Losheim Für Kreis und Kommunen haben sie viele Ideen

Losheim · Anlässlich der Kommunalwahlen hat der DGB die Bürgermeister- und Landratskandidaten im Kreis zum Gespräch gebeten.

 Sie stellten sich den Fragen von Bettina Altesleben (Zweite von links): Merzigs amtierender Bürgermeister Marcus Hoffeld von der CDU (links) sowie die FDP-Kandidatin Angelika Hießerich-Peter und der SDP-Kandidat Christoph Rehlinger.

Sie stellten sich den Fragen von Bettina Altesleben (Zweite von links): Merzigs amtierender Bürgermeister Marcus Hoffeld von der CDU (links) sowie die FDP-Kandidatin Angelika Hießerich-Peter und der SDP-Kandidat Christoph Rehlinger.

Foto: Barbara Scherer

Mobilität für alle, bezahlbarer Wohnraum, Bildung und gute Versorgung: Das sind die Themen, die den Deutschen Gewerkschaftsbund (DGB) in Rheinland-Pfalz und im Saarland anlässlich der anstehenden Kommunalwahlen derzeit beschäftigen. Über genau diese Themen hat der DGB bei einer Talkrunde in Losheim mit den Kandidaten für das Amt des Landrats sowie den Kandidaten für das Bürgermeisteramt in Merzig sowie Losheim am See diskutiert. In drei Gesprächsrunden stellten sich die acht Kandidaten auf der Bühne des Saalbaus den Fragen von Bettina Altesleben (DGB) sowie denen des Publikums.

Nahverkehr war das vorherrschende Thema in der Diskussion mit den Landratskandidaten. Bettina Altesleben verwies in diesem Zusammenhang auf den Kreisreport der Arbeitskammer, der dem Landkreis Merzig-Wadern die geringste ÖPNV-Nutzerquote und zudem die geringste Zufriedenheit mit dem Angebot im Vergleich aller Landkreise bescheinigte (wir berichteten).

„Das stimmt mich auch nicht zufrieden“, räumte die Amtsinhaberin Landrätin Daniela Schlegel-Friedrich (CDU) ein. Mit dem neuen Nahverkehrsplan, der 2020 starte, würden deutlich mehr Nahverkehrskilometer umgesetzt, aber, betonte sie: „Durch die große Fläche bleibt es schwierig, ein Angebot zu konzipieren, das mit dem Auto konkurrieren kann.“ Stefan Krutten (SPD) betonte, dass gerade für Schüler, Auszubildende und Senioren ein funktionierender ÖPNV wichtig sei. Er regte zudem an, Möglichkeiten zu finden, mehr Touristen in die Busse zu bringen. Mehr Attraktivität des ÖPNV erhoffe er sich zudem von einer verbesserten Wabenstruktur. Dass das Thema die Menschen bewegt, zeigten die Reaktionen des Publikums. Gleich mehrere Besucher kritisierten die Situation: zu volle Schulbusse, zu wenig Verbindungen, zu hohe Preise. „Man muss hier alle, die betroffen sind, an einen Tisch nehmen“, fand Krutten. Schlegel-Friedrich regte an, nicht nur über ÖPNV, sondern über Mobilität zu sprechen: „Dann erweitert sich die Fragestellung und dann gibt es neue Lösungen.“

Ein weiteres Thema, das der DGB im Kreis der Landratskandidaten ansprach, war das der Bildung und Betreuung. Krutten betonte die Notwendigkeit mindestens einer Kita mit erweiterten Öffnungszeiten in jeder Stadt und jeder Gemeinde. Außerdem sei es wichtig, mehr Angebote der gebundenen Ganztagsschule zu unterbreiten. Was Ganztagsschulen angeht, differenziert Schlegel-Friedrich: Bei den Grundschulen solle die Entwicklung eher zum gebundenen Ganztag gehen, bei den weiterführenden Schulen zum freiwilligen.

Mit Kinderbetreuung sollten sich anschließend auch die Kandidaten für die Bürgermeisterwahl in Losheim auseinandersetzen. „Insgesamt sind wir in Losheim ganz gut aufgestellt“, befand Norbert Müller (CDU). Björn Kon­dak (SPD) ergänzte: „Ziel muss es sein, die Kita-Gebühren abzuschaffen.“ Für flexible Betreuungszeiten sprach sich Helmut Harth (parteilos) aus, betonte aber: „Wichtig ist nicht nur die Quantität, sondern auch die Qualität.“ Dinge wie gesunde Ernährung und die Entwicklung sozialer Fähigkeiten dürften nicht aus den Augen verloren werden. Auch Nachhaltigkeit ist für ihn ein wichtiges Anliegen – nicht nur bei der Bildung. „Ich möchte den Beweis antreten, dass es auf kommunaler Ebene möglich sein kann, eine ganze Gemeinde nachhaltig zu entwickeln“, fasste er seine Hauptforderung zusammen. Entscheidungen müssten „enkeltauglich“ sein – es müsse überprüft werden, ob sie gut für Kinder und Kindeskinder seien.

