Farb-Orgie im Kirchenräumchen

Mettlach · „Farbe in der Architektur“ – ein „Musterbeispiel“ dafür ist die St. Josephs-Kapelle in Mettlach. Am Tag des offenen Denkmals, der unter dem Motto „Farbe“ stand, gerieten viele Besucher ins Staunen.

 Blick nach oben: Dr. Scheiber erläutert mit Professor Baulig, Minister Commercon und Wendelin von Boch-Galhau (von links) Details in der St. Josephs-Kapelle in Mettlach. Foto: Traudl Brenner

Blick nach oben: Dr. Scheiber erläutert mit Professor Baulig, Minister Commercon und Wendelin von Boch-Galhau (von links) Details in der St. Josephs-Kapelle in Mettlach. Foto: Traudl Brenner

Foto: Traudl Brenner

"Farbe" war das Motto des diesjährigen "Tages des offenen Denkmals" , der, wie in jedem Jahr, Neugierigen die Gelegenheit bietet, normalerweise verschlossene oder schwer zugängliche bauliche Schätze im Land zu besichtigen. Und der Startschuss war diesmal schon am Freitag, in Mettlach . Sinnvoller "Aufhänger" war die neugotische St. Josephs-Kapelle in Mettlach - es gibt sicherlich keine Kirche im Saarland, die so ausgiebig in Farben schwelgt wie dieses kleine Bauwerk, das nach kompletter Renovierung jetzt wieder in der ursprünglichen Farbenpracht für Staunen sorgt. Und die Kapelle konnte kaum die Besucherscharen fassen, die sich dieses Wunderwerk anschauen wollten, von dem man viel gelesen hatte, das aber die Wenigsten kannten.

Wendelin von Boch, Aufsichtsratsvorsitzender der Villeroy & Boch AG, hatte - sozusagen als Hausherr und als Mit-Initiator der umfangreichen Sanierungsmaßnahmen an der Kapelle - viele Gäste zu begrüßen, voran die beiden Referenten, Professor Dr. Josef Baulig, den Leiter des Landesdenkmalamtes und Dr. Rupert Schreiber, ebenfalls vom Landesdenkmalamt. Kulturminister Ulrich Commercon, der eigentlich zur Begrüßung der Gäste eingeplant war, konnte allerdings erst später kommen und - man muss ja flexibel sein - übernahm stattdessen die Schlussrede.

Die vielen Gäste im kleinen Kapellchen erfuhren, dass dieses Bauwerk eigentlich 1864 in Wallerfangen gebaut worden ist - nach dem Vorbild der Sainte Chapelle in Paris. Dass die Kapelle dann 1879 abgetragen und Stein um Stein auf Penichen (Schiffen) über die Saar nach Mettlach tranportiert wurde - auf Initiative Eugen von Bochs.

Die ursprüngliche bunte Vielfalt des Kapelleninneren musste später weichen. Dem Geist der Zeit entsprechend waren dann dezente Farben angesagt. Die Familien Boch haben nun das große Projekt gestemmt, das Gebäude, das auch die Bochsche Familiengruft birgt, saniert und nun wieder fast in den Urzustand versetzt - eine mehrjährige Großunternehmung.

Professor Bauligs Sache war es dann, das Publikum einzuführen in das Motto "Farbe in der Architektur", und Dr. Schreiber übernahm es, den Zuhörern die Details der Kapellengeschichte und die der Sanierung zu schildern. Die Besucher waren von der Farb-Orgie in diesem Kirchenräumchen überwältigt - wo sonst leuchten schon in Kirchenräumen Wände türkisfarben?. Und die meisten waren davon begeistert. Und sie nutzten dankbar die Gelegenheit, sich umzuschauen.

Am eigentlichen Tag des offenen Denkmals am gestrigen Sonntag hatte neben der Kapelle auch die Mettlacher Pfarrkirche ihre Pforten für Interessierte geöffnet. Beide Baudenkmäler konnten sich über mangelnden Besucherzuspruch nicht beklagen.

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