Oscar-Atmosphäre und roter Teppich

Merzig · Ein Stuhl, der magische Kräfte hat, eine Zeitreise, ein ganz anderer Geschichtsunterricht, und das Ganze auf Englisch – der Filmbeitrag des Gymnasiums am Stefansberg zum Bundeswettbewerb Fremdsprachen hat morgen Premiere, natürlich in stilechtem Rahmen.

 Im Jahr 1773 eskaliert in Boston der Konflikt zwischen den amerikanischen Kolonisten und der britischen Regierung um die Besteuerung von Tee. Die Zeitreisenden sind bei der Boston Tea Party mitten drin. Fotos: Schule/Albert Ehl

Im Jahr 1773 eskaliert in Boston der Konflikt zwischen den amerikanischen Kolonisten und der britischen Regierung um die Besteuerung von Tee. Die Zeitreisenden sind bei der Boston Tea Party mitten drin. Fotos: Schule/Albert Ehl

"Time to change time" - das ist der Titel eines Films, den fünf Schülerinnen des Merziger Gymnasiums am Stefansberg zusammen mit Englischlehrer Albert Ehl im Rahmen einer AG erstellt haben und beim diesjährigen Bundeswettbewerb Fremdsprachen Englisch eingereicht haben. Das Thema des Films ist schnell erzählt: Ein alter Stuhl, der in einem Klassenraum herumsteht, hat magische Kräfte. Schaukelt man darauf, kann man durch die Zeit reisen. Und davon machen die Schüler im Geschichtsunterricht Gebrauch: Sie treffen bei ihrer Zeitreise Columbus und besuchen die "Boston Tea Party".

"Wir haben zunächst verschiedene Vorschläge aufgeschrieben, uns dann aber schnell auf das Thema Zeitreise geeinigt und angefangen, das Drehbuch zu schreiben", erzählt Jana Weidig aus der Klasse 9a von der Ideenfindung. Alle 14 Tage traf sich die AG Gruppenwettbewerb, zu der neben Jana noch Michelle Helmann, Anna Mintchenko, Melissa Nagazi und Anne-Sophie Walger zählten, dienstags in der 7. und 8. Stunde, um mit Hochdruck an ihrem Filmprojekt zu arbeiten. Parallel dazu haben Jana, Michelle und Anne-Sophie auch noch am Einzelwettbewerb teilgenommen, auf den sie sich - gemeinsam mit weiteren Schülern des GaS - ebenfalls im Rahmen der AG vorbereiteten.

Das Drehbuch für den Beitrag zum Team-Wettbewerb haben die Neuntklässlerinnen meist in Gruppen geschrieben. Anna beschreibt das Vorgehen der fünf Mädels: "Nachdem wir zunächst die grobe Handlung besprochen hatten, konnten wir in Kleingruppen besser ins Detail gehen und die Dialoge ausarbeiten."

Bei Fragen zur Übersetzung ins Englische stand AG-Leiter Albert Ehl den Mädchen zwar zur Seite, musste aber kaum eingreifen: "Meine Aufgabe war vor allem, das Projekt organisatorisch zu begleiten. Auf den Inhalt des Films habe ich praktisch keinen Einfluss genommen, habe die Schülerinnen lediglich bei sprachlichen Feinheiten unterstützt."

Spaß bei Kostümanprobe

Nach der Fertigstellung des Skripts ging es ans Drehen. "Zunächst mussten aber die passenden Kostüme gefunden werden, dafür sind wir extra in einen Verleih gefahren", strahlt Jana bei der Erinnerung an die durchaus lustigen Anproben, zumal es mit einem Kostüm nicht getan war: "Da wir nur zu fünft sind, musste jede von uns mehrere Rollen spielen. Ich war zum Beispiel Columbus, eine Lady auf der Boston-Tea-Party und eine Schülerin aus der Gegenwart."

Gedreht wurde an einem Wochenende. Dass die Fünf keine echten Schauspieler sind, war für Anne-Sophie und ihre Kolleginnen kein Problem - im Gegenteil: "Wir haben versucht, uns in die einzelnen Personen hineinzuversetzen und uns überlegt, wie sie wohl in den jeweiligen Situationen reagieren würden". Und Michelle fügt hinzu: "Es hat uns allen großen Spaß gemacht, mir persönlich am meisten die Szenen im Klassenraum."

Michelle, Anne-Sophie, Melissa und Anna hatten schon im letzten Jahr ein Filmprojekt beim Bundeswettbewerb Fremdsprachen eingereicht und Platz 2 belegt, zählten gewissermaßen also schon zu den "alten Hasen", für Jana war das Drehen aber Neuland: "Ich bin da relativ schnell reingekommen, habe zugeguckt, wie die anderen das machen und habe mich von der Atmosphäre einfach anstecken lassen."

Jetzt musste das Filmmaterial nur noch geschnitten werden. Dabei hatten die Mädchen - ebenso wie beim Filmen - Hilfe von Jochen Thieser, einem freien Mitarbeiter des Kulturzentrums Villa Fuchs, dem die Mädels ein großes Dankeschön aussprechen. Mit dem Endprodukt ist das Quintett "sehr zufrieden", und hofft, beim Wettbewerb an den Erfolg des Vorjahres anzuknüpfen, vielleicht den zweiten Platz sogar noch toppen zu können. Ein besonderer Dank geht auch an die Villa Fuchs, die das Projekt finanziell unterstützt hat.

Um der Filmpremiere von "Time to change time" einen würdigen Rahmen zu verleihen, wird am morgigen Freitag, 18. März, 19 Uhr, in der Aula des Gymnasiums am Stefansberg der rote Teppich ausgerollt und ein Hauch von Oscar-Atmosphäre geschaffen. In einer Gala-Veranstaltung werden die Schülerinnen "ihren" Film erstmals der Öffentlichkeit präsentieren - dann allerdings in seiner ursprünglichen längeren Version. Da der Wettbewerbsbeitrag nur zehn Minuten lang sein darf, mussten die Mädchen, von denen drei russischstämmig sind, die Originalfassung kürzen und sich schweren Herzen von einer Szene trennen, in der auch russisch gesprochen wurde.

 Auch den großen Entdecker und Seefahrer Columbus treffen die Zeitreisenden.

Auch den großen Entdecker und Seefahrer Columbus treffen die Zeitreisenden.

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HintergrundDer Bundeswettbewerb Fremdsprachen zählt zu den renommiertesten Schülerwettbewerben in Deutschland und wird in der Mittelstufe in zwei Kategorien ausgetragen: Im Einzelwettbewerb (Kategorie: "Solo") werden an einem Tag bundesweit die gleichen Aufgaben gestellt und bearbeitet, während im Gruppenwettbewerb (Kategorie: "Team) eine kreative Aufgabe in einer Fremdsprache zu lösen ist. Dabei muss ein mündlicher Beitrag (zum Beispiel Film oder Hörspiel) sowie ein schriftlicher Beitrag (zum Beispiel ein Drehbuch) vorgelegt werden und es kommt neben der sprachlichen Seite auch auf Kreativität und Originalität an. red

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