Naturdenkmal in St. Ingbert Ein Rückzugsort hinter der DRK-Kurklinik

St Ingbert · Die Eibengruppe in St. Ingbert ist ein Naturdenkmal. Die giftigen Nadelbäume waren im Mittelalter fast ausgerottet.

 Die Eiben hinter der DRK-Kurklinik: Eine ganze Gruppe von Bäumen am Zugang zum dortigen Schwimmbad steht als Naturdenkmal unter Schutz.

Die Eiben hinter der DRK-Kurklinik: Eine ganze Gruppe von Bäumen am Zugang zum dortigen Schwimmbad steht als Naturdenkmal unter Schutz.

Foto: BeckerBredel

In der Sitzgruppe wird es dunkel. Wer hat die dunkelgrünen Plastikstühle ausgesucht? Unter dem gleichfarbigen Baum sieht man sie kaum. Im Sommer scheint der Platz beliebt, das dichte Grün der Eiben blockt die Sonne, es duftet nach Wald. Die „Eibengruppe“ hinter der DRK-Kurklinik in St. Ingbert bildet einen ganz eigenen Rückzugsort. Dicht, dunkel, nahezu intim. Gegenüber dem Waldweg stehen zwei weitere Eiben, eine hat einen Stamm wie eine ausgewachsene Buche. Er teilt sich in Brusthöhe, Äste zweigen ab, auch am Fuß des Stammes. Die Eibengruppe und die größere der beiden gegenüberliegenden Eiben stehen als Naturdenkmäler unter Naturschutz.

Es sind besondere Bäume. Die Gruppe wurde angepflanzt, die im Rund angeordneten Stämme bilden einen Aufenthaltsort, daher auch die Sitzgelegenheiten. Einen Steinwurf entfernt ist die Schwimmhalle der Kurklinik, ein kleines Bad, in dem die Kurgäste entspannen und schwerbehinderte Kinder therapiert werden können. Familien mit schwerstbehinderten Kindern sind die Zielgruppe der DRK-Kurklinik, die zuvor dem Müttergenesungswerk gehörte. Heute können Mütter und ebenso auch Väter hier wichtige Hilfe, Erholung und Therapien finden.

DRK-Präsidentin Gerda Hasselfeld besuchte die Kurklinik im Sommer 2018, da war von Erweiterungsplänen die Rede. Die ebenfalls im Gebäude ansässige DRK-Landesschule sollte umziehen, die Klinik eine weitere Etage bekommen. Bislang hat sich allerdings nichts geändert. Die Schule ist noch immer in der obersten Etage, hier werden vor allen die ehrenamtlichen Mitarbeiter des DRK ausgebildet. In Kursen geht es um Vorstandsarbeit, das Leiten von Einsätzen, die Ausbilderkurse oder die Grundlagen der Rotkreuzarbeit. Darunter wohnen die Kurgäste, im Erdgeschoss findet man die Therapieräume und eben das Schwimmbad.

Die Eiben hinter dem Haus wird kaum jemand als etwas Besonderes wahrnehmen. Sie sind niedriger als der übrige Wald, als Nadelbäume im Laubwald wirken sie verloren. Kurios: das in die rotbraune Rinde eingewachsene Naturdenkmal-Schild. Die meisten Eibenarten enthalten sehr giftige Inhaltsstoffe. Giftig sind Rinde, Nadeln und Samen. Allerdings wird man eher nicht auf die Idee kommen, die Nadeln zu essen. Die unscheinbaren kleinen roten Früchte findet man im Herbst an weiblichen Eiben.

Im 16. Jahrhundert waren Eiben unter anderem in Bayern fast ausgerottet. Der Grund: die Bäume wurde massenhaft gefällt, da aus dem elastischen Holz die englischen Langbögen und damit die wichtigsten Waffen dieser Zeit hergestellt wurden. Die Eibe wurde zum Exportschlager, bis es keine mehr gab, die dick genug war. Eiben sind aber auch zäh, selbst aus einem abgebrochenen Ast kann sie neu ausschlagen. Sie werden problemlos über 1000 Jahre alt, stehen aber wegen ihrer Fast-Ausrottung im Mittelalter noch immer auf der Liste der bedrohten Arten. Eibenwälder, damals häufig, gibt es kaum noch. Wo es sie gibt, sind Naturschutzgebiete. Bekämpft wurden Eiben noch aus einem anderen Grund. Entlang der Wege wurden die Bäume entfernt, damit Pferde nicht von Pflanzenteilen aßen. Eibengift kann Pferde töten, das wollte man verhindern. Vielleicht war es der Respekt vor der Giftigkeit der Pflanze oder ihr etwas düsteres Erscheinungsbild, dass sie schon in der Antike als Baum des Todes und der Unterwelt galt. Der griechische Arzt Dioscurides warnte sogar davor, unter dem Schatten einer Eibe zu sitzen oder zu schlafen. Die Kelten verehrten den Baum als heilig und die Germanen nutzten seine Zweige, um Dämonen und bösen Zauber abzuwehren. Die Eibengruppe am Kurhaus lässt erahnen, wie der düstere Eindruck entsteht.

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