Schulsportverein Ein Modellprojekt, das Schule machen soll

Wadern · Geburt geglückt: Das Saarland hat seinen ersten Schulsportverein. Mit großem Interesse wurde der SSV Wadern-Hochwald jetzt in der Mensa des HWG aus der Taufe gehoben. Mit ihm sollen Schule und Sport besser in Einklang kommen.

 Kinder in Bewegung bringen – und das im Einklang mit der Schule. Bei dieser schwierigen Aufgabe will der neue Schulsportverein helfen. Es ist ein Modellprojekt, das Schule machen könnte.

Kinder in Bewegung bringen – und das im Einklang mit der Schule. Bei dieser schwierigen Aufgabe will der neue Schulsportverein helfen. Es ist ein Modellprojekt, das Schule machen könnte.

Foto: dpa/Hendrik Schmidt

Die Spannung in der Mensa des Hochwald-Gymnasiums (HWG) Wadern ist spürbar. Heute ist ein besonderer Tag. Der Startschuss für den ersten Schulsportverein (SSV) des Saarlandes steht kurz bevor. Gleich wird die versammelte Runde den SSV Wadern-Hochwald aus der Taufe heben. Es ist eine landesweit einmalige Kooperation von HWG und Graf-Anton-Schule mit umliegenden Sportvereinen.

Zunächst sind noch Formalitäten zu klären. Die Tagesordnung muss angenommen, die Vereinssatzung verabschiedet und ein Vorstand gewählt werden. Und über allem schweben zwei elementare Fragen: Wozu braucht man einen Schulsportverein – und was ist das überhaupt? „Der Schulsportverein soll bestehende und neu zu schaffende Sportangebote verzahnen, koordinieren und diese in den Alltag der Schüler sowie der Vereine integrieren“, verrät Christine Leinen, die Rektorin der Graf-Anton-Schule, in ihrer Eröffnungsrede vor den rund 40 Gästen. Die Idee verfolge „nicht nur eine Win-win-Strategie, es handelt sich vielmehr um eine Win-win-win-win-Situation, einen Gewinn für Schulen, Vereine, Eltern und die Kinder im Hochwald-Raum“, führt Leinen aus.

„Kinder in Bewegung zu bringen, ist heute eine wichtige Aufgabe der Schulen und des Schulträgers. Aktiv sein, sich in Wettkämpfen messen – alle Studien beweisen, dass dies den Kindern guttut und langfristig auch der Gesellschaft“, betont Daniela Schlegel-Friedrich, die bei der Geburtsstunde des SSV die Versammlung leitet und quasi als Hebamme fungiert. „Es ist nicht irgendein Schulsportverein, es ist der einzige im Saarland. Schulen und Vereine haben sich getroffen und gemeinsam das Konzept erarbeitet, von dem nun alle profitieren sollen“, erzählt die Landrätin.

Vorreiter des SSV war vor knapp einem Jahr die Kooperationsvereinbarung der Schulen mit dem Saarländischen Leichtathletik-Bund (SLB). SLB-Trainer trainieren seitdem mit den Schülern vor Ort, wecken das Interesse an ihrem Sport und sichten Talente. Das klappt gut und auf dieser Basis, nur viel breiter aufgestellt, soll auch der SSV agieren.

Das Problem ist bekannt: Wegen zunehmenden Nachmittagsunterrichts kommen die Schüler spät nach Hause. Nach den Hausaufgaben bleibt keine Zeit und Energie, sich regelmäßig im Verein zu betätigen. Die Folgen sind mangelnde Koordinationsfertigkeiten und Sozialkompetenzen sowie fehlende Möglichkeiten, Erfolgserlebnisse zu haben und Selbstbewusstsein aufzubauen.

Die logische Konsequenz: Die Vereine präsentieren ihre Angebote vor Ort. Als Mitglieder des SSV können sie in den Schulen nicht nur den Leistungssport, sondern ausdrücklich auch den Breitensport fördern. Auch eine Sparte Gesundheitssport für Eltern ist geplant. „Wir haben eine Mitglieder-Lücke im Alter von zwölf bis 20 Jahren. Also gehen wir in die Schulen und holen die Kinder dort ab“, sagt Konrad Schmidt, der Vorsitzende des TV Lockweiler.

Mit einem nicht alltäglichen Sportangebot wartet Manfred Dillschneider auf. „Wir wollen unsere Boom-Sportart Klettern ausbauen. Und mit dem neuen Kletterzentrum in Wadern haben wir bald die Möglichkeit, den Kindern den Sport näherzubringen“, sagt der Vorsitzende der Berg- und Skifreunde Hochwald.

Das Besondere: Anders als in schulischen AGs können die Teams und Sportler des SVV künftig an Rundenspielen oder Wettkämpfen teilnehmen. „Sich sportlich messen. Das motiviert enorm. Für Mitglieder des SSV ist das künftig einfach“, sagt Werner Klein, Pressesprecher des Landkreises Merzig-Wadern. Von ihm, dem Rehlinger Leichtathletik-Urgestein, kam auch die Idee.

Ein SSV sei nicht neu, im Saarland aber einmalig und bundesweit selten. „Es ist ein zukunftsfähiges Modell. Unser Pilotprojekt kann und wird Schule machen. Man wird auf uns schauen“, ist Klein überzeugt. Die Geburt des SSV ist geglückt. Jetzt muss Kleins Kind laufen lernen und dabei wäre die Unterstützung durch das Land natürlich hilfreich. Gespräche mit dem Ministerium für Bildung und Kultur gibt es schon. Alle umliegenden Vereine sind eingeladen, den SSV für sich und ihre eigenen Angebote zu nutzen.

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