Iris Seyler, neue Leiterin der Zweibrücker Jugendkunstschule „Mich fasziniert das Dreidimensionale“

Zweibrücken · Iris Seyler, neue Leiterin der Zweibrücker Jugendkunstschule, ist 20 Jahre lang als frei schaffende Künstlerin durch die Welt gezogen, um zu lernen und zu wirken. Mit ihrem Erfahrungsschatz als Kuratorin bietet sich ihren Schülern eine neue Perspektive für öffentliche Auftritte. Eine Ausstellung plant sie auch mit ihrer Kunst-AG am Hofenfelsgymnasium.

 Die Herz-Skulptur, die die studierte Bildhauerin Iris Seyler hier zeigt, ist aus Porzellan gegossen.

Die Herz-Skulptur, die die studierte Bildhauerin Iris Seyler hier zeigt, ist aus Porzellan gegossen.

Foto: Cordula von Waldow

„Ich werde später einmal Künstlerin!“ Das stand für Iris Seyler bereits als Kind fest und erhärtete sich während ihrer Schulzeit. Mit 17 Jahren übersiedelte die gebürtige Wormserin nach Kanada, besuchte jedoch die Meisterschule in Kaiserslautern, um Steinmetzin und Steinhauerin zu werden. Mit ihrem Mann lebte sie danach in Vancouver und studierte Bildhauerei an der angesehenen Emily-Carr-University of Art and Design.

Wenngleich sie während ihres Studiums mit allen Sparten der Kunst von Malerei bis Fotografie in Berührung kam, blieb sie der plastischen Gestaltung treu. „Mich hat schon immer das Dreidimensionale fasziniert, dass ich um meine Werke herumgehen, sie von allen Seiten betrachten kann“, sinniert sie. „Ich bin Schwarz-Weiß, Farbe und 2D sind nicht mein Ding“, erklärt sie ihre persönlichen Vorlieben.

Nichtsdestotrotz kennt sich die Kunsthistorikerin auch hierin aus und unterrichtet seit vielen Jahren ebenfalls in diesem Bereich. Doch für sich selbst liebt sie den „Kampf mit dem Material, die Arbeit mit Härtegraden und Oberflächenstrukturen“. Besonders liebt sie Stein als Werkstoff, doch selbst Gips verwendet die vielseitige Bildhauerin keineswegs nur, um Formen zu gießen, sondern gleich als Endmaterial für ihre Objekte.

Menschen haben es ihr angetan. Diese entstehen nicht etwa als aufrechte Figur, sondern gerne abstrahiert und minimalistisch als Bodenkunstwerk. Tiefgründig und subtil angelegt, wollen die Kunstwerke der 58-Jährigen verstanden werden und nicht nur optisch wirken.

Von der kanadischen Westküste wechselte sie an die Ostküste, um sich den Traum eines Studiums an dem wegweisenden Nova Scotia College Halifax zu erfüllen, wo sie ihren Bachelor of Fine Arts machte und Kunstgeschichte studierte. Dort hatte sie auch ihre erste Begegnung mit einer Druckerwerkstatt, Lithographie und Radierungen. Ihren Master machte die mittlerweile erfolgreiche Künstlerin an der Universität in Connecticut/USA und wechselte von dort aus erst nach Toronto/Kanada und dann ins italienische Lucca.

Rückblickend sagt die Weltenbummlerin: „Ich habe mich mein ganzes Leben lang treiben lassen vom Leben selbst.“ Ihre eigenen Kunstwerke reichen von handteller-klein bis zu mehreren Quadratmetern Größe. 20 Jahre war sie damit glücklich, designte, stellte aus, nahm diverse Lehraufträge an, zuletzt an der University of Maryland, Campus Mannheim. In Speyer wohnhaft, wurden dort auch ihre Zwillinge geboren.

