Fortschritt nur in kleinen Schritten

Karlsbrunn · Tausende von Menschen fanden früher auf der Tagesanlage Warndt. Unternehmer Albert Winzent plante dann den großen Wurf: Dort sollte ein Zentrum für erneuerbare Energien entstehen. „Mühsam ernährt sich das Eichhörnchen“, lautet nun Bürgermeister Jörg Dreistadts scherzhafte Devise.

 Auf der früheren Tagesanlage Warndt ist noch viel Raum für Neuansiedlungen, sagt Bürgermeister Jörg Dreistadt (unser Bild). Foto: Jenal

Auf der früheren Tagesanlage Warndt ist noch viel Raum für Neuansiedlungen, sagt Bürgermeister Jörg Dreistadt (unser Bild). Foto: Jenal

Foto: Jenal

Bei unserem Besuch ist wenig los auf der ehemaligen Tagesanlage Warndt. Das Gelände scheint fast menschenleer, nur ab und zu fährt ein Auto vorbei. Eine Katze trottet gemütlich über die Straße. Die alte Telefonzelle vor dem Eingang zerfällt. Die Uhr auf dem Pförtnerhaus funktioniert ebenfalls nicht mehr, um zehn vor elf Uhr hat sie den Geist aufgegeben.

Das Schild mit den Öffnungszeiten der ehemaligen Kantine lässt erahnen, dass das Gelände schon bessere Zeiten erlebt hat. Zwischen 5.15 Uhr und 22.30 Uhr, so die Auskunft, konnten sich die Bergleute dort stärken. Doch das ist lange her. Vor zehn Jahren stellte die Anlage Warndt/Luisenthal des Bergwerks Saar die Förderung ein, am 17. Juni 2005 wurde zum letzten Mal Kohle aus der Tiefe geholt. Vier Jahre später kaufte der St. Wendeler Unternehmer Albert Winzent 72 Hektar der ehemaligen Grubenfläche, um erneuerbare Energien zu erzeugen und damit neu anzusiedelnde Betriebe zu versorgen. Doch die Entwicklung des Zentrums gestaltete sich schwierig. Ein Grund: Das notwendige Bebauungsverfahren lag wegen Bürgerprotesten lange auf Eis.

Das Steag-Heizkraftwerk und Photovoltaik erzeugen auf dem Gelände Energie. Der Gemeindebauhof ist auf die Tagesanlage umgezogen. Ein Getränkegroßhändler und ein Lebensmittelrecycler gehören zu den Firmen, die dort arbeiten.

Zurzeit, erläutert Großrosselns Bürgermeister Jörg Dreistadt (SPD ), laufen Verhandlungen über die Ansiedlung eines Gärtnereiunternehmens. Die Hoffnung, dass ein größerer Betrieb auf der ehemaligen Grube viele Arbeitsplätze schafft, hat sich allerdings nicht erfüllt. "Wir sind für jedes kleine Unternehmen dankbar", sagt Dreistadt.

Um die Vermarktung zu erleichtern, hat der Rosseler Gemeinderat den Bebauungsplan geändert. Durch die Verschiebung so genannter Lärmkontingente, die die maximale Lärmbelastung eines Gebiets festlegen, wird es Gewerbetreibenden ermöglicht, sich im Bereich Parkplatz, Pförtnergebäude und Kantine anzusiedeln.

Zurzeit, berichtet der Bürgermeister, bauen die Gebrüder Güzelgün aus Dorf im Warndt die ehemalige Waschkaue zur Eventhalle um. Dort sollen Sportveranstaltungen, Hochzeiten und andere private Veranstaltungen über die Bühne gehen. Andere Unternehmen scheuen sich, auf dem Gelände zu investieren. Sie wollen keine alten Gebäude sanieren, sondern setzten auf maßgeschneiderte Neubauten. Dreistadt verweist auf die Konkurrenz anderer Industrie- und Gewerbegebiete mit besserer Verkehrsanbindung.

Der Rosseler Verwaltungschef will aber am Ball bleiben und sich weiter für Neuansiedlungen einsetzen. Auch wenn es nur mit kleinen Schritten vorangeht. "Mühsam ernährt sich das Eichhörnchen", sagt Bürgermeister Jörg Dreistadt .

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HintergrundDie Grube Warndt, jüngstes saarländisches Bergwerk, förderte von 1963 bis Mitte 2005 Kohle. Nach der Stilllegung suchte man nach neuen Nutzungen für die Fläche. Die Wahl fiel auf erneuerbare Energien. Im Juli 2009 kaufte der St. Wendeler Unternehmer Albert Winzent einen Großteil der Fläche und die denkmalgeschützten Bauten. Für die Warndt-Aktivitäten gründete er eine Firma, die Neue Energie Saar (NES). tan

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