. Wenn man die kleine Emily nach einer perfekten Bibliothek fragen würde, käme die Antwort prompt: "Lauter Prinzessinnenbücher." Doch weil nicht nur Kindergartenkinder wie die Jungs und Mädels aus der "Schatzinsel" in der Hermannstraße die Stadtbibliothek in der Lutherstraße besuchen, muss sich Leiterin Gabriele Essler einige Gedanken mehr über ein Zukunftskonzept machen. Denn auch wenn der geplante Umzug in ein dann umgebautes Bürgerhaus noch in relativ weiter Ferne ist - angedacht ist das Jahr 2015 - stellt Essler bereits jetzt die Weichen für ein modernes Haus der Medien.

Vor genau einem halben Jahr hat die Diplom-Bibliothekarin die Leitung der Neunkircher Stadtbibliothek/Mediathek übernommen. Diese hat bekanntlich zwei Zweigstellen, nämlich in Furpach und in Wiebelskirchen. Gleich bei ihrem ersten Besuch im Wibilohaus hatte Essler eine folgenreiche Idee: Sie wollte die Zweigstelle aus ihrem Dornröschenschlaf wecken. Am 14. Juli verabschiedete sich diese mit einem Stand und Aktionen beim Wiebelskircher Dorffest, um sich ab dem 29. November mit einem neuen Gesicht und einer neuen Konzeption der Bevölkerung zu präsentieren.

Viel Arbeit stecken Essler und ihr engagiertes Team neben dem Alltagsgeschäft in der Lutherstraße in die Zweigstelle, tatkräftig unterstützt etwa vom Bauhof der Stadt Neunkirchen bei notwendigen Renovierungen. Das Büchersortiment wurde erweitert, und in Zukunft werden auch audiviosuelle Medien wie Hörbücher auszuleihen sein. "Ich dachte mir: Hier muss etwas passieren", schildert Gabriele Essler ihre ersten Eindrücke von der Dorfbücherei. Diese liege zentral, habe ein großes Einzugsgebiet und könnte viel besser angenommen werden als bisher. Natürlich müsse man auch etwas dafür tun. Neben kundenfreundlicheren Öffnungszeiten, einer unkomplizierten Präsentation der Medien in freundlicher Umgebung und einem erweiterten Sortiment schwebt der Bibliothekarin auch eine intensive Zusammenarbeit mit Schulen und Kindergärten vor. Kontakte zur Schillerschule wurden bereits geknüpft, "ich hoffe, dass dies Früchte bringt." Alles in allem ist die Reorganisation der Wiebelskircher Zweigstelle fast wie ein Probelauf für die Chefin und ihre neun Mitarbeiterinnen. "Wir haben hier im Kleinen gesehen, was auf uns zukommt beim großen Umzug."

Bis es soweit ist und die Kisten gepackt werden müssen, soll in den alten Räumen der Lutherstraße aber kein Stillstand herrschen. Stammkunden wissen es zu schätzen, dass die Regale mit den Romanen ein "Lifting" erfahren haben und nun viel übersichtlicher daherkommen. "Wir versuchen, eine größere Aktualität und Vielfalt aufzubauen", erklärt Essler. Dazu gehört, sich von alten Schinken zu trennen und beim Bücherflohmarkt Ballast abzuwerfen. Sehr gut kommt auch die Präsentation der "Longlist", der 20 nominierten Titel für den Deutschen Buchpreis 2013 an. Diese hat Auszubildende Nora Deubel mit künstlerischen Ideen als Blickfang im Eingangsbereich aufgebaut. Die Präsentation hat schon viele Stammkunden wie etwa Gerd Meiser dazu gebracht, einen der Romane auszuleihen.

Apropos künstlerische Ideen: Besonders ans Herz legen möchte Gabriele Essler den Besuchern eine kleine Ausstellung in hinteren Bereich der Stadtbibliothek. Dort hat der Bildende-Kunst-Oberstufenkurs der Gesamtschulen Neunkirchen/Schiffweiler/Bexbach "Metaphern beim Wort genommen" und diese in Pappmaschée zum Leben erweckt. Wer möchte, kann dazu ein kleines Quiz lösen. So stellt sich Essler auch eine moderne Bibliothek vor: Als Ort der Begegnung und der Kommunikation. Eben ein Ort, an dem man sich gerne aufhält.