeit getan. Dora schnauft. Allerdings hat sich die Stute bald eine längere Pause verdient. Im Juni erwartet sie ein kleines Huzulen-Fohlen.

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