Minimale Belastung fürs Auge

Sulzbach. 11.30 Uhr: Auf dem Operationstisch liegt eine Frau in Narkose. Von dem Treiben um sie herum kriegt sie nichts mit. Ihr Problem: ein Loch in der Netzhaut des Auges. Was jetzt passiert - unter anderem das Entfernen des gelartigen Glaskörpers - wird in der Sulzbacher Knappschaftsklinik per Kamera in einen anderen Saal übertragen

 Prof. Dr. Ulrich Mester Foto: Klinik

Prof. Dr. Ulrich Mester Foto: Klinik

Sulzbach. 11.30 Uhr: Auf dem Operationstisch liegt eine Frau in Narkose. Von dem Treiben um sie herum kriegt sie nichts mit. Ihr Problem: ein Loch in der Netzhaut des Auges. Was jetzt passiert - unter anderem das Entfernen des gelartigen Glaskörpers - wird in der Sulzbacher Knappschaftsklinik per Kamera in einen anderen Saal übertragen. Dort sitzen fortbildungswillige Operateure aus dem gesamten Bundesgebiet vor einer Großleinwand. Sie verfolgen das mit, was in Sulzbach mittlerweile Routine ist: Augen-Operationen unter ganz besonderen Vorzeichen. Die erläuterte am Freitag Professor Dr. Ulrich Mester (64), der Chefarzt der Augenklinik im Knappschaftskrankenhaus, im Rahmen einer Pressekonferenz.

Es geht um so genannte Vitrektomien, das heißt: glaskörperchirurgische Eingriffe, bei denen - nach Entfernung des Glaskörpers - Erkrankungen der Netzhaut direkt operativ angegangen werden. Die Methode wird angewandt bei Netzhauterkrankungen durch Diabetes, bei altersbedingten Veränderungen der Netzhaut, Netzhaut-Ablösungen, Einblutungen des Auges und Gefäßverschlüssen. Solche Operationen werden schon seit Jahren vorgenommen. Neu allerdings ist, dass die dafür notwendigen Instrumente, die Ulrich Mester und Co. ins Auge einführen, erheblich minimiert worden sind. Nur noch winzige Öffnungen von 0,64 mm (vormals 1 mm) sind erforderlich. In der Fachsprache heißt das 23 gauge (Maßeinheit; sprich: gäidsch). Möglich ist es also nun, Eingriffe ohne Nähte und ohne die bisher übliche Eröffnung der Bindehaut vorzunehmen. Eine Vitrektomie stellt daher heute nur noch eine minimale Belastung für das Auge dar mit deutlicher Verkürzung der OP-Dauer wie auch des Heilungsverlaufs. Nach Angaben von Mester erholt sich das Auge auch sehr viel schneller, und am Ende stehen kosmetisch bessere Ergebnisse. Die etwa 100 Mediziner aus dem übrigen Bundesgebiet werden an diesem Samstag an (leblosen) Schweineaugen üben, um sich mit der Technik vertraut zu machen. In Sulzbach ist sie längst Routine, sagt der Chefarzt der Augenklinik. Er spricht von einem großen Indikationsfeld und davon, dass nun Erkrankungen behandelbar sind, die es zuvor nicht waren. mh

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