110 Jahre Uniklinikum Zum 100. Geburtstag begann die Umstrukturierung

 Homburg · Wenn die älteren Homburger Bürger „die Anstalt“ sagen, dann meinen sie das Universitätsklinikum im Wald. Das heutige medizinische Hochleistungszentrum will natürlich keine Anstalt mehr sein, sondern schmückt sich lieber mit der kurzen und militärisch klingenden Abkürzung „UKS“ – die Abkürzung für Universitätsklinikum des Saarlandes.

 Aus der Luft sieht man, wie sehr sich die ursprünglich gedachte Gartenlandschaft in ein Großklinikum verwandelt hat.

Aus der Luft sieht man, wie sehr sich die ursprünglich gedachte Gartenlandschaft in ein Großklinikum verwandelt hat.

Foto: Foto: Frank Kirchhoff/UKS

Die Bezeichnung „Anstalt“ hat aber durchaus ihre historische Begründung, zumal die Ursprünge des Klinikums tatsächlich auf die 1909 im Wald gegründete Pfälzische Heil- und Pflegeanstalt Homburg zurückgehen.

Eine Musteranstalt sollte es werden, „ein Denkmal für Pflege und Fürsorge“ geisteskranker und schwerstbehinderter Menschen, wie 1909 in der Eröffnungsrede betont wurde.

Zimperlich in der Wortwahl war man damals nicht, wenn man sich die alten Pläne anschaut, in denen von einzelnen, voneinander getrennten Gebäuden für die „Blöden“, die „Halbblöden“ oder die „Irren“ die Rede ist. Gebäude aus der Entstehungszeit gibt es noch, manche stehen unter Denkmalschutz, zum Beispiel die Bibliothek mit ihren grün-goldenen Girlanden an der Vorderfront. Die anfängliche „Anstalt“ entwickelte sich innerhalb von 100 Jahren zur wichtigsten medizinwissenschaftlichen Institution des Saarlandes mit Forschern und Ärzten, die weltweit einen Top-Ruf genießen.

Heute wirkt die verstreute Anordnung der einzelnen Klinikbauten auf Besucher zwar sympathischer als ein einziger großer Betonkasten, aber der Struktur eines hochmodernen Klinikums entsprach diese Anordnung lange nicht. Deshalb hatte man vor zehn Jahren - dem 100. Geburtstag des Uniklinikums - beschlossen, das Gelände komplett umzugestalten, woraus über sieben Jahre die teuerste Baustelle des Saarlandes wurde: Über 240 Millionen Euro wurden investiert, um die Chirurgie, die gesamte Innere Medizin und die Notfallmedizin unter einem gemeinsamen Dach zu vereinen - die heutige I-Med. „Eine dringende Notwendigkeit, zumal die Innere Medizin derzeit noch auf 14 Standorte verteilt ist“, hatte der damalige Ärztliche Direktor, Professor Hans Köhler, vor zehn Jahren betont. Erst vor einem halben Jahr ist der zweite Bauabschnitt und damit die komplette I-Med fertig geworden. Dass man letztlich doch an Homburg als Standort für Forschung, Lehre und Maximal-Versorgung festhielt - man hätte ja auch in Saarbrücken ganz neu bauen können -, liegt auch an der speziellen Geschichte. Bereits vor Ausbruch des Zweiten Weltkrieges fanden in der „Anstalt“ regelmäßig medizinische Fortbildungsveranstaltungen statt.

International anerkannte Persönlichkeiten wie Ferdinand Sauerbruch oder der Münchner Internist Franz Volhard unterrichteten in Homburg. Ende 1945 verfügte das Landeskrankenhaus bereits über 1100 Betten. Eine historische Wende nahm das heutige Uniklinikum aber erst, als das Saarland französisch wurde. Denn nahezu alle Gebäude auf dem damaligen Campus waren im Krieg heil geblieben, so dass mit Genehmigung der französischen Militärregierung im Januar 1946 die ersten Homburger Hochschulkurse dort eröffnet wurden. Damit gab es medizinisch-klinische Fortbildungskurse für die aus Krieg und Gefangenschaft heimkehrenden saarländischen Medizinstudenten.

Der Militärgouverneur des Saarlandes, Gilbert Grandval, und der Rektor der Universität Nancy, Pierre Donzelot, beschlossen 1947 die Errichtung eines Hochschulinstitutes und legten allen saarländischen Medizinstudenten nahe, zum Studium nach Homburg zu kommen.

Acht Professoren aus Nancy reisten regelmäßig für die vorklinischen Vorlesungen nach Homburg an. Damit war das heutige Universitätsklinikum geboren. 1948 arbeiteten dort nur 13 Professoren, Honorarprofessoren, Dozenten und Lehrbeauftragte. Heute sind es fast 2000 Studenten und über 5000 Beschäftigte.

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