Gemeinsam für mehr Integration

Wadern · Mit Hilfe eines Bündnisses will Waderns Bürgermeister Jochen Kuttler Flüchtlingen helfen und sie besser integrieren. Dabei ist er auf Unterstützung aus der Bevölkerung angewiesen – und die Resonanz ist enorm.

 Mit dem großen Ansturm bei der Veranstaltung hatte niemand gerechnet. Foto: Stadt Wadern

Mit dem großen Ansturm bei der Veranstaltung hatte niemand gerechnet. Foto: Stadt Wadern

Foto: Stadt Wadern

Überwältigt sei er, sagte Waderns Bürgermeister Jochen Kuttler, und: stolz auf die Stadt. Ein Bündnis für Flüchtlinge will Kuttler auf den Weg bringen, Flüchtlinge und Bevölkerung zusammenführen, und hatte dazu alle Bürger, die helfen und sich engagieren wollen, am Montagabend ins katholische Pfarrheim geladen. Und sie kamen. Rund 140 Leute fanden sich zusammen, mit so vielen hatte keiner gerechnet.

Ziel ist es, den derzeit 36 in Wadern untergebrachten Flüchtlingen - monatlich kommen etwa fünf bis sieben dazu - in ihrem Alltag zu helfen und sie besser zu integrieren. Wie das aussehen kann, erläuterte Carmen Koscheny, die schon länger Flüchtlinge begleitet. Diese Menschen kommen aus Syrien, Eritrea oder anderen Ländern nach Deutschland, mussten auf ihrer Flucht durch die Wüste, übers Meer gelangen, irgendwie überleben. Dann sind sie hier und müssen sich mit Dingen wie Mülltrennung befassen, mit unserem Kontosystem, der vielen Post. Das müsse ihnen alles übersetzt und erklärt werden, schildert Koscheny. Sie brauchen Kleidung, Möbel, Küchenausstattung. Müssen einkaufen gehen, sich zwischen den Aldi-Regalen zurechtfinden. Und Deutsch lernen natürlich.

Dabei brauchen sie Hilfe, und dafür braucht es die Bevölkerung. Mit Anja Scherer von der Caritas gibt es zwar jemanden für die Betreuung der Flüchtlinge, aber da sie nur 20 Stunden pro Woche für die Aufgabe hat, ist mehr als Willkommenheißen und dem Erledigen des ersten Papierkrams nicht drin. Ohne Freiwillige wie Koscheny geht es also nicht. Kuttler hat auch die Vereine dazu aufgerufen, Flüchtlinge aufzunehmen. Die Integration ins Kommunenleben klappt dann von alleine. Eine Mitarbeiterin der Tafeln erzählte von einem Flüchtlingsjungen, der der Beste in seiner Fußballmannschaft sei. "Jetzt wollen in der Schule alle neben ihm sitzen."

Anderthalb Stunden dauerte die Veranstaltung, und die Menschen waren bis zum Ende mit regem Interesse dabei. Listen gingen herum, auf denen die Leute eintrugen, welchen Beitrag sie leisten möchten: beim Einkaufen helfen, beim Sprachtraining, zu öffentlichen Veranstaltungen begleiten. Man merkte ihnen an, dass sie helfen wollen, nur nicht so genau wissen, wie. Sie brauchen Anleitung und Anweisung, und das ist die große Aufgabe für Jochen Kuttler und sein Team, die Koordinierung der Helfer. Die Organisatoren - auch bei der Organisation werden Freiwillige benötigt! - setzen sich jetzt zusammen, schauen, wer aus der Bevölkerung welchen Beitrag leisten möchte, und schaffen dann Strukturen, sodass in den nächsten ein bis zwei Monaten eine Anlaufstelle etabliert werden kann. Dort können sich dann Flüchtlinge und Bürger melden, um schließlich zusammengeführt zu werden. Berührungsängste braucht dabei keiner zu haben, auch nicht vor der sprachlichen Barriere: Zur Not kommuniziert man eben mit Händen und Füßen.

Für alle, die auch einen Beitrag leisten möchten, hat die Stadt Wadern eine E-Mail-Adresse eingerichtet:

fluechtlinge@stadt-wadern.de.

Meinung:
Eine Kommune steht zusammen

Von SZ-RedaktionsmitgliedLars Reusch

Es war ein rührender, ein bewegender Abend in Wadern. 140 Menschen setzten sich zusammen, überlegten, fragten, wie sie helfen können, wie sie fremden Menschen das Leben leichter machen, sie in die Gemeinschaft integrieren können. Viele waren auch da, die ihre Erfahrungen mit Flüchtlingen schilderten, und man war beeindruckt, dass es so viele gibt, die einen guten Teil ihres Leben dafür aufwenden, anderen zu helfen. Das steckte alle anderen an, so viel positive Energie lag in der Luft. Der Abend zeigte auch, wie viel Potenzial, wie viel Menschlichkeit in einer Kommune steckt. Das muss nur geweckt und abgerufen werden. Schön, dass das in Wadern passiert - es wird Zeit, dass das Beispiel im ganzen Kreis Schule macht.

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