Offener Brief soll Saar-Behörden wegen Gefahren aus Carling wachrütteln Bürgerinitiative: Saar-Behörden nahmen Chemie-Unfall nicht ernst

Völklingen-LAUTERBACH · Die Bürger-Initiative Saubere Luft im Warndt hat in einem „Offenen Brief“ schwere Vorwürfe gegen die Saar-Behörden wegen des Umgangs mit dem schweren Chemie-Unfall im Arkema-Werk in Carling/Lothringen erhoben.

 Die grenznahe Chemieplattform in Carling ist umstritten.

Die grenznahe Chemieplattform in Carling ist umstritten.

Foto: MICHEL LABELLE

Dabei geht es um die verspätete Reaktion von Polizei, Rettungsdiensten und Umweltministerium auf Hilferufe aus der Bevölkerung wegen des beißenden Gestanks aus Richtung Carling, der ins Saarland strömte. Zudem um die nach Ansicht des Vereins miserable Informationspolitik der CDU/SPD-Landesregierung über die Gefahren, die von dem Störfall für die Bevölkerung im Saarland ausgingen. Wie der Vorstandsvorsitzende des Vereins, Adriano Pitillo, sagte, seien bei dem Störfall am vergangenen Donnerstag etwa. 1000 Liter Ethylacrylat bei der Firma Arkema ausgelaufen und hätten sich über die Luft weiterverbreitet. „Dabei kam es zu massiven, ekelerregenden, stechenden, grenzüberschreitenden Geruchsbelästigungen und bei einigen Bürgern zu gesundheitlichen Auswirkungen. Die Ausdehnung der Geruchsbelästigung zeigte sich von Carling über Lauterbach bis hin nach Bous“, so die Bürger-Initiative.

Arkema habe den Störfall stundenlang nicht an Saar-Behörden gemeldet. „Bürger auf beiden Seiten der Grenze wandten sich besorgt an das Notfalltelefon der Chemieplattform Carling sowie an saarländische Behörden“, so der Verein. Es habe für die Betroffenen weder Erklärungen, noch Verhaltensregeln gegeben nach dem Störfall. Beim Verein seien ab 12.30 Uhr die ersten Anfragen eingegangen wegen der seit etwa 11.30 Uhr bestehenden massiven chemischen Geruchsbelästigung in Lauterbach.

Betroffene Bürger klagten demnach über Übelkeit, Brechreiz und Kopfschmerzen. Selbst in Häusern sei der Gestank spürbar gewesen „Es bestand große Angst und Sorge“, so die Bürger-Initiative. Erst der Notruf der Kita Lauterbach habe zum Einsatz von unterschiedlichen Rettungskräften auf saarländischer Seite geführt. Die Feuerwehr Völklingen rückte laut deren Protokoll um 13.26 Uhr aus, somit also fast zwei Stunden nach Auftauchen des Gestanks. Der Wehrführer musste selbst zur Firma Arkema nach Carling fahren, um sich über den ausgetretenen Schadstoff zu informieren.

Der Verein fragt, ob die Einsatzkräfte für einen solchen Chemieunfall ausgerüstet sind. Schließlich sei Carling in der EU-Gefahrenstufe der Seveso-Klasse eingeordnet, benannt nach  der Dioxin-Katastrophe 1976. Pitillo forderte Saar-Umweltminister Reinhold Jost (SPD) auf, konkrete Maßnahmen auch gegen den Ausbau der Chemiewerke in Carling zu ergreifen.

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