Sportschießen Zwischen Tradition und Moderne

St Ingbert · Beim Schützenverein St. Ingbert ist das Training unter strengen Hygieneauflagen wieder angelaufen. Doch auch wenn der Club wirtschaftlich relativ unbeschadet durch die Pandemie gefunden hat, stellen sich große Herausforderungen.

 Für die Organisation der Bogenschützen-Saarlandmeisterschaften 2019 in der Hasseler Eisenberghalle hatte der Schützenverein St. Ingbert viel Lob bekommen. Solche Veranstaltungen sind zwar auf absehbare Zeit unwahrscheinlich. Zumindest das Training ist bei den St. Ingbertern aber wieder angelaufen.

Für die Organisation der Bogenschützen-Saarlandmeisterschaften 2019 in der Hasseler Eisenberghalle hatte der Schützenverein St. Ingbert viel Lob bekommen. Solche Veranstaltungen sind zwar auf absehbare Zeit unwahrscheinlich. Zumindest das Training ist bei den St. Ingbertern aber wieder angelaufen.

Foto: Stefan Holzhauser

Die Pfeile, Blasrohre und andere Projektile dürfen endlich fliegen – und der Schützenvereins St. Ingbert 1897 blickt wieder ein wenig optimistischer in die Zukunft. Mit einem detaillierten Hygienekonzept hat der Verein das Training wieder aufgenommen. Vereinsvorsitzender ist der 31-jährige Benjamin Backes, der im März vergangenen Jahres – gerade als die Corona-Pandemie in Deutschland immer ernster wurde, den langjährigen Vorsitzenden Horst Müller abgelöst hat.

Müller bleibt für Backes aber ein wichtiger Ansprechpartner. Und das ist fast zwangsläufig so. „Horst ist mein Schwiegervater. Wir haben zu Hause oft und lange darüber diskutiert, wie wir den Verein modernisieren können – ohne dabei das Traditionelle zu vernachlässigen“, sagt Backes. „Wir sind ein Verein, der von seiner großen Gemeinschaft lebt und der allen Mitgliedern gerecht werden und allen ein Zuhause bieten will“, ergänzt der Vorsitzende.

 Benjamin Backes, der Vorsitzende des Schützenvereins St. Ingbert.

Benjamin Backes, der Vorsitzende des Schützenvereins St. Ingbert.

Foto: Stefan Holzhauser

Corona habe zwar „auch bei uns vieles zum negativen verändert“, wie Backes sagt. Vor dem Hintergrund der Modernisierung habe die Pandemie – trotz aller Entbehrungen und Einschränkungen, die sie mit sich brachte – aber auch etwas Gutes bewirkt. Den weniger technikaffinen Vereinskameraden sei vor Augen geführt worden, dass die Digitalisierung auch viele positive Aspekte hat. Weil sich so zum Beispiel der Kontakt untereinander zumindest online aufrechterhalten ließ. „Es ist natürlich ganz klar, dass wir uns viel lieber persönlich getroffen und die Belange des Vereins gemeinsam vor Ort diskutiert hätten. Das war in den vergangenen Monaten aber eben nur eingeschränkt oder sogar gar nicht möglich. Deshalb waren wir schon froh, zumindest eine Art Ersatz zu haben“, erklärt der 31-Jährige.

Nun habe die lang herbeigesehnte Wiederaufnahme des Trainingsbetriebs zu einer gewissen Aufbruchsstimmung geführt. Das Training finde dabei stets in engem Austausch mit dem Ordnungsamt statt. „Wir befolgen sämtliche Regeln ganz genau. Und hoffen, dass das in allen Vereinen so gehandhabt wird. Niemand möchte riskieren, dass in ein paar Wochen schon wieder Schluss ist“, bekräftigt Backes. Mit Sorge betrachtet man daher auch in St. Ingbert Gedankenspiele der Bundesregierung zu bundeseinheitlichen Regeln durch eine Änderung des Infektionsschutzgesetzes. Sonderwege wie der des Saarlandes wären dann nicht mehr möglich.

Mit 425 Mitgliedern ist der Club der zweitgrößte Schützenverein im Saarland. „Die Mitglieder haben uns trotz der Corona-Pandemie die Treue gehalten. Das war extrem wichtig für uns“, erklärt der Vorsitzende. Durch die finanziellen Hilfen von Bund und Ländern sei der Verein „relativ gut“ durch die Pandemie gekommen. Allerdings sei die wirtschaftliche Herausforderung nicht die einzige, die der Verein stemmen müsse. „Corona beschäftigt uns nun über ein Jahr. Natürlich verändert das die Stimmung. Über einen solch langen Zeitraum macht es sich bemerkbar, wenn weder Training, noch Wettkämpfe, noch Veranstaltungen stattfinden können. Mit der Wiederaufnahme des Trainings hoffen wir nun, dass Stück für Stück eine gewisse Normalität zurückkehrt“, sagt Backes.

Zu dieser Normalität gehören für den Verein auch das Ausrichten von Festen, die das Zusammengehörigkeitsgefühl stärken. Ob der Werbetag am 1. Mai stattfinden kann, ist trotz der jüngsten Lockerungen im Rahmen des „Saarlandmodells“ noch nicht sicher. Dies soll kurzfristig entschieden werden. Sehr wichtig wäre den Schützen, dass das Familienfest in diesem Jahr stattfinden kann. Es ist für den 15. August geplant.

Sportlich sei der Schützenverein St. Ingbert 1897 breit aufgestellt. Daran habe Corona nichts geändert, sagt Backes. Am Ligenbetrieb nehmen vier Luftdruck- und zwei Sportpistolenmannschaften teil. Der Bereich des Kugelschießens sei der zahlenmäßig größte des Vereins. Allerdings werde nicht nur für Kinder und Jugendliche auch das Bogenschießen immer interessanter. Kids ab sieben Jahren können bei den St. Ingbertern zu Pfeil und Bogen greifen. Im Rahmen der Nachwuchsgewinnung setzt der Verein heute auch auf das Blasrohrschießen. Das dürfen bereits die jüngsten Vereinsmitglieder. In Planung befinde sich derweil der Aufbau von Möglichkeiten, ganz ohne Projektile, sondern mit Laserluftgewehren an den Schießstand treten zu können.

Mit ein klein wenig Wehmut blickt Backes auf die Bogenschützen-Saarlandmeisterschaften im Januar vergangenen Jahres in Hassel zurück, die der Schützenverein St. Ingbert ausgerichtet hatte. Es war die letzte große Veranstaltung für den Club. „Alles hat perfekt geklappt und ging Hand in Hand“, erinnert sich Backes. Und bedauert, dass Titelkämpfe dieser Größenordnung trotz aller Aufbruchstimmung mittelfristig wohl nicht möglich sein werden.

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