Viel Lob und schöne Töne

Saarbrücken · Zum Abschluss der Sommermusik gab es unter anderem eine gelungene Uraufführung der Saarbrücker Förderpreisträgerin Maria Teresa Treccozzi.

Die Saarbrücker Sommermusik 2016 ist vorbei: Es lebe deren Epilog, die im November folgende "Herbstmusik". Beim Abschlusskonzert am Sonntag hob Götz Hartmann, Leiter des Kammerorchesters Ricercare, die Bedeutung des traditionsreichen Festivals hervor und würdigte die Verdienste des Sommermusik-Chefs Thomas Altpeter vom städtischen Kulturamt.

Einmal mehr war im gut besuchten großen SR-Sendesaal auf dem Halberg Musik vom Hauptkomponisten dieser Saison zu hören, von Felix Mendelssohn-Bartholdy . Kaum zu glauben, was der von Zeitgenossen als "Mozart des 19. Jahrhunderts" Gepriesene im zarten Alter von 14 Jahren zustande brachte: Bei seiner g-Moll-Streichersinfonie Nr. 12 (1823) bewies der jugendliche Mendelssohn souveränen Umgang mit den Formen der Vergangenheit. In einer starken Wiedergabe schenkten Götz Hartmann und Ricercare dem Werk, was ihm gebührt. Packend waren die fugierten Teile gestaltet, so gleich im Eröffnungssatz (Fuga-Grave, Allegro): In einer geradezu dramatischen Inszenierung brachte Hartmann Licht in das Stimmengeflecht.

Uraufführungen sind das Salz der Saarbrücker Sommermusik. Mit den "Vier Stücken für Streichorchester" des in den letzten Jahren zu neuerlicher Anerkennung gelangten Saarbrücker Komponisten Louis Théodore Gouvy (1819 bis 1898) realisierte Götz Hartmann nun eine deutsche Erstaufführung (zugleich erst die zweite Aufführung des Werkes überhaupt): Gut zur Geltung kam bei dieser gehobenen Unterhaltungsmusik - in ihrer Klangästhetik zeigen sich mancherlei Ähnlichkeiten zu Mendelssohn - das für Gouvy typische Lavieren zwischen Ballett-Eleganz und einem gewissen Pathos; Letzteres war namentlich in der ansprechenden "Barcarolle" zu erkennen.

Die zeitgenössische Uraufführung des gut besuchten Abends stammte aus der Feder der italienischen Komponistin Maria Teresa Treccozzi (geboren 1981), diesjährige Saarbrücker Förderpreisträgerin. Treccozzis "Der alte Sänger" für Mezzosopran und Streichorchester bezieht sich auf das gleichnamige Gedicht Adelbert von Chamissos, des zentralen Poeten dieses Sommermusik-Jahrgangs. Wie in Chamissos Poem (berühmtes Zitat: "Unablässig, allgewaltig, unaufhaltsam naht die Zeit") geht es Treccozzi um die "Zeit und ihre Struktur". Und das war hier denn auch zum Greifen: Nach dem Einstieg unter fragilen Klangbildern mit Obertonpfeifen und Streicherglissandi gewann ein pochender Rhythmus in Form von Klopfgeräuschen auf Saiten und Holz der Streichinstrumente die Oberhand. Die Stimme von Barbara Schachtner (die Sängerin und Klangkünstlerin setzte etwa auch einen Plastikschlauch als Geräuschquelle ein) war als zusätzliches Instrument ins Orchester integriert. Verdient kräftiger Applaus honorierte diese spannende Premiere.

Der Sommermusik-Epilog "Herbstmusik" mit sechs Konzerten beginnt am Freitag, 18. November, 20 Uhr in der Bischmisheimer Schinkelkirche mit dem Ensemble Unterwegs.

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