Ellenfeldstadion, Freitagabend, 21.45 Uhr. Es läuft die Nachspielzeit im Spiel der Fußball-Oberliga zwischen Borussia Neunkirchen und dem SC Idar-Oberstein. Borussias Außenverteidiger Abdul Kizmaz lässt auf dem linken Flügel einen Gegenspieler ins Leere laufen und schlägt mit letzter Kraft eine Flanke in den Strafraum. Dort lauert Andreas Haas. Neunkirchens Vollblutstürmer visiert den Ball an, nimmt Maß - und drischt das Spielgerät artistisch im Fallen zum 2:1 unter die Querlatte.

Kurz darauf ist Schluss - und das Ellenfeld ein Tollhaus. Denn nur zwei Minuten zuvor hätte wohl nicht einmal der kühnste Optimist unter den 520 Zuschauern noch mit einem Sieg der Borussia gerechnet. Die lag zu diesem Zeitpunkt nämlich noch mit 0:1 zurück. Christoph Schmell hatte Idar nach einer Ecke mit 1:0 in Führung gebracht (77. Minute). Erst in der letzten Minute der regulären Spielzeit gelang Felix Dausend per Flachschuss ins rechte Eck der Ausgleich. Für seinen Torjubel auf dem Zaun bekam Dausend Gelb-Rot (90.).

"Ein Herzschlagfinale, nach dem 0:1 waren wir eigentlich tot - und sind dann wieder aufgestanden", jubelte Neunkirchens Trainer Daniel Paulus und verteilte ein Sonderlob an den Matchwinner: "So kennt man Andi. Wie er die Bude gemacht hat, war unnachahmlich."

Haas selbst, der in seinem zweiten Spiel im Borussen-Dress prompt sein zweites Saisontor erzielte, blieb auch nach dem sensationellen Last-Minute-Sieg die Ruhe selbst: "Ich habe solche Spiele schon öfter erlebt. Ich habe immer daran geglaubt, dass wir das Ding noch umbiegen können."

Es war ein süßer Sieg, der allerdings nicht ganz kaschieren konnte, dass sich Neunkirchen äußerst schwer mit dem gut gestaffelten Gegner aus der Edelsteinstadt getan hatte. Eine einzige klare Borussen-Chance durch Jens Kirchen (20.) stand nach Durchgang eins zu Buche.

Auch in Halbzeit zwei kam die Heimelf zunächst kaum zu Einschussgelegenheiten. Und das, obwohl die Borussia nach einer Gelb-Roten Karte gegen Gästespieler Thiago Reis (55.) lange in Überzahl spielte.

Mehrfach leistete sich Neunkirchen Ballverluste in der Vorwärtsbewegung und hatte Glück, dass die Gäste ihre Kontergelegenheiten schlampig ausspielten. Die Führung für Idar in Unterzahl war nicht unverdient. Auch Daniel Paulus zeigte sich mit den 89 Minuten vor dem Doppelschlag nur bedingt zufrieden: "Die Mannschaft ist ganz neu zusammengestellt. Wir haben definitiv noch Defizite, an denen wir arbeiten müssen", gab der Trainer vor der Auswärtspartie am morgigen Dienstag (19 Uhr) beim SV Röchling Völklingen zu Protokoll. Trüben konnte das die Freude an jenem Abend freilich nicht.

"Wir haben uns als Mannschaft vorgenommen, in jedem Saisonspiel bis zur 95. Minute alles zu geben. Heute sind wir schon dafür belohnt worden", lautete das Fazit von Haas.