Sie freuen sich auf den Neuanfang

Neunkirchen · Bibliotheksleiterin Gabriele Essler hat gerade „Tumult“ von Hans Magnus Enzensberger gelesen und empfiehlt „Kruso“ von Lutz Seiler. Beigeordneter Sören Meng hat den nach Hamburg ausgewanderten Neunkircher Jens Eisel und sein Buch „Hafenlichter“ für sich entdeckt. Dabei bleibt beiden eigentlich gar nicht viel Zeit zum Schmökern – schließlich ist ein großer Bibliotheks-Umzug vorzubereiten.

 Die Leiterin der Stadtbibliothek, Gabriele Essler, und der Beigeordnete Sören Meng haben in der Stadtbücherei viel vor. Fotos: Willi Hiegel

Die Leiterin der Stadtbibliothek, Gabriele Essler, und der Beigeordnete Sören Meng haben in der Stadtbücherei viel vor. Fotos: Willi Hiegel

. Über Arbeitsmangel können sie wirklich nicht klagen, die insgesamt zehn Mitarbeiter (sieben Angestellte, eine Auszubildende, zwei Ehrenamtliche) von Gabriele Essler. Denn auch wenn es noch etwa bis Mitte des Jahres dauert, bis die Stadtbücherei Neunkirchen in die neuen Räume im umgebauten Bürgerhaus umziehen kann: Es will alles gut vorbereitet sein. "Wir haben dort dann eine Chance für einen neuen Treffpunkt, der auch dem demografischen Wandel gerecht wird", erläutert Essler beim Besuch der SZ in der Noch-Hauptstelle in der Lutherstraße. Aufgeräumt sieht es hier aus. Kein Wunder, denn man hat kräftig ausgemistet. Der Sachbuchbestand beispielsweise ist stark reduziert. "Da ist die Nutzung durchs Internet eher rückläufig." Lexika wurden vom Internetdienst Google überflüssig gemacht, Zeitschriften sind aktueller als Sachbücher. "Deshalb ist die insgesamt größte Kürzung sehr gut vertretbar", sagt auch Beigeordneter Sören Meng, zuständiger Dezernent.

Den Neuen Medien geschuldet ist auch Kürzung Nummer zwei: Die CD's. Hier verzichtet man künftig auf alle Musik-CD's. "Das lädt sich inzwischen jeder selbst runter." Hörbücher hingegen wird es auch weiterhin geben, für Kinder und für Erwachsene: "Die gehen gut." Bücher-Altbestände wurden außerdem aussortiert, teil verkauft, verschenkt oder einfach entsorgt. Nur in Sachen Heimatkunde hat man vieles behalten beziehungsweise ans Archiv gegeben. "Man muss in einer Bibliothek versuchen, aktuell zu bleiben." Alle zehn Jahre, so erläutert die Bibliothekarin, sollte sich der Bestand komplett erneuert haben. "Eine gute Bücherei hat eine zehnprozentige Aktualisierungsrate." Die neuen Räume "inmitten des Kulturzentrums" (Meng) bieten eine ganz neue Chance: "Das muss alles miteinander verwachsen." Deshalb habe man trotz knapper Kassen Wert darauf gelegt, dass die neue Bücherei eine vernünftige Ausstattung bekommt. "Wir wollen und werden viele Neunkircher für die Bücherei begeistern." Wer schon mal ein Beispiel haben will, wie das dann funktionieren soll, der kann in die im vergangenen Jahr neu eröffnete Zweigstelle in Wiebelskirchen schnuppern. Mit dem neuen Konzept, die Bücherei zum Familientreffpunkt zu machen, hat man hier die Nutzerzahlen verzehnfacht.

