Mit einer alten Dame auf Foto-Safari

Merzig. Er mag es, wenn der Adler fliegt, die Lok aus dem Jahre 1948 faucht oder er stählerne Dinosaurier aus dem Verkehrszeitalter ablichten kann - Nostalgie mit Kohlenqualm ist halt sein Ding, ebenso die Fotografie. So hat Georg Dollwet im Laufe der Jahre einen unendlich großen Fundus angesammelt

 Jahrelang pendelten Sonderzüge am Mariä-Geburtsmarkt zwischen Lebach und Dagstuhl. Fotos: Dollwet

Jahrelang pendelten Sonderzüge am Mariä-Geburtsmarkt zwischen Lebach und Dagstuhl. Fotos: Dollwet

 1982 startete Georg Dollwet in dem Zug zur Streckenvermessung.

1982 startete Georg Dollwet in dem Zug zur Streckenvermessung.

 Die Tankstelle für Loks.

Die Tankstelle für Loks.

Merzig. Er mag es, wenn der Adler fliegt, die Lok aus dem Jahre 1948 faucht oder er stählerne Dinosaurier aus dem Verkehrszeitalter ablichten kann - Nostalgie mit Kohlenqualm ist halt sein Ding, ebenso die Fotografie. So hat Georg Dollwet im Laufe der Jahre einen unendlich großen Fundus angesammelt. Bei dem Merziger, seit zig Jahren stellvertretender Vorsitzender des Museums-Eisenbahn-Clubs Losheim, begegnet man Spuren der Vergangenheit auf Schritt und Tritt - auch Erinnerungen an den Dagstuhler Bahnhof. Während die einen über das heruntergekommene marode Bauwerk schimpfen, schwärmt er von dem maroden Charme. Für den gelernten Eisenbahner steht fest: Ein Technikdenkmal sind Gebäude und Terrain allemal - ein Relikt, das 110 Jahre Geschichte erzählt. Bereits als junger Eisenbahner habe ihn der alte Wasserkran mit dem Standrohr zwischen den Gleisen fasziniert. "Dampfloks verbrauchten wesentlich mehr Wasser als Brennstoff, so dass das Wasser-Fassen auf längeren Strecken oft ein Problem war. Daher gab es in jedem Bahnhofsbereich eine solche Tankstelle." Die im Dagstuhler Bahnhof hat er 1982 mit seiner Spiegelreflexkamera festgehalten, als er von Dillingen aus mit seinem Chef dienstlich auf Tour war. "Wir sind damals mit einem Messzug die Route von Dillingen abgefahren. Auf der Hinfahrt haben wir die Strecke vermessen, auf der Rückfahrt fotografiert." Der Messwagen, eine KÖF II, sei ein umgebauter Personenwagen aus dem Jahr 1930 gewesen. Die alte Dame, der nachträglich Messschalen eingepflanzt worden wurden, sei längst in den Eigentum des Museums-Eisenbahn-Clubs übergegangen, dessen Mitglied er fast seit der Gründung ist. Weitere Fotos aus Dollwets Sammlung erzählen weitere Geschichten vom Dagstuhler Bahnhof - etwa den Sonderfahrten zum Mariä-Geburtsmarkt nach Lebach. Am 14. September 1982 hat er sie aufgenommen. "Am Mariä-Geburtstag-Markt pendelten zwischen Dagstuhler Bahnhof und Lebach Sonderzüge - und das mehrmals täglich", sagt der Merziger. "Damals schon war der reguläre Personenverkehr längst eingestellt. Die Sonderfahrten wurden nur für diesen speziellen Tag im September von Lebachern organisiert." Ob sich das Angebot unterm Strich schließlich nicht gerechnet habe, vermag er nicht zu sagen. "Wahrschenlich nicht", wie er vermutet. Denn seine Foto-Galerie, die er 1982 geschossen habe, sei für ihn die letzte Chance gewesen, diese Tradition auf Zelluloid zu bannen. "Danach war unwiderruflich Schluss. Die Züge zum Mariä-Geburtsmarkt fuhren von Dagstuhl aus nie wieder." Eines weiß er bestimmt: In der Schalterhalle habe es damals keine Fahrkarten mehr gegeben, die Bediensteten der Bahn hätten das Gebäude längst verlassen. Wenig später seien auch die Gleise abmontiert worden. "Als die Eisenbahnfreunde sich gegründet haben, um eine Museumsbahn wieder auf die Schienen zu bringen und die Hochwaldstrecke abzufahren, war es für Dagstuhl schon zu spät - schade."

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