2005 wechselte die Künstlerin in den Schuldienst. „Ich musste komplett umdenken, denn bis dahin hatte ich nur mit Erwachsenen zu tun“, lacht Iris Seyler. Selbst Mutter, fiel ihr die Arbeit mit Kindern und Jugendlichen leicht. Seit 2007 lehrt sie Kunst am Zweibrücker Hofenfelsgymnasium und übernahm jetzt die Leitung der Zweibrücker Jugendkunstschule (wir berichteten). Ihr macht besonderen Spaß zu beobachten, mit welcher Konzentration Kinder zeichnen, wie unterschiedlich sie lernen, wie sie „ticken“, wo ihre Interessen liegen. In dieser Zeit konnte die international erfahrene Lehrerin einige Schüler inspirieren und freut sich über deren Karrieren als Künstler und Designer.

Ein Herzprojekt ist ihre Kunst-AG, in der sich die Nachwuchskünstler ausprobieren und ihre Kreativität ausleben dürfen. Von Kollegen weiß sie, dass diese Persönlichkeitsentwicklung sich auf das Verhalten ganzheitlich auch auf andere Schulfächer überträgt. Und dieses Wachstum will sie an der Zweibrücker Jugendkunstschule Kindern sowie Jugendlichen und über die Kooperation mit der VHS Zweibrücken auch Erwachsenen bieten.

In der kurzen Zeit ihres Wirkens stellt sie fest: „Wir haben so viele, teilweise noch schlummernde Talente.“ Diese erwecken und fördern, etwa in einem „offenen Atelier“, ist eines ihrer Ziele. Auf Anhieb konnte sie in ihrem Netzwerk weitere Dozenten gewinnen und acht neue Kurse anbieten. „Ich habe als Künstlerin ausgestellt, als Kuratorin Ausstellungen organisiert und davon profitieren meine Schüler und vor allem die AG schon lange“, will die 58-Jährige künftig auch die Teilnehmer der Jugendkunstschule vermehrt in die Öffentlichkeit bringen. Sie schwärmt: „Eine Kunstschule ist schon etwas ganz Besonderes für eine Stadt. Wir haben in der ehemaligen Hauptschule Nord so tolle Räumlichkeiten zu Verfügung, hier lässt sich so vieles umsetzen.“

Dabei setzt Iris Seyler auf Netzwerken. So soll es im Mai eine Ausstellung der Jugendkunstschule im Rosenmuseum geben. Für den Herbst sei eine Ausstellung der Kunst AG des Hofenfelsgymnasiums in der Bibliotheca Bipontina geplant. Mit letzterer bereitet sie sich aktuell auf den bundesweiten Tag der Druckkunst am 15. März vor. Wenngleich es auch in der Jugendkunstschule eine Druckwerkstatt gibt, ist das Druckmuseum von Kurt Werle mit seiner Sammlung doch ein Eldorado für die begeisterten Schüler und ihre engagierte Lehrerin. Hierher laden Iris Seyler und Kurt Werle zusammen mit der Kunst-AG zu einem Tag der offenen Tür.

Das Erlebnis-Druckmuseum Zweibrücken, Luitpoldstraße 28-30, verfügt über eine ansehnliche Sammlung von Druckmaschinen, zum Beispiel eine Frankenthaler Schnellpresse, ein Heidelberger Tiegel sowie mehrere historische Handpressen. Was diese Institution aber zum Erlebnisort macht, ist seine umfangreiche Sammlung von Setzmaterialien, unterschiedlichen Schrifttypen in Blei und Plakatschriften aus Holz und Kunststoff. Im Rahmen des „Tages der offenen Tür“ werden Schüler/innen der Kunst AG des Hofenfelsgymnasiums experimentell mit dem Inventar arbeiten und verschiedene druckgrafische Prozesse wie Hoch- und Tiefdruck präsentieren. Die künstlerischen Druckergebnisse werden mit typografischen Elementen – beweglichen Holz- und Bleilettern – kombiniert. Besucher bekommen Gelegenheit, den Künstler/innen am 15. März über die Schulter zu schauen und werden ermutigt, auch selbst Hand anzulegen. Zeitraum 9 bis 14 Uhr, der Eintritt ist frei. Infos bei Iris Seyler unter irisseyler@hotmail.com

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