Neben den jungen Bewohnern der Gemeinde ging es auch um die Senioren – und um das gesamte dörfliche Leben. „Wir müssen schauen, dass die Dörfer attraktiv bleiben und im Vergleich zum Kernort nochmal ein Stück herankommen“, betonte Kondak. Die Förderung interkommunaler Zusammenarbeit oder die Schaffung einer Wohnungsbaugesellschaft könnten hierzu beitragen. Müller ergänzte: „Wir wollen die jungen Familien in den Dörfern halten.“ Hierzu sei ein gutes Vereinsleben ebenfalls wichtig, denn wenn die Vereine ausbluteten, „dann kommt das Dorfleben zum Stillstand“.

Große Einigkeit bestand bei allen drei Kandidaten auf die Publikumsfrage – im Hinblick auf Homanit –, ob Betriebe und Betriebsräte sich auf den angehenden Bürgermeister verlassen könnten. „Die Homanit hat immer Unterstützung gehabt, vom Bürgermeister und vom Gemeinderat“, antwortete Müller, auch Kondak sagte „volle Unterstützung“ zu. Harth ergänzte: „Es ist ganz klar, dass wir alle Arbeitgeber unterstützen.“

Unterstützung der Betriebsräte war auch ein Thema bei der Gesprächsrunde der Bürgermeisterkandidaten für die Stadt Merzig. Ob wohl eine Sprechstunde für Betriebsratsvorsitzende möglich sei, kam die Frage aus dem Publikum. Hier waren sich die Kandidaten recht einig: „Das ist eine gute Anregung“, fand Amtsinhaber Marcus Hoffeld (CDU). Angelika Hießerich-Peter (FDP) betonte, dass man dies auf Kleinunternehmer ausweiten könne, und Christoph Rehlinger (SPD) sagte, dass grundsätzlich noch mehr Sprechstunden auch für andere Bevölkerungsgruppen gebraucht würden.

Weniger Einigkeit bestand bei der Frage nach Kita-Gebühren. Während Rehlinger und Hoffeld die Beiträge nach ihren Worten weiter senken wollen, fand Hießerich-Peter: „Es ist wichtig, Geld in Kitas zu stecken.“ Sie schlug vor, niedrigere Kita-Beiträge für die Haushalte, für die es nötig sei, zu bedenken, „aber nicht mit der Gießkanne drüberzugehen“.

Neben Kitas setzten sich die Kandidaten für Merzig auch Mobilität und Versorgung auseinander. Alle drei lobten die Situation der Stadt im Bereich der ärztlichen Versorgung, sahen aber auch Potenzial für weitere Verbesserungen. „Gerade alte Leute haben keine Möglichkeit, zum Gesundheitszentrum zu kommen“, räumte Rehlinger ein. Hießerich-Peter sah keine Möglichkeit, in jeden Stadtteil einen Arzt zu bekommen, schlug aber eine Stärkung des Themas Telemedizin vor. Hoffeld wolle die Stadtteile durch ein neues Bussystem unterstützen. Um die Versorgung vor Ort zu gewährleisten, schlug Rehlinger die Einrichtung von Versorgungspunkten in den Bürgerhäusern vor. Auch die Vereine vor Ort müssten gestärkt werden – „wenn wir keine Vereine mehr haben, gibt es keine Veranstaltungen mehr, keine Feste, keine Kirmes“. Er forderte die Installation eines Vereinsmanagers im Rathaus, der beispielsweise bei Fragen zu Hygieneverordnungen und zum Datenschutz helfen könne. Hoffeld ergänzte, es gebe bereits einen entsprechenden Fachbereich – und der Baubetriebshof helfe beispielsweise beim Aufbau der Weihnachtsmärkte. „Wir haben sehr gute Leute, das steht außer Frage“, stimmte Rehlinger zu, „aber wir haben keinen Vereinsmanager.“ Er sieht als Möglichkeit, einen Mitarbeiter entsprechend fortzubilden.

 Landrätin Daniela Schlegel-Friedrich (links) und ihr Herausforderer Stefan Krutten diskutierten mit Bettina Altesleben unter anderem über den ÖPNV.

Landrätin Daniela Schlegel-Friedrich (links) und ihr Herausforderer Stefan Krutten diskutierten mit Bettina Altesleben unter anderem über den ÖPNV.

Foto: Barbara Scherer
 Auch die Kandidaten für das Amt des Bürgermeisters von Losheim am See diskutierten mit Bettina Altesleben (von links): der parteilose Helmut Harth, Björn Kondak von der SPD und Norbert Müller von der CDU.

Auch die Kandidaten für das Amt des Bürgermeisters von Losheim am See diskutierten mit Bettina Altesleben (von links): der parteilose Helmut Harth, Björn Kondak von der SPD und Norbert Müller von der CDU.

Foto: Barbara Scherer

Neben Festen in den Stadtteilen sieht Hoffeld als weitere kulturelle Säulen in Merzig den Zeltpalast und die Stadthalle. Hießerich-Peter mahnte jedoch an, dass es kein klares Konzept für die gesamte Stadt gebe. „Es ist alles für sich eine kleine Insel, aber es gibt kein Profil.“

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