Menschen im Regionalverband Begeistert von seinem alten Handwerk

Dudweiler · Steinmetz Domenico Sbergio aus Dudweiler sieht die Skulptur schon im unbearbeiteten Stein.

 Domenico Sbergio aus Dudweiler ist einer von wenigen Steinmetzen, die es im Regionalverband Saarbrücken noch gibt.

Domenico Sbergio aus Dudweiler ist einer von wenigen Steinmetzen, die es im Regionalverband Saarbrücken noch gibt.

Foto: Heiko Lehmann

Gekonnt setzt Domenico Sbergio Hammer und Meißel an und bearbeitet ganz behutsam einen über 100 Jahre alten Grabstein. „Bei solch alten Grabsteinen muss man extrem vorsichtig sein. Da dürfen keine Fehler passieren, sonst ist die ganze Arbeit hin“, sagt der Dudweiler. Er ist im Auftrag der Stadt Saarbrücken unterwegs und bringt uralte Grabsteine wieder auf Vordermann. „Dieser Grabstein ist vom Friedhof in Burbach. Wenn er fertig ist, soll er auf einem Friedhof an der Oberen Saar aufgestellt werden“, sagt der 48-Jährige.

Wenn er über die Friedhöfe in der Stadt Saarbrücken geht, dann wandert sein Blick in erster Linie zu den Grabsteinen. „Wir haben in Saarbrücken richtige Schätze auf den Friedhöfen stehen. Manche Grabsteine sind so groß und wertvoll, dass sie unter Denkmalschutz stehen.“ Domenico Sbergio übt einen der ältesten Berufe der Welt aus. Er ist seit 33 Jahren Steinmetz. Sein Vater kam im Jahr 1954 aus Italien nach Deutschland. Auch er war Steinmetz. Als Domenico im Alter von 14 Jahren ein Praktikum im Betrieb des Vaters machte, war es um ihn geschehen: „Ich habe sofort gespürt, dass das meine Berufung ist. Ich liebe die Arbeit mit Steinen und mit besonderen Materialien“, sagt er und erklärt: „Die meisten Menschen sehen in einem großen Stein einfach nur den Stein. Ich sehe die fertige Skulptur und weiß genau, was aus dem Stein entstehen wird. Diese Gabe sollte man schon mitbringen, wenn man sich für diesen Beruf entscheidet.“

Mittlerweile ist Domenico Sbergio Steinmetzmeister und Steinbildhauer und hat seit 15 Jahren sein eigenes Unternehmen in Dudweiler. Er ist einer von wenigen Steinmetzen, die es im Regionalverband Saarbrücken noch gibt. „Als ich in den 1980er-Jahren mit der Lehre anfing, da haben bei uns in der Firma noch 13 Steinmetze gearbeitet. Heute sind es noch etwa 13 im gesamten Regionalverband. Im ganzen Saarland haben im vergangenen Jahr nur sechs junge Menschen eine Ausbildung zum Steinmetz gemacht“, berichtet er.

Als er seine Ausbildung gemacht hatte, boomte der Beruf. „Mein Gesellenstück war ein zehn mal sechs Meter großer Brunnen vor der damaligen Bergwergsdirektion in Saarbrücken. Da war ich mächtig stolz drauf. Als die Saargalerie – heute Europa-Galerie – gebaut wurde, da wurde der Brunnen abgerissen. Das war bitter“, erinnert sich der „Dudweiler Bub“.

Inzwischen boomt der außergewöhnliche Beruf schon lange nicht mehr. Die junge Generation ist nicht mehr besonders an den älteren Berufen interessiert. Zudem ist die Arbeit bei weiten nicht mehr so lukrativ wie früher. „Große deutsche Unternehmen haben mittlerweile Niederlassungen in Indien oder China und können dort zum Beispiel Grabsteine 40 Prozent günstiger produzieren als bei uns in Deutschland“, erklärt der Steinmetz. Zudem hat sich auch die Beerdigungs- und Friedhofs-Kultur geändert: „Die Menschen schätzen die großen Grabsteine nicht mehr so. Es müssen heute möglichst kleine Grabsteine sein. Auch die Pflege der Gräber soll mit möglichst wenig Aufwand verbunden sein.“

An seiner Liebe zu den Grabsteinen und Friedhöfen ändert das alles nichts. Er hat schon mehr als 1000 Grabsteine mit den eigenen Händen hergestellt und freut sich auch heute noch, wenn er auf dem Friedhof ein besonderes Exemplar entdeckt.

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