Eine Riesenraupe in Giftgrün bei den Bilderbüchern, Bistrotische bei der Belletristik - ein bisschen von den neuen Einrichtungsgegenständen findet man schon in der Lutherstraße. Die neuen Regale allerdings müssen noch geordert werden. Denn was momentan in der Hauptstelle steht, das ist zig Jahre alt und entspricht längst nicht mehr dem Standard. "Wenn die Menschen in die neue Bibliothek kommen, dann sollen sie einen Aha-Effekt haben, nicht enttäuscht sein", sind sich Essler und Meng ganz einig. Und damit der so richtig rundum gelingt, sind nicht nur neue Regale vorgesehen, sondern auch einiges an neuer Konzeption. Der Zeitschriften-Bestand beispielsweise wird verdreifacht werden. Zurzeit gibt es 28 Abonnements. Mehr DVD's ("Frau Esslers Steckenpferd", verrät Meng), dazu Comics soll es geben, die Präsentation der Bestseller und Buchpreis-Träger wird verstärkt. Aber auch sonst lässt der Bauplan einiges erahnen: Ein Terminal mit neuer Bibliothekstechnik beispielsweise wird das eigenständige Suchen der Bibliotheksbesucher ermöglichen - das so frei werdende Personal soll dafür auf der Galerie für Führungen, Beratungen zur Verfügung stehen. Die Jugendlichen erhalten - ebenso wie die Kinder - nun auch einen eigenen Bereich mit Arbeitsplätzen und Aufenthaltsplätzen. Und für alle, die es eilig haben: Der komplette Bestand wird zu Hause übers Internet vorzubestellen sein. Dann muss man nur noch abholen kommen. Das allerdings bedeutet: Alles wird zurzeit digitalisiert. Viel zu tun, für die Bibliotheks-Mitarbeiter.

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Auf einen BlickHauptstelle: Zum Jahresende 2014 gab es 22 052 Printmedien und 5493 Audiovisuelle (AV) Medien - je zur Hälfte Hörbücher und Filme. Insgesamt gab es 95 314 Entleihungen (62 982 Print, 32 345 AV) durch 1564 Entleiher. Schwerpunkt: Familie, "für jeden was". Ausbau-Wünsche: virtuelle Medien, fremd- und zweisprachige Literatur, Computer- und Konsolenspiele. Wiebelskirchen: 5133 Printmedien, 1010 AV-Medien, 11 489 Entleihungen (8073 Print, 3416 AV), 167 Entleiher. Schwerpunkt: Familie, Freizeit.Furpach: 2934 Printmedien, 30 AV-Medien, 3791 Entleihungen (3783 Print, 8 AV), 148 Entleiher. Schwerpunkt ab diesem Jahr: Leserförderung, Kinder.Meist ausgeliehen: Jojo Moyes "Ein ganzes halbes Jahr" (Erwachsene, 51 Mal), Suzanne Collins "Flammender Zorn" (Jugend, 29), Jeff Kinney "Keine Panik" (Kinder, 40), DVD: "Ice Age 4" (49); Hörbuch: Monika Feth "Der Schattengänger" (140). ji

 Hier – in den Neubau zwischen Bürgerhaus und Altem Amtsgericht – kommt die Bücherei hin.

Hier – in den Neubau zwischen Bürgerhaus und Altem Amtsgericht – kommt die Bücherei hin.

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Auf einen BlickDie Hauptstelle der Stadtbücherei (zurzeit noch Lutherstraße) ist geöffnet: Montag und Dienstag von 9 bis 17 Uhr, Mittwoch von 9 bis 12 Uhr, Donnerstag von 13 bis 19 Uhr, Freitag von 9 bis 13 Uhr. Die Zweigstelle Wiebelskirchen wurde vergangenes Jahr neu eröffnet. Sie befindet sich im Wibilohaus, Wibilostraße und ist geöffnet: Montag 13 bis 17 Uhr, Mittwoch 9 bis 13 Uhr, Freitag 15 bis 18 Uhr. Die Zweigstelle Furpach im Gebäude der Grundschule Sebachstraße hat seit diesem Jahr geänderte Öffnungszeiten, die der Neu-Orientierung auf die Leserförderung angepasst sind. Geöffnet ist intern für Schüler am Dienstagvormittag ansonsten Mittwoch und Donnerstag von 14 bis 17 Uhr. ji

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