Rückepferd Dora arbeitet im Forst

Homburg/St. Ingbert. Neugierig schauen acht künftige Schulkinder in den lichtdurchfluteten Wald. Zusammen mit ihren Erzieherinnen und Förster Bodo Marschall sind die Kinder des Integrativen Montessori-Kindergartens der Lebenshilfe Saarpfalz in den Gebrannten Wald gekommen, um ein Rückepferd bei der Arbeit zu sehen

Homburg/St. Ingbert. Neugierig schauen acht künftige Schulkinder in den lichtdurchfluteten Wald. Zusammen mit ihren Erzieherinnen und Förster Bodo Marschall sind die Kinder des Integrativen Montessori-Kindergartens der Lebenshilfe Saarpfalz in den Gebrannten Wald gekommen, um ein Rückepferd bei der Arbeit zu sehen.Äste knistern unter ihrem Gewicht und schon steht die fünfjährige Stute Dora vor den Kindern. Auf Kommando von Vasile Crimut, einem ausgebildeten Pferderücker, bleibt das Pferd stehen und wartet geduldig bis er die Kette um einen der gefällten Baumstämme gelegt hat. Über das spezielle Rückegeschirr kann der Stamm dann vom Pferd bis an die Rückegasse gezogen werden. Aber das Geschirr ist nicht das Einzige, das den Kindern sofort ins Auge fällt. "Das Pferd hat Stulpen an", ruft eines in die Menge und deutet auf schwarze Bandagen, die Dora um ihre Fußgelenke trägt. Sie sind dazu da, um den Beinen der Stute Halt zu geben. Denn im Dickicht muss sie über viele kleine Äste steigen und dabei noch die Last des Stamms ziehen.

Dora kommt ebenso wie Pferderücker Vasile Crimut aus Rumänien. Forstunternehmer Erich Embacher hat die beiden in den St. Ingberter Wald gebracht. Da es in Deutschland nicht genügend ausgebildete Rückepferde und Pferderücker gibt, setzt Embacher auf die Fachkräfte aus Rumänien. Dora ist eine Huzulenstute. Eine Rasse, die in Rumänien viel als Arbeitspferd eingesetzt wird, wie Embacher erklärt. "In Rumänien werden so ziemlich alle Arbeiten mit diesen Pferden gemacht."

In der nächsten Zeit sollen weitere Pferde eingesetzt werden. Und Dora selbst sorgt im April für Nachwuchs. Dann wird die trächtige Stute ihr Fohlen zur Welt bringen. Aus diesem Grund wird sie nur noch einen Monat lang im Einsatz sein und dann bis zur Geburt pausieren. Danach begleitet das Fohlen Dora zu ihrem Arbeitsplatz im Wald. "In der Regel arbeitet ein Rückepferd sechs Stunden am Tag", erklärt Embacher. Im Sommer bei Hitze seien es weniger Stunden. Da teilen sich zwei Pferde eine Tagesschicht. Für Verpflegung mit Heu und Wasser ist außerdem gesorgt.

Zirka 30 Meter Holz rückt Dora am Tag. Das ist keine so große Menge - dafür schont der Einsatz des Kaltblüters den Waldboden und Dora ist wendiger als Großmaschinen.

"Die Landesregierung möchte von der Hochmechanisierung im Wald wegkommen", sagt Förster Marschall. Deshalb kommen jetzt auch wieder verstärkt Rückepferde zum Einsatz. "Vor 15 bis 20 Jahren hatten wir die letzten Pferde bei uns im Wald im Einsatz", erinnert sich Marschall. Doch ganz ohne den Einsatz von Maschinen wird es in der Forstwirtschaft auch in Zukunft nicht gehen. "Die Pferde können die Maschinen nicht komplett ersetzen", betont auch Förster Martin Eberle. Denn Rückpferde seien nur ein Teil des Transportes. Ihre Aufgabe ist es, die Baumstämme an die Rückegasse zu bringen. Das Stapeln und den weiteren Transport müssen weiterhin Maschinen übernehmen. Denn immerhin werden 18 000 Festmeter Holz im Jahr im St. Ingberter Wald geerntet.

Mit den rumänischen Arbeitern sind die Förster sehr zufrieden. Sie würden auch ohne Probleme in Steilhängen arbeiten und hätten sich an die deutschen Sicherheitsstandards angepasst. Quartier bezogen haben Vasile Crimut und seine Kollegen in Saabrücken, in der Nähe des Messegeländes. "Die Landesregie-

rung möchte von der Hochmechani-

sierung im Wald wegkommen."

Förster Bodo Marschall

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