"Sie wurde zur Ikone stilisiert"Geschichte über jüdischen Geldfälscher im KZ Sachsenhausen Antisemitismus auf dem Fußballplatz

Merzig/Trier. "Anne Frank wurde zu einer Ikone stilisiert. Sie ist sozusagen ein mediales Kunstprodukt", so lautet eine der provokanten Aussagen von Blaschke. Er hat sich in der Lehre und in Publikationen mit der Judenfeindschaft und ihren Folgen beschäftigt, unter anderem in dem 1997 erschienenen Buch "Katholizismus und Antisemitismus im Deutschen Kaiserreich"

Merzig/Trier. "Anne Frank wurde zu einer Ikone stilisiert. Sie ist sozusagen ein mediales Kunstprodukt", so lautet eine der provokanten Aussagen von Blaschke. Er hat sich in der Lehre und in Publikationen mit der Judenfeindschaft und ihren Folgen beschäftigt, unter anderem in dem 1997 erschienenen Buch "Katholizismus und Antisemitismus im Deutschen Kaiserreich". Falsches Bildnis Das Interview erscheint im Zusammenhang mit der Ausstellung "Anne Frank - eine Geschichte für heute", die noch bis 17. Juni täglich von 14 bis 18 Uhr von der Christlichen Erwachsenenbildung und von der Aktion Dritte Welt Saar in der Stadthalle Merzig gezeigt wird. Blaschke, der von Wolfgang Johann von der Aktion Dritte Welt Saar interviewt wurde, vertritt die Auffassung, dass unser heutiges Bild von Anne Frank nicht sehr viel mit der realen Person Anne Frank zu tun hat. Wörtlich sagt er: "Man sagt, sie sei das bekannteste Kind des 20. Jahrhunderts. Dazu gehört das Schema: Begabtes, unschuldiges, fotogenes Mädchen, dramatisches Lebensende in Bergen-Belsen. Diese Merkmale der Figur wurden in pädagogisch wertvoller Absicht dazu gebraucht und haben viel dazu beigetragen, dass sich Deutsche in den 1960er Jahren mit den jüdischen Opfern beschäftigten, besser: mit einem, mit diesem jüdischen Opfer. Diese Figur hat aber auch viel Unheil angerichtet, weil das Tagebuch eine Beschäftigung mit der Shoa ohne Shoa erlaubte. Das Grauen der Konzentrationslager und das Morden können im Tagebuch ja nicht vorkommen. Andere Opfer fehlen, ebenso wie die Täter. Am Ende sagt Frank sogar, sie glaube an das Gute im Menschen. Deutsche konnten also beruhigt sein. Auch in ihnen gebe es das Gute. Franks Tagebuch hat zur Universalisierung der Opferfigur und der Täter beigetragen. Die Emotionalisierung dieser Geschichte und ihre Trivialisierung hat eine echte Auseinandersetzung mit dem Völkermord blockiert. Wenn Anne Frank noch leben würde, wäre dies alles anders verlaufen."Die Christliche Erwachsenenbildung e.V. und die Aktion Dritte Welt Saar laden dazu ein, sich unter www.annefrankblog.de an der Diskussion zu diesem Interview zu beteiligen. Merzig. Passend zur Anne-Frank-Ausstellung präsentieren die Kinos des Landkreises eine Filmreihe mit besonderen Filmen. Zum Abschluss der Reihe wird der mit einem Oscar ausgezeichnete Spielfilm "Die Fälscher" gezeigt. Meisterfälscher Salomon Sorowitsch wird 1936 verhaftet und in das KZ Mauthausen gebracht, wo er sich, so gut es geht, mit den unmenschlichen Umständen arrangiert. Für die Nazis fertigt er kleine Zeichnungen, Porträts und später ganze Wandmalereien an. Als er 1944 jedoch nach Sachsenhausen verlegt wird, fürchtet Sorowitsch um sein Leben. Bei seiner Ankunft wird er Mittelpunkt einer Geheimaktion - dem Fälschen von Feindesgeld. Sorowitsch soll sein Know-how zur Verbesserung des britischen Pfunds und der Herstellung des amerikanischen Dollars einbringen. Zusammen mit anderen Gefangenen, allesamt Spezialisten wie Adolf Burger, Kolja Karloff, Zilinski und anderen, abgeschottet von den restlichen Insassen, macht sich Sorowitsch an die Arbeit. Um sie zu größeren Leistungen anzuspornen, bekommen die Männer eine bessere Behandlung. Doch bald kommt es zu Meinungsverschiedenheiten. Unter der Führung von Burger planen einige Fälscher den Widerstand und setzen damit die relative Sicherheit der Gruppe aufs Spiel. red"Die Fälscher" läuft am Dienstag, 16. Juni, um 20.30 Uhr im Service-Kino Losheim und am Mittwoch, 17. Juni, um 20.30 Uhr im Starlight-Kino Wadern. Im Odeon-Kino Merzig wird der Film am Dienstag, 23. Juni, bereits um 20.15 Uhr gezeigt. Der Eintritt beträgt 5,50 Euro.Merzig. "Antisemitismus im Fußball - über das Schweigen von Fans und Funktionären" ist das Thema eines Vortrags mit Diskussion: Sonntag, 14. Juni, 18 Uhr, Stadthalle Merzig. Referenten: Christoph Goergen und Christian Hirsch. Als überzeugte und praktizierende Fußballfans richten sich die Referenten mit ihrem Vortrag an alle, die antisemitische Äußerungen - immer häufiger auch in den unteren Ligen - kennen, sich bisher aber nicht trauten, im Stadion aktiv dagegen vorzugehen oder sich allgemein für Fußball interessieren. red

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