„Cendres“ beim Festival Perspectives Surreales Spiel mit dem Feuer

Saargemünd · Perspectives: Figurentheater in Saargemünd mit der Compagnie Plexus Polaire und dem Stück „Cendres“

  Hier glimmt nur die Zigarette – eine Szene aus „Cendres“.

Hier glimmt nur die Zigarette – eine Szene aus „Cendres“.

Foto: Kristin Aafloy Opdan

  Dass sich auch mit minimalen Mitteln ein komplexes, vielschichtiges Stück erzählen lässt, beweist die französisch-norwegische Compagnie Plexus Polaire, die am Freitag und Samstag im  Casino des Faienceries von Saargemünd  eine Art figurentheatralischen Psychothriller bot.  „Cendres“  („Asche“) erwies sich als rätselhaftes, bezwingendes  Stück, das von einem  Pyromanen handelt, der 1978 in Norwegen eine Serie von Bränden legte. In jener Gegend, in der zur selben Zeit  der norwegische Schriftsteller Gaute Heivoll zur Welt kam, weshalb er den Pyromanen-Plot gewissermaßen mit der Muttermilch einsog und später daraus einen Roman („Bevor ich verbrenne“) machte,  auf dem – so schließt sich der Kreis – das Stück „Cendres“ der jungen Regisseurin Yngvild  Aspeli  basiert.

Aspeli  verknüpft die Brandserie (visualisiert durch Flammenprojektionen auf einer im Hintergrund angedeuteten Häusersilhouette) mit einem  Psychogramm des (selbst in Puppengestalt ob seines Irrsinns bedrohlich wirkenden) Täters. Und schließt dessen Innenleben wiederum kurz mit einem mit seinen eigenen Dämonen ringenden Schriftsteller – dargestellt von Viktor Lukawski, der neben den beiden, meist unsichtbaren Puppenspielern Aitor Sanz Juanes und Andreu Martinez Costa  der einzige Schauspieler auf der in tiefes Schwarz getauchten Bühne ist. 

Aspelis  einstündige Inszenierung erzählt sich weitgehend wortlos, sieht man von den ins Laptop gehackten,  eingeblendeten  Gedankensplittern des Autors ab, den die Feuerteufelgeschichte seit seiner Geburt verfolgt. Geschickt belässt es Aspeli in ihrem surrealen Bilderbogen bei Andeutungen. Lange hält man es für möglich, dass der Pyromane womöglich im Auftrag des Autors handelte. „Was siehst du, wenn du dich selbst siehst?“, liest man da etwa.

Was den eigentlichen magischen Reiz von  „Cendres“  aber ausmacht, das sind die (bisweilen menschengroßen) Puppen, die von einer gespentischen Eindringlichkeit und Authentizität sind. So nuanciert und gestenreich, wie sie sich hier bewegen, zieht einem das immer wieder mal gleichsam den Boden unter den Füßen weg. Großer Applaus.

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