Sie bringt ihre Musik mit Buntstift zu Papier

Herrensohr · Die Liebe verschlug Komponistin Maria Teresa Treccozzi nach Saarbrücken. Die Italienerin fasst nun Fuß in der saarländischen Musikszene. Erste Erfolge ließen nicht lange auf sich warten – so etwa durch den Kultur-Förderpreis der Landeshauptstadt.

 Am Esstisch in Herrensohr schreibt Preisträgerin Maria Teresa Treccozzi ihre Musik.

Am Esstisch in Herrensohr schreibt Preisträgerin Maria Teresa Treccozzi ihre Musik.

Foto: kerstin Krämer

Mit Musik Hör-Erfahrungen des Alltags spiegeln und das perkussive Potenzial von Instrumenten ausloten: Das will die Pianistin und Komponistin Maria Teresa Treccozzi. Seit drei Jahren lebt die Italienerin in Saarbrücken, wo sie just mit dem Kultur-Förderpreis der Landeshauptstadt ausgezeichnet wurde.

Treccozzi schreibt für unterschiedliche Besetzungen von Kammermusik bis Orchester; ihre Kompositionen erklangen bei internationalen Festivals - auch für den internationalen Gouvy-Preis war sie schon nominiert. Die 34-Jährige stammt aus Kalabrien, wo sie sich früh für Musik , Literatur und auch Bildende Kunst begeisterte.

Doch obwohl sie in ihrer Kindheit kaum Gelegenheit hatte, Live-Konzerte zu hören, wusste sie bereits im Alter von zwölf Jahren: "Musik ist Atmen. Ich will wie Beethoven werden." Mit 18 begann sie ein Klavier- und Kompositionsstudium in Mailand und Rom und hängte ein Masterstudium in Elektronischer und Neuer Musik an. Meisterkurse führten sie unter anderem nach Graz und Darmstadt; über ein Erasmus-Studium kam sie nach Karlsruhe zu dem renommierten Neue Musik-Komponisten Wolfgang Rihm . "Karlsruhe war eine gute Erfahrung", sagt Treccozzi.

Dort konnte sie viele Kontakte knüpfen und ihre Kenntnisse der deutschen Klassik-Tradition vertiefen. Die Liebe verschlug sie ins Saarland: Ihr Mann, ebenfalls Italiener und studierter Trompeter, arbeitet in Saarbrücken. "Wir bleiben hier, das ist sicher", erzählt Treccozzi - allein schon wegen Baby Gabriel: Das Söhnchen ist gerade mal einen Monat alt.

Und die frischgebackene Mama fasst langsam Fuß in der hiesigen Szene. So wirkte Treccozzi im vergangenen Jahr bei der Komponistenwerkstatt der Deutschen Radio Philharmonie mit und absolvierte ein Kontaktstudium an der Hochschule für Musik Saar (HfM). Und schon 2014 lieferte sie einen Beitrag zur ersten Ausgabe des Festivals für elektroakustische und visuelle Musik, "eviMus".

Festivalleiter und Komponistenkollege Daniel Osorio war es auch, der sie ermutigte, sich für den Förderpreis der Landeshauptstadt zu bewerben. Jetzt hat Treccozzi im Auftrag von Thomas Altpeter, dem Chef der Saarbrücker Sommermusik, eine Komposition für das Kammerorchester Ricercare geschrieben, die im Rahmen der Reihe in diesem Sommer uraufgeführt werden soll.

Vor ihrer Schwangerschaft gab Treccozzi Klavierunterricht. Nun möchte sie sich gern mehr aufs Komponieren konzentrieren. "Schreiben ist mein Leben", erklärt Treccozzi.

Als wichtigen Einfluss nennt sie ihren Landsmann Luigi Nono , mit dem sie die Erfahrung teilt, dass "Klang überall ist". So forscht Treccozzi nach Klängen und Geräuschen, die anderen Ohren vielleicht ungewöhnlich erscheinen, ihr selbst allerdings ganz selbstverständlich vorkommen.

Perkussives ist ihr wichtig, und verstärkt bemüht sie sich aktuell um die Einbeziehung theatralischer Elemente. "Meine letzten Werke sind alle visuell", erläutert die Komponistin.

So spürt sie der Beziehung zwischen Bewegung und Klang nach, erforscht Strukturen und räumliche Dimensionen. Ihre Kompositionen fixiert sie zunächst mit Buntstiften auf Papier und füttert erst anschließend den Computer damit; nur elektronische Musik wird direkt am Rechner konzipiert. Nun hofft Komponistin Treccozzi auf eine stärkere Vernetzung in der Großregion.

Hörbeispiele von Komponistin Maria Teresa Treccozzi findet sich im Internet auf

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