Ilse Hasses Leben als Kurzgeschichte

St Ingbert · Wer 90 Jahre alt ist, hat in seinem Leben viel erlebt und noch mehr zu erzählen. Und genau das tat Ilse Hasse in der Stadtbücherei: Sie nahm die Zuhörer mit in die Bombennacht von Dresden 1945 und ins ferne Mexiko.

 Eines der Werke, die Ilse Hasse (rechts, in der Stadtbücherei) derzeit in der Galerie KA in St. Ingbert zeigt. Fotos: Brigitte Quack

Eines der Werke, die Ilse Hasse (rechts, in der Stadtbücherei) derzeit in der Galerie KA in St. Ingbert zeigt. Fotos: Brigitte Quack

. Rund 50 Leute waren gekommen, um Ilse Hasse aus Reichenbrunn in der Stadtbücherei zu lauschen. Kein Wunder, denn schließlich hat die rege Neunzigjährige viel zu erzählen. Aus ihrem Leben, das 1923 in Hamburg begann und sie in den bewegten Kriegsjahren nach Berlin, Dresden und wieder zurück nach Hamburg führte und später dann nach Mexiko. 1952 ist Ilse Hasse mit ihrem Mann Mogens in das ferne Land ausgewandert, um dort fast 60 Jahre ihres Lebens zu verbringen. Heute, da sie in Reichenbrunn ihren Alterswohnsitz gefunden hat, ist ihr Bewegungsradius zwar kleiner geworden, doch sie dreht noch immer ihre Runden und macht Mut fürs Älterwerden. So meinte etwa Oberwürzbachs Ortsvorsteherin Lydia Schaar vor der Lesung: "Sie ist die einzige Neunzigjährige, die nicht nur weiß, was eine E-Mail ist, sondern sie auch nutzt."

Von Ilse Hasses regen Geistes konnten sich dann auch die Zuhörer an diesem Abend überzeugen. Nach einer kleinen biografischen Einführung waren Ausschnitte aus drei Kurzgeschichten ganz unterschiedlicher Art zu hören. Ein dramatisches Stück Zeitgeschichte wurde lebendig, als sie in ihrer bildhaften Sprache von der Bombardierung Dresdens im Februar 1945 berichtete. Dank einer von Livia Dorscheid erstellten Leinwandpräsentation wurde das Gehörte mit Fotos und Hasses detailreichen Aquarellgemälden eindrucksvoll untermalt. So auch die Geschichte ihrer Ankunft in Mexiko, die sie nach der anfänglichen Euphorie erst in eine Phase der Ernüchterung fallen ließ. Doch schließlich begann sie, das bunte Leben in der Nähe des Äquators zu lieben.

Seine Menschen, seine Tiere, die Städte und die Natur, die sie gerne bereiste und in ihren strahlenden Aquarellen festgehalten hat. "Ich habe schon immer geschrieben, Tagebuch und Kurzgeschichten", erzählte die Seniorin, die im Anschluss noch die Geschichte eines Ausflugs in die mexikanischen Berge las. Mit Esprit und Witz schilderte sie im Präsens ihre ganz persönlichen Eindrücke der Indios, der Landschaft und der Begebenheiten und nahm dabei auch immer wieder das eigene Verhalten aufs Korn. Die Leute lauschten gespannt und wandten sich derart eingestimmt mit großem Interesse diesen schönen Gemälden zu, die in frohen Farben vom Leben in jenem fernen Land erzählen.

Die Ausstellung von Ilse Hasse ist bis zum 5. Juli in der Galerie KA in der Stadtbücherei St. Ingbert zu sehen, montags bis donnerstags von 10 bis 17 Uhr, freitags und samstags von 10 bis 13 Uhr.

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