Die "Gedangefechelcher" sind frei

Reinheim. Man hatte es als Besucher der letzten Matinee im Europäischen Kulturpark für dieses Jahr am vergangenen Sonntag nicht einfach: Schloss man die Augen, kam man ins Grübeln. Hatte man da einen beeindruckenden Gitarrenvirtuosen oder Joan Baez vor sich? Eigentlich beinahe beides

Reinheim. Man hatte es als Besucher der letzten Matinee im Europäischen Kulturpark für dieses Jahr am vergangenen Sonntag nicht einfach: Schloss man die Augen, kam man ins Grübeln. Hatte man da einen beeindruckenden Gitarrenvirtuosen oder Joan Baez vor sich? Eigentlich beinahe beides. Auch, wenn der Gitarrist Walter Krennrich in unseren Gefilden wegen seiner Vergangenheit als einer der prägenden Köpfe der früheren Gruppe Espe hier kaum noch der Vorstellung bedarf.Seine Partnerin und gleichzeitig Gattin, Stefanie Finkler, ist ebenfalls nicht unbekannt, da die Sängerin und Gitarristin bis vor 14 Jahren in Ommersheim wohnte. Joan Baez für Finkler ist ebenfalls passend, da sie ein Vorbild der nun in Hemmersdorf lebenden Frau ist. "Musik zum Entspannen und für den Humor" hatte Steffi Finkler eingangs versprochen und dabei bis zum Schluss Recht behalten.Der Humor findet sich nicht nur in Melodie und Text, sondern auch in den stellenweise aberwitzigen Dialogen des Paares, die einem das Grinsen geradezu ins Gesicht treiben. Doch gerade die Gespräche zwischen den Liedern, gepaart mit ein wenig Chaos bei Finkler - sie sucht ständig nach irgendwas - und dem ruhenden, ausgleichenden Pol bei Krennrich, machen das Salz in der Suppe des Duos aus. In den Texten wird beispielsweise das Wasser der Nied, der neuen Finklerschen Heimat, besungen. Auffällig: der Wechsel in den Dialekten. Nicht nur vom Hochdeutschen zum Saarländischen wird da nuanciert, sondern auch vom Hochwaldplatt zum Saarbrigger, Ummaschummer und zum Saarlouiser. Das macht der Sängerin Spaß. Sie kokettiert geradezu damit. Und sie fordert die Zuschauer auf, sich dazu selbstbewusst zu bekennen. Es ist jedoch nicht alles lustig, was man an Texten singend zu Gehör bekommt. Vieles Nachdenkliches, wie das Lied "He, kleiner Baum", etwa. Da setzt man sich mit der Zeit und dem Älterwerden ebenso auseinander wie mit der Vergänglichkeit.Beide Künstler komponieren selbst. Krennrich beispielsweise einen Instrumentaltitel über eine Insel an der Cote D'Azur. Das Saarland und der Süden Frankreichs sei eh das Gleiche, scherzte daraufhin Finkler. Ur-Saarländisch wurde es, als Stefanie Finkler Limericks von Dr. Edith Braun zu Gehör brachte. Vertonte Gedichte auf Saarländisch der bekannten Autorin, die auch unter den Zuschauern weilte. "De Ugo un de Hugo" sorgten für zahlreiche Lacher. Südamerikanisch wurde es, als Walter Krennrich alleine "Der Tango" spielte. Das lud genauso zum Träumen ein, wie "Voll daneben". Spontan vom Publikum mitgesungen wurden "Die Gedangefechelcher", ein Lied, welches sich mit der Kaffeemeditation des Ehegatten auseinandersetzte."Drauße rähnt's" ist nicht nur ein saarländisches Liebeslied, sondern auch das Stück, beidem sich das Paar kennenlernte, so Finkler. Keiner wollte mit ihr singen, nur Walter Krennrich. Davon merkte man am Sonntag wenig: Irgendwie passte alles gut zusammen.

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