Idee aus dem Saarland soll bundesweit groß rauskommen Ein neues Internetportal vermittelt den Koch für zuhause

Saarbrücken · Wegen Corona nicht ins Restaurant? Und das Essen vom Lieferdienst entspricht nicht immer den Erwartungen? Eine Saarbrücker Firma hat da eine Idee.

 „UrCook“-Firmengrüner Nouredine Benaissa, Gründungs-Helfer Venoth Nagarajah und Mietkoch Patrick Schillo (r.) mit einem der Gerichte, die Schillo anbietet: geschmorte Kalbsbäckchen mit Sellerie-Püree.

„UrCook“-Firmengrüner Nouredine Benaissa, Gründungs-Helfer Venoth Nagarajah und Mietkoch Patrick Schillo (r.) mit einem der Gerichte, die Schillo anbietet: geschmorte Kalbsbäckchen mit Sellerie-Püree.

Foto: BeckerBredel

Dass die Sache mit den Mietköchen etwas für Angeber sei, würden weder Venoth Nagarajah, noch Nouredine Benaissa und Jörg Krusekamp so sagen. Aber, findet, Jörg Krusekamp, „;ich habe einen Mietkoch“ ist ein Satz, den man bisher viel zu selten hört.“ Jörg Krusekamp ist ein Marketingprofi, sitzt in Essen und arbeitet für die „Suga Agency“. Die Firma kümmert sich unter anderem um „Brand- und Reichweitenoptimierung“. Damit sei die „Suga Agency“ der optimale Partner für ein junges saarländisches Unternehmen, die „UrCook GmbH“, sagen Venoth Nagarajah und Nouredine Benaissa.

Nouredine Benaissa ist Geschäftsführer der Firma, die Mietköche vermittelt. Venoth Nagarajah hat als einer der Geschäftsführer der „The House of Intelligence GmbH“ Starthilfe geleistet bei dem Plan, etwas zu organisieren, was, wie Nouredine Benaissa meint, eigentlich eine naheliegende Idee sei, die aber in dieser Form noch nie verwirklicht wurde.

Und die vielleicht auch nie verwirklicht worden wäre, wenn die Corona-Pandemie unser Leben nicht aus der gewohnten Bahn geworfen hätte. Plötzlich, erklärt Venoth Nagarajah, sei es nicht mehr möglich gewesen, einfach ins Restaurant zu gehen. Und Köche hätten gemerkt, dass sie zwar hohe Fixkosten haben, aber keine Einnahmen mehr. Die Lieferdienste begannen zu boomen.

Das Problem bei Lieferdiensten sei aber: „Ich gehe gerne essen, mag aber kein geliefertes Essen, weil da immer Qualität verloren geht“, sagt Nouredine Benaissa. Und es gebe einfach auch Gerichte, die als gelieferte Produkte nicht funktionieren. Ein gutes Steak sei im Lieferservice nicht möglich. „Und die Pommes sind bei keinem Lieferdienst so knusprig wie auf dem Foto, wenn sie dann zuhause ankommen“, sagt Venoth Nagarajah.

Als es wieder möglich war, dass sich Menschen aus zwei Haushalten privat treffen durften, kam Nouredine Benaissa die Idee: Wenn Menschen nicht ins Restaurant gehen können, dann kann doch das Restaurant, also der Koch, zu den Menschen kommen. Die Idee klingt simpel, bedeutete dann aber doch einigen Organisationsaufwand: Auf einer Internetseite bieten Köche ihre Dienste an, erklären, welche Gerichte sie kochen wollen und was das Ganze kostet. Das sei gut angekommen, bei Köchen und bei Kunden. Rund 200 Buchungen innerhalb weniger Monate habe es gegeben.

Wobei unter den 15 Köchen, die zeitweise dabei waren, nicht nur Profis aus Restaurants waren, sondern auch gute Hobbyköche, die wegen der Pandemie ihren Hauptberuf nicht ausüben konnten. Einer dieser Köche ist Patrick Schillo. Der Friseur hatte durch die Corona-Regeln lange Zeit quasi Berufsverbot. Patrick Schillo ist aber auch ein begnadeter Koch. Er war direkt begeistert von der Idee.

„Mich interessieren Menschen“, sagt er. Und das sei eine gute Voraussetzung, findet Venoth Nagaraja. Denn ein Mietkoch müsse eben nicht nur kochen können, sondern auch „Entertainerqualitäten“ haben, also die Leute auch unterhalten können. Die Kunden sollen den Koch und seine Leistungen nämlich auf der UrCook-Internetseite auch bewerten. Und da werde natürlich nicht nur gelobt, wenn das Essen gut war, sondern auch der Gesamteindruck gewürdigt. Man komme mit den Leuten ins Gespräch, rede übers Kochen, gebe Tipps, sagt Schillo.

Die Idee, die Köche zu den Menschen nach Hause zu bringen, sei genial, meint auch Schillo. Sie stößt aber an Grenzen. Man sei an einem Punkt angelangt, an dem man nicht mehr alle Anfragen bedienen könne, sagt Nouredine Benaissa. Zumal eine Internetplattform sich nicht an die saarländischen Landesgrenzen hält. Es kamen auch Anfragen aus Rheinland-Pfalz, aus Luxemburg und Lothringen. Dort hatte man aber keine Köche.

Also lautet nun der Plan: Das Ganze soll im kompletten deutschsprachigen Raum größer aufgezogen werden. Und da kommt die Essener „Suga Agency“ ins Spiel. Jörg Krusekamp ist zuversichtlich, dass die Idee im großen Stil funktioniert. Ab Anfang kommenden Jahres soll bundesweit geworben werden. Wobei das Ganze zweigleisig laufen soll: Es werden Köche und es werden Kunden für diese Köche gesucht. Wobei es ähnlich wie bei Lieferdiensten ein breites Spektrum geben soll. Wenn es gut laufe, habe man alles im Angebot vom Sternekoch bis zu einem Pizzabäcker, der den Pizzateig durch die Luft wirbeln lässt.

„Die Leute mögen Luxus. Dazu gehört es auch, sich mal einen Koch zu mieten. So etwas war ja bisher nur für Firmenfeiern möglich“, sagt Jörg Krusekamp. Und auch wenn die Pandemie irgendwann vorbei sei, bleibe das Mietkoch-Modell interessant. „Viele Menschen haben tolle Küchen zuhause, nutzen die aber nie. Früher war ein eigener Koch in so einer Küche nur etwas für Reiche. Jetzt nicht mehr“, beschwört Krusekamp die neue Zeit herauf.

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