Deutsche Radio Philharmonie Wenn das Orchester macht, was es will

Saarbrücken · Mal ganz ohne Dirigent: Das neue Format „DRP PUR“ brachte einen großartigen Saarbrücker Barock-Abend.

Das jüngste Studiokonzert des Deutschen Radio Philharmonie lief unter dem noch frischen Motto „DRP PUR“. Soll heißen: Das Orchester, beziehungsweise Mitglieder des Orchesters, sind für die Programmauswahl selbst verantwortlich. Mal ganz ohne Dirigent eben. Stattdessen übernahm Solo-Flötist Grigory Mordashov die Konzeption für ein Konzert mit Werken Bachs und Telemanns – sozusagen Barock pur.

Die Besetzung war entsprechend überschaubar. Mit rund einem guten Dutzend Kollegen hatte sich Mordashov Georg Philipp Telemanns Suite für Blockflöte, Streicher und Basso continuo a-Moll und dessen Konzert für Flöte, Streicher und Basso continuo D-Dur vorgenommen. Dazu zwei Werke des innigen Telemann-Freundes Johann Sebastian Bach; sein Brandenburgisches Konzert Nr. 5 nämlich und die Suite für Orchester Nr. 2 h-Moll zum Abschluss des Abends auf dem Halberg.

Und was für ein Abend das war! Die DRP-Musiker spielten (mit Ausnahme der Cellisten im Stehen) im perfekten Verständnis miteinander. Eindrucksvoll, wie sie – ohne Dirigent – nur mit kurzen Blicken und kleinen Bewegungen kommunizierten. Vielleicht auch dank dieser Freiheit begann die Musik regelrecht zu atmen. Mit engagierten Tempi und vibrierend spannungsreichen Spiel wurde die Musik gleichsam vitalisiert.

Der nahezu voll besetze Sendesaal verwandelte sich da, zumindest gefühlt, in einen „barocken Spiegelsaal“. Auch wenn das Publikum über diesen Scherz von SR-Moderator Roland Kunz herzlich lachte. Wunderbar klingende Momente entstanden da, wie etwa in „Les Plaisirs“ aus der Telemann-Suite – ein energiesprühender Tanz. Oder auch das Brandenburgische Konzert mit seinem virtuosen Cembalo-Part in dem Mordashov zusammen mit Eri Takegushi (Cembalo) und Ermir Abeshi (Violine) brillierte.

Nachdem die letzten Takte der populären Badinerie aus der Bach-Suite mit ihrem treibenden Continuo verklungen waren – Mordashov spielte bravourös – konnte das Publikum gar nicht anders, als stehend zu applaudieren. Was für ein Abend, was für ein purer Musikgenuss.

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