Kolumne Warum Hunde vor sozialen Medien retten

Wochenkolumne über soziale Medien. Und was diese mit Hunden zu tun haben.

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Foto: SZ/Robby Lorenz

Als ich vor kurzem durch die St. Ingberter Fußgängerzone ging, schnappte ich innerhalb kurzer Zeit zwei Sätze aus verschiedenen Situationen auf. „Das glauben auch nur die Schafe“ (bezogen auf das allgegenwärtige Virus) und „Scheiß Ökos“. Zwei Sätze, die vielleicht sogar eine ähnliche Einstellung bei den Verantwortlichen aufzeigen – beide aber definitiv geäußert mit einer Wortwahl, die jedes entgegengesetzte Argument direkt fruchtlos erscheinen lässt. Im realen Leben höre ich diese Sätze nur recht selten, umso öfter lese ich sie dafür auf der Arbeit, wenn ich mich, gezwungenermaßen, mit sozialen Medien beschäftige. Dort gehört diese Art der Meinungsmitteilung zum guten Ton. Man teilt seine eigene Meinung unter einem Artikel mit, im besten Fall meistens schon mit einem Zusatz, der alle Andersdenkenden als „links-grün versifft“, „braunen Dreck“ oder mit einer sonstigen Beleidigung bedenkt. So bietet man idealen Nährboden für eine gelungene Diskussion. Wenn dann der erste sich angesprochen fühlende Nutzer antwortet und den Poster mit einer gegenteiligen Beleidigung bedenkt, ist man fix genau auf dem Kindergarten-Niveau angekommen, auf dem sich die meisten „Diskussionen“ dieser Art früher oder später abspielen. Wobei es in diesem Fall zu löblich klingt, entsprechende Nutzer mit Kita-Kindern zu vergleichen.

Das alles kann auch Unterhaltungswert haben. Nicht aber, wenn man gezwungen ist, die je nach Thema immer weiter eskalierenden Kommentare den ganzen Tag mitzuverfolgen. Und dann auch noch als Redakteur entscheiden muss, welcher Kommentar so beleidigend ist, dass er gelöscht werden muss und welcher gerade noch so unter freie Meinungsäußerung fällt.

So oder so muss man Methoden finden, mit denen man die ganze Negativität wieder aus seinem Kopf bekommt. Spätestens nach der zehnten Diskussion, die auf „Nein, du bist blöd“-Argumente hinausläuft, legt sich jeder weitere Kommentar einer dunklen Wolke gleich auf die eigene Laune. Mir persönlich hilft da Kraftsport. Leider ist auf der Arbeit kein Platz für eine Hantelbank. Helfen tut auch der Kontakt zu Hunden. Die nutzen nämlich noch keine sozialen Medien. Ein Blick in unschuldige Hundeaugen und der geschriebene Social Media-Durchfall ist beinahe vergessen. Leider wird der Hund der Kollegin auch nicht jeden Tag durch das Büro laufen. Bleibt also nur die Lösung, sich auf sozialen Medien auch mal auf unproblematische Sachen zu konzentrieren, Hunde- oder Katzenbilder ansehen und damit den negativen Kommentaren entgegenwirken, um sich daran zu erinnern, dass es auch noch Gutes und Unschuldiges auf dieser Welt gibt. Für diese Bilder wurde das Internet ja schließlich auch gemacht. Ansonsten gilt: Einfach mal abschalten. Und Beleidigungen beim nächsten Mal lieber in der Fußgängerzone äußern. Da muss ich sie nämlich meistens nicht lesen.

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