Erinnerungen an alte Zeiten Mit Moselfränkisch durchs neue Jahr

Merzig-Wadern · Mundart-Vereinigung hat einen Kalender für 2018 mit Bildern aus früheren Zeiten herausgebracht.

 Das Titelbild zeigt Metzger Otto Nagel aus Beckingen mit seinem Kutschenwagen.

Das Titelbild zeigt Metzger Otto Nagel aus Beckingen mit seinem Kutschenwagen.

Foto: SZ/Kalender

„Gau un Griis“, die Vereinigung zur Erhaltung und zur Förderung der moselfränkischen Mundart, behält bei der Herausgabe des „Muselfränkischen Kalenners 2018“ die drei Sprachen Deutsch, Französisch und Mundart bei. Damit nimmt der in Schwarz-Weiß gehaltene Kalender eine besondere Stellung ein. Es ist nicht zuletzt ein gelungenes Beispiel für die immer stärker werdende Sprachförderung im Kindergarten und in der Grundschule unseres Grenzraumes und ein Hinwirken zum Erhalt der Mundart, unserem „Platt“.

Das Titelbild zeigt den Beckinger Metzger Otto Nagel nach dem Ersten Weltkrieg mit Pferdegespann und Kutsche auf der „Hohlgass Kupp“ (heute Bergstraße).

Die zwölf Monatsblätter zeigen wiederum alte Ansichten von Städten und Dörfern aus dem Saarland und aus Lothringen. Benannt werden diese Orte mit den alten Mundartnamen, dann teils in Französisch und in Deutsch. Der Monat Juni, der „Broochmond“, ist Mierzich, der Kreisstadt Merzig gewidmet. Gezeigt wird das Kreishaus (Landratsamt) etwa um 1905 „én der Schankstrooss“. Es war ein sehr imposantes Bauwerk. Natürlich fehlt auch diesmal nicht der Spitznamen der Merziger: „Miertzijer Powaischésser“. Neben Kinderreimen sind jeweils auch frühere Ausdrücke und Redensarten festgehalten. Ein Beispiel: „Et génn Dommen un Saudommen. Un dau béscht bestémmt käner von den Dommen“.

Das Januarblatt zeigt die alte Ansicht des Klosters (Antoniushaus) in Altdroff (Niedaltdorf, Niedaltdroff). Beim Spétznamen spricht man von „Altdroffer Niedschweinscher“. Zur Niedaltdorfer Historie gehört, dass die Schwestern aus Waldbreitbach Ende des 19. Jahrhunderts mit einer Kutsche am Bahnhof Beckingen abgeholt wurden.

Von Busendroff (Bouzonville, Busendorf) gibt es ein Bild des Bahnhofes im Ersten Weltkrieg. Die Eisenbahnlinie Dillingen – Busendorf durch das Niedtal war erst am 1. Juli 1901 eröffnet worden. Wenig schmeichelhaft ist der Spitzname „Busendrower Bòtterfrésser“. Festgehalten wurde auch, dass die „Mierzijer Stroos“ in Waldwiese seit 1944 in ihrer alten Form nicht mehr existiert. Die Saarlouiser (Saarlujer Bulee) waren immer stolz auf ihren großen Sohn, Marschall Michel Ney, vor dessen Geburtshaus sich um 1900 eine Schar vornehmer Besucher versammelte.

Einen völlig ungewohnten Blick aus früherer Zeit gibt es auf die Pfarrkirche St. Maximin in Pahten, Pachten (Stadtdeel von Délléngen). Der Spitzname „Pähter Dickkepp“ hat sich bis heute erhalten.

Der Kalender enthält jeweils zwei Sonderthemen. Dieses Mal werden einmal frühere Gasthäuser vorgestellt, darunter einige Gebäude in Gisingen, Siersburg und Saarlouis-Picard und „so hat et ausgesinn“ mit vielen Bildern aus dem Zweiten Weltkrieg mit Zerstörungen, unter anderem Saarlouis und Busendroff und Aufnahmen von den Höhlenbewohnern 1944 im Pilzberg in Siersburg.

 „Kreishaus“ (Landratsamt) in Merzig um 1905. Foto: Kalender/Repro: H.-D. Göttert

„Kreishaus“ (Landratsamt) in Merzig um 1905. Foto: Kalender/Repro: H.-D. Göttert

Foto: SZ/Kalender

Der „Mundartkalenner 2018“ ist zum Preis von fünf Euro in den Buchhandlungen Bock & Seip in Merzig und Saarlouis, Rote Zora Merzig und in den Saarlouiser und Dillinger Buchhandlungen erhältlich.

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