Leiterin der Kleiderkammer: „Ich fühle mich missverstanden“

Friedrichsthal · Die Kleiderkammer in Friedrichsthal muss bis zum 30. November schließen. Deren Leiterin will sich bemühen, einen anderen Raum für die aus ihrer Sicht nicht gewerbliche Hilfeleistung zu finden.

Nach der gemeinsamen Pressemitteilung der katholischen und evangelischen Kirchengemeinden in Friedrichsthal zur Kündigung der Kleiderkammer im Lutherhaus zum 30. November (SZ vom 16. September), wendet sich nun auch die Leiterin der Kammer, Gisela Schorn, mit einer schriftlichen Stellungnahme an unsere Zeitung.

Gisela Schorn widerspricht der Aussage der Kirchengemeinden , dass es sich bei der Kleiderkammer um ein Gewerbe handelt: "Ein Gewerbe, auch ein Kleingewerbe, ist eine selbstständige, fortgesetzte und wirtschaftliche Tätigkeit, die auf eigene Verantwortung und Rechnung und mit Gewinnerzielungsabsicht gegründet wird. Darüber hinaus liegt immer dann eine gewerbliche Tätigkeit vor, wenn regelmäßig Waren oder Dienstleistungen mit Gewinnabsicht angeboten werden." Sie erklärt gegenüber unserer Zeitung weiter, dass die Kleidungsstücke lediglich gegen eine "kleine Spende" herausgegeben wurden. "Die Spenden erfolgten immer freiwillig - wer nichts geben konnte, erhielt die Kleidungsstücke auch ohne Spende." Somit könne man weder ihr noch ihren Mitarbeiterinnen eine "Gewinnerzielungsabsicht" unterstellen. Schorn schreibt: "Eindeutig und ausschließlich stand die humanitäre Absicht im Mittelpunkt der Frauen in der Kleiderkammer."

Die Spenden seien in regelmäßigen Abständen gegen eine Quittung im Pfarrbüro der katholischen Kirchengemeinde abgegeben worden.

Ihre Absicht sei gewesen, dass diese für karitative Zwecke eingesetzt werden. Schorn: "Ich fühle mich missverstanden. Ich wollte helfen und etwas Gutes tun. Hätte man mir geraten, mich an das Gewerbeamt oder das Finanzamt zu wenden, hätte ich das selbstverständlich getan. Ich will, dass unsere Arbeit wertgeschätzt wird und wir nicht in ein falsches Licht gerückt werden, als hätten wir etwas Unrechtes getan. Mir ist daran gelegen, dass unsere Arbeit fortgesetzt wird. Gerne helfe ich mit, einen anderen Raum zu finden."

Die Saarbrücker Zeitung fragte auch beim saarländischen Finanzministerium nach, welche Regeln in einem solchen Fall gelten. Doch das Ministerium wollte sich unter Hinweis auf den Datenschutz nicht zu diesem Fall äußern.

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