Wie altes Handwerk wiederbelebt werden kann

Karlsbrunn · Im Rahmen der Ausstellung „Vergessen – wo der Wert der Dinge wartet“ im Jagdschloss Karlsbrunn finden mehrere Ortsgespräche statt. Eines forschte nun der „verschwunden Arbeit“ nach.

Ein alter Türgriff war das Motiv des Abends. Der Türgriff stammt aus der alten Mühle in Eiweiler, konnte dort nicht mehr verbaut werden und liegt seither auf dem Schreibtisch von Peter Michael Lupp, Regionalentwickler beim Regionalverband Saarbrücken. Vielleicht inspirierte dieser Türgriff den engagierten Regionalplaner zu dem Ortsgespräch "Verschwundene Arbeit - über zeitgenössische Handwerkstraditionen an historischen Gebäuden" im Jagdschloss Karlsbrunn . Dort wird zurzeit auch die Ausstellung "Vergessen" von Peter Michael Lupp gezeigt, eine sehr ästhetische Dokumentation zur ländlichen Baukultur. Passend zum Thema fand das Ortsgespräch zunächst in der alten Scheune des Jagdschlosses statt und später im luftigen Hof des charmanten, barocken Ensembles.

Peter Michael Lupp erklärte gleich zu Beginn, dass früher die Häuser aus dem Material gebaut wurden, das vor Ort bereits existierte. Daher seien diese alten Gebäude meist naturnäher als heutige Bauten. Axel Boecker, Denkmalpfleger in Saarbrücken, warf dann einen Blick auf die Historie unserer Region und erläuterte, dass in früheren Jahrhunderten im ländlichen Raum nicht nur Bauern lebten, sondern auch viele Handwerker. "Es gab alle drei Orte einen Schmied, einen Schuhmacher. Nur einen Bäcker brauchte es damals nicht". Die Frage, ob denn alte Handwerkskünste für immer verloren sind, verneinte er. "Wie in der Archäologie kann man das heute experimentell, durch Versuche, wieder erlernen".

Der Höhepunkt des Abends war der Vortrag von Ulrich Grober, Journalist, Buchautor und Träger des Hans-Carl-von-Carlowitz-Nachhaltigkeitspreises 2014. Sein Essay über die 1200 Jahre alte Tür aus dem Aachener Dom, die schon von Karl dem Großen geöffnet wurde, beeindruckte. Die Tür sei ein "altes Stück Holz, am unteren Ende weggefault, aber so gut gearbeitet, dass sie heute noch hält". Dies führte ihn auch zu der Frage, ob es denn vorstellbar sei, dass man heute ein Produkt herstellen kann, das im Jahr 3214 noch existiert? Seine Gedanken zum Thema Nachhaltigkeit waren tiefgründig, aber nicht belehrend. "Der Einzelne kann die Welt nicht retten". Und zum Thema des Abends meinte er: "Alte Baukultur ist wie eine Muschel. Von außen hässlich, aber mit einer Perle im Inneren. Lasst uns den Blick auf das Wachstum der Perle lenken".

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Auf einen BlickDie Ausstellung "Vergessen - wo der Wert der Dinge wartet" ist freitags von 15-19 Uhr, an Wochenenden und Feiertagen von 12 bis 19 Uhr geöffnet. Nächstes Ortsgespräch ist am 23. Juli, 18 Uhr, zum Thema "Schandfleck oder Kunstwerk?". nba

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