Die Gesamtpersönlichkeit fördern

Kreis Neunkirchen · Im Zentrum für Integration und berufliche Bildung werden junge Menschen mit geistiger Behinderung aufs Arbeitsleben vorbereitet – je nach individuellen Fähigkeiten im ersten Arbeitsmarkt, in der Tagesförderstätte oder in der Werkstatt.

 Jeannette Klemm und Ludwig Lorenz im Gespräch mit Colin Drenkob und Dominik Schwabe, die im ZIB auf ihr späteres Berufsleben vorbereitet werden. Foto: Lebenshilfe Neunkirchen/ Andreas Engel

Jeannette Klemm und Ludwig Lorenz im Gespräch mit Colin Drenkob und Dominik Schwabe, die im ZIB auf ihr späteres Berufsleben vorbereitet werden. Foto: Lebenshilfe Neunkirchen/ Andreas Engel

Foto: Lebenshilfe Neunkirchen/ Andreas Engel

"Im ZIB habe ich schon viel gelernt", findet Samantha Zander aus St.Wendel. Die 19-Jährige fühlt sich im Zentrum für Integration und berufliche Bildung (ZIB) des WZB Werkstattzentrums der Lebenshilfe gGmbH wohl. "Hier habe ich mich schon mit vielen Leuten angefreundet", freut sich die junge Frau aus St. Wendel.

"Um Menschen den Übergang von der Schule ins Berufsleben zu erleichtern, bietet das Zentrum für Integration und berufliche Bildung (ZIB) wichtige Orientierungshilfen", unterstreicht Ludwig Lorenz, der Leiter der Einrichtung. Ob Tagesförderstätte, Werkstatt oder erster Arbeitsmarkt - das ZIB-Team unterstützt die Menschen mit geistiger Behinderung bei ihrer ganz persönlichen Lebensplanung. Das ZIB, das den WZB-Berufsbildungsbereich umfasst, gibt den derzeit 77 Teilnehmern nach einem dreimonatigen Eingangsverfahren 24 Monate Gelegenheit, die unterschiedlichen Bereiche im ZIB kennen zu lernen. Dazu zählen Metall, Holz, Garten- und Landschaftspflege ebenso wie Montagearbeiten oder Hauswirtschaft.

WZB-Geschäftsführer Thomas Latz erinnert in diesem Zusammenhang an die UN-Behindertenrechtskonvention, die Menschen mit geistiger Behinderung die Teilhabe am gesellschaftlichen Leben garantiert. Man müsse die Verhältnisse am Arbeitsplatz den individuellen Fähigkeiten des Menschen anpassen und dadurch auch Menschen mit erhöhtem Förderbedarf die Teilnahme am Eingangsverfahren und dem Berufsbildungsbereich ermöglichen. Teilnehmer, die eine besondere Begleitung brauchen, werden in speziellen Fördergruppen auf einen möglichen Einstieg ins Berufsleben vorbereitet. Auch Menschen mit erhöhtem Pflegeaufwand - früher ein Ausschlussgrund für die Aufnahme im ZIB - sollen vermehrt die Chance auf die Teilnahme am Arbeitsleben erhalten.

Für Menschen, die eine intensivere Betreuung brauchen, bietet das WZB in seinen beiden Werken in Spiesen-Elversberg an den Standorten Am Beckerwald und im Gewerbepark Hungerpfuhl sowie in seinem Werk in Urexweiler jeweils einen speziellen Arbeitsförderbereich. Wegen der steigenden Nachfrage plant das WZB laut Latz gemeinsam mit der Lebenshilfewerk Neunkirchen gGmbH am Standort einer neu zu errichtenden Tagesförderstätte die Schaffung eines Arbeitsförderbereiches in Neunkirchen mit 32 neuen Plätzen für schwerst oder mehrfach behinderte Menschen.

Mit einem Zertifikat wird den Teilnehmern der Abschluss des Berufsbildungsbereiches bescheinigt. Es gebe Bestrebungen in der Landesarbeitsgemeinschaft der Werkstätten für behinderte Menschen, diese Zertifikate von der Industrie- und Handelskammer anerkennen zu lassen, um etwa den Übergang auf den ersten Arbeitsmarkt zu erleichtern, erläutert Latz.

Zusätzliche Qualifizierungsbausteine wie etwa das Einüben von Kulturtechniken zählen ebenfalls zum Förderangebot.,,Beim Erlernen der Kulturtechniken geht es nicht nur um Lesen, Rechnen und Schreiben, sondern auch darum, die Gesamtpersönlichkeit zu fördern, die Konzentrations- und Merkfähigkeit zu verbessern, den Umgang mit Menschen zu trainieren und sich einfach als Teil des Ganzen zu verstehen", erklärt Jeannette Klemm, die Bereichsleiterin des Sozialpädagogischen Dienstes.

Über die Aufnahme in den Berufsbildungsbereich des ZIB entscheidet ein Fachausschuss, in dem sich Vertreter der Werkstatt, der Agentur für Arbeit Neunkirchen , des Landesamtes für Soziales und je nach Fall auch der Deutschen Rentenversicherung mehrmals pro Jahr beraten. Eng arbeitet das ZIB-Team mit den Eltern und den Förderschulen zusammen, deren Schüler in der Regel das ZIB bereits durch mehrere Schulpraktika kennengelernt haben.

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