Kinowerkstatt Filmischer Glückwunsch für Emma Thompson

Homburg/St. Ingbert · Zum 60. Geburtstag der Schauspielerin laufen an Ostern in der Kinowerkstatt „Saving Mr. Banks“ und „Wiedersehen in Howards End“.

  Emma Thompson, der Schauspielerin aus Großbritannien, die am 15. April 60 Jahre alt, widmet sich die Kinowerkstatt in St. Ingbert am Osterwochenende.

 Emma Thompson, der Schauspielerin aus Großbritannien, die am 15. April 60 Jahre alt, widmet sich die Kinowerkstatt in St. Ingbert am Osterwochenende.

Foto: dpa/Michael Kappeler

Zum 60. Geburtstag der britischen Ausnahmeschauspielerin, Filmproduzentin, Drehbuchautorin sowie unter anderem mehrfacher Golden-Globe- und Oscar-Preisträgerin Emma Thompson zeigt die Kinowerkstatt in St. Ingbert zwei ihrer Filme: „Saving Mr. Banks“, am Karfreitag, 19. April, um 20 Uhr, und am Ostersonntag, 21. April, um 18 Uhr, sowie „Wiedersehen in Howards End“ am Samstag, 20. April, und am Ostermontag, 22. April, jeweils um 20 Uhr.

Zusätzlich läuft als Familienfilm am Ostermontag, 22. April, um 16 Uhr „Mary Poppins“ aus dem Jahre 1964 mit Julie Andrews und Dick Van Dyke.

„Saving Mr. Banks“ (USA 2013) von John Lee Hancock mit Emma Thompson, Tom Hanks und Colin Farell erzählt die Entstehungsgeschichte von „Mary Poppins“, zu sehen am Freitag, 19. April, um 20 Uhr und am Ostersonntag, 21. April, um 18 Uhr. Emma Thompson spielt in dem Film die Schriftstellerin Pamela Lynwood Travers, jene gebürtige Australierin, die der Welt „Mary Poppins“ schenkte, das Kindermädchen, das an einem Regenschirm vom Himmel geschwebt kam.

Bereits 1940 hatte Walt Disney seinen Töchtern die Verfilmung des Romans „Mary Poppins“ von P. L. Travers versprochen. Nachdem er 20 Jahre lang versucht hatte, die Filmrechte zu bekommen, kann der Agent der Autorin sie schließlich wegen der bestehenden finanziellen Schwierigkeiten, in denen sie sich befindet, dazu überreden, es doch wenigstens zu versuchen. So reist P. L. Travers widerwillig im Jahr 1961 nach Los Angeles, denn sie sieht in Walt Disney nur einen Produzenten von Trickfilmen, die sie verabscheut. Ein Film über Mary Poppins darf nach ihrer Auffassung keine Zeichentrick­Elemente enthalten.

Emma Thompson als Mary Poppins - Erfinderin P. L. Travers nimmt wahrlich kein Blatt vor den Mund. In der disneyhaften Entstehungsgeschichte des Disney-Klassikers gibt Thompson die verbitterte und störrische australische Autorin und bereitet allen Beteiligten schlaflose Nächte. Mit sehr biederen Klamotten und einem strengen Blick taucht sie bei Walt Disney auf. Nach zwei Wochen harter Arbeit, in denen bereits viele Elemente des Films entstehen, entscheidet P.L. Travers, wieder nach London zurückzukehren, und gibt Walt Disney den Vertrag zur Überlassung der Filmrechte, den sie immer mit sich herumgetragen hatte, zurück – nicht unterschrieben. Denn sie hatte erfahren, dass in dem Film nun doch Zeichentrickelemente aufgenommen werden sollten – ein absolutes Unding.

Disney wird stutzig, als er in der Hotelrechnung für ihren Aufenthalt feststellt, dass der Name P. L. Travers ein Künstlername ist, und recherchiert die Vergangenheit der Autorin. Er stellt fest, dass sie Helen Goff heißt und nicht in England, sondern in Australien aufgewachsen ist. Ihr Vater heißt Travers Goff. Disney entscheidet, selbst nach London zu reisen, weil er glaubt, sie nun besser zu verstehen: Er erkennt, dass Mr. Banks, der Vater in dem Buch Mary Poppins, in Wahrheit den Vater der Autorin repräsentiert. Es kommt zu einem langen und intensiven Gespräch, nach dem P.L. Travers schließlich den Vertrag zur Überlassung der Filmrechte unterschreibt, ohne weiter auf den Inhalt des Films Einfluss zu nehmen.

1964 wird die Premiere des Films angekündigt. Viele Prominente sind eingeladen – nur nicht P.L. Travers: Walt Disney fürchtete einen Skandal, denn vieles von dem, was die Autorin anfänglich abgelehnt hatte, taucht nun doch in dem Film auf. Doch sie setzt sich kurzerhand ins Flugzeug und erscheint unangemeldet in den Studios. Man tut so, als sei die Einladung verloren gegangen, und sorgt eilig für eine Unterkunft und einen angemessenen Platz bei der Premiere. Als sie dorthin geht, wird sie von vielen der Comic-Figuren aus den Disney-Filmen empfangen, was sie zunächst abschreckt, doch dann lässt sie sich von Mickey Maus ins Kino führen.

Während der Premiere wird ihr deutlich, dass der Film die Fantasiewelt, die ihr Vater ihr in ihrer Kindheit geschenkt hatte, bewahrt und diese auch Erwachsenen zu vermitteln vermag. Die Härte, die sie gegenüber anderen Menschen gezeigt und mit der sie sich selbst zu schützen versucht hatte, verblasst, und sie verabschiedet sich von den Menschen, die ihr in den ersten zwei Wochen begegnet sind,  mit einer Herzenswärme, die diese nie an ihr erlebt hatten. Emma Thompson verwandelt die steife Lady in eine Sympathieträgerin.

In „Wiedersehen in Howards End“ (Großbritannien 1992) von James Ivory, für den Emma Thompson ihren bisher einzigen Schauspieloscar bekommen hat, spielt sie neben Helena Bonham Carter, Vanessa Redgrave und Anthony Hopkins in diesem englischen Sittengemälde der Jahrhundertwende eine der unkonventionellen Schlegel-Schwestern, die mit ihren liberalen Ansichten auf die erzkonservative Familie Wilcox trifft. Thompson als Margaret Schlegel ist die stärkste Figur in dieser Romanverfilmung nach E.M. Forster – der moralische Kompass in einer Gesellschaft im Umbruch. Keine Frau, die sich den Gepflogenheiten anpasst, sondern aufrührerisch und laut wird, genau wie Emma Thompson selbst, denn sie ist eine der intelligentesten und scharfsinnigsten Schauspielerinnen, die sich für die Gleichberechtigung der Frau einsetzt.

Noch einmal zu sehen ist am Ostersonntag, 21. April, um 20 Uhr in der Kinowerkstatt „Weil du nur einmal lebst – Die Toten Hosen auf Tour“ (Deutschland 2018) von Regisseurin Cordula Kablitz-Post.

 Tom Hanks als Walt Disney spielt neben Emma Thompson die Hauptrolle in dem Film „Saving Mr. Banks“.

Tom Hanks als Walt Disney spielt neben Emma Thompson die Hauptrolle in dem Film „Saving Mr. Banks“.

Foto: Francois Duhamel

Das bezaubernde Märchen „Mary Poppins“ (USA 1964) von Robert Stevenson mit Julie Andrews und Dick van Dyke ist am Ostermontag, 22. April, um 16 Uhr in voller Länge und restaurierter Fassung in der Kinowerkstatt zu sehen.

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