Schwerpunkt in Saarbrücken Immer mehr Straftaten mit Messern im Saarland

Saarbrücken · Im Saarland nehmen Straftaten mit Messern zu. Vor allem in Saarbrücken häufen sich die Vorfälle. Innenminister Klaus Bouillