Wadern Waderner als Vetreter Griechenlands

Wadern/Berlin · Schüler des Hochwald-Gymnasiums wurden in Berlin bei einem Planspiel für eine Woche zu Abgeordneten.

 Schüler beim Flashmob vor dem Brandenburger Tor.

Schüler beim Flashmob vor dem Brandenburger Tor.

Foto: Edwin Didas

Während sich in London die britischen Abgeordneten gerade die Köpfe heiß redeten, um zu klären, wie das Trauerspiel um den Brexit gelöst werden könnte, machten sich zur gleichen Zeit im Bundesrat in Berlin 160 Jugendliche aus Deutschland sowie aus Österreich, Luxemburg, der Tschechischen Republik, den Niederlanden und Ungarn auf den Weg, über die Zukunft der europäischen Einigung und die damit verbundenen Herausforderungen zu diskutieren. Einen Einblick in die Arbeit der Nachwuchs-Abgeordneten gibt Politiklehrer Edwin Didas, der die Schüler-Gruppe des HochwaldGymnasiums (HWG) aus Wadern begleitet hat.

Auf der Tagesordnung standen Themen wie Freihandel, Fake News, Nationalismus und Klimawandel. Alle Redner und Gesprächspartner sprachen sich für ein demokratisches Europa aus, das den heutigen Jugendlichen die besseren Argumente liefere. Im Mittelpunkt des MEP standen die Debatten zu den acht Ausschussthemen. Die in den Ausschüssen erarbeiteten Resolutionen wurden in der Plenardebatte im Bundesrat zur Diskussion gestellt. Die Delegierten gingen in ihrer Rolle als Parlamentarier vollkommen auf – optisch wie sprachlich.

So appellierten sie an die Verantwortung als Europäer, stritten für den Aufbau eines europäischen Bildungsraumes und fragten sich, ob die Umstellung auf erneuerbare Energien genauso viele Arbeitsplätze schaffe würde wie der Ausstieg aus den Kohleverstromung kostet.

Sie forderten ein EU-weites Pfandsystem auf Getränkeflaschen, die Entwicklung von Algorithmen zur Erkennung und Blockierung von Bot-Accounts und sie befürworteten Friedensgespräche in Syrien unter Einbeziehung von verhandlungsbereiten Rebellen. Auch die parlamentarische Geschäftsordnung ging langsam in ihr Blut über: Sie stellten Änderungsanträge, strichen Resolutionen zusammen und hielten Reden wie die Profis. In 16 Stunden Debatte haben die Jugendlichen die Grundlage für eine hoffentlich bessere Welt gelegt. Und viele waren glücklich, trotz weicher Knie ihre Rede im Bundesrat gehalten zu haben.

Dass das Projekt in der Politik durchaus wahrgenommen wird und die Jugendlichen etwas bewegen können, zeigte sich daran, dass der Schleswig-Holsteinische Ministerpräsident und amtierende Bundesratspräsident Daniel Günther sich die Zeit nahm, mit den MEP-Abgeordneten zu diskutieren. So sprach ihn Katharina Wiesen vom HWG auf das Problem des Populismus in Europa an, mit dem sie sich auch in ihrem Ausschuss beschäftigt hatte. Günther motivierte die Jugendlichen, sich weiter politisch zu engagieren. Er selbst habe zu Zeiten des Mauerfalls und der Wiedervereinigung angefangen, sich für Politik besonders zu interessieren. „Das hat mich einfach fasziniert und dann habe ich Lust gehabt, auch selbst Politik zu machen.“ Man müsse immer wieder daran erinnern, dass Demokratie nichts Selbstverständliches sei. Günthers Stellvertreter Heiner Garg hatte die MEP-Abgeordneten bei der Eröffnungssitzung in der Landesvertretung Schleswig-Holsteins begrüßt.

Auch Spaß gehört zum MEP, so wie die gemeinschaftliche Tanzeinlage mit Europafähnchen vor dem Brandenburger Tor oder die szenischen Darbietungen zu den Themen der Ausschüsse. Auch bei der Präsentation des zu vertretenden EU-Landes wurde gelacht. Da die HWG-Schüler in die Rolle Griechenlands schlüpften, stellten sie auf der Bühne einen Dialog zwischen drei griechischen Gottheiten und drei Saarländern dar. Das Projekt ist Teil des von Erasmus plus geförderten EU-Jugenddialogs.

Das bedeutet, dass die MEP-Resolution zum Thema Jugend den Weg nach Brüssel in den Rat der Jugendminister nehmen wird. Das MEP ist eine konkrete Möglichkeit für die jungen Menschen, mitzureden. Mit dem Gefühl, etwas bewegt zu haben, traten die HWG-Schüler die Heimreise an. Zu Hause hatten viele Bekannte und Verwandte die Debatten verfolgt, da der Bundesrat die Plenarsitzung in einem Livestream übertragen hatte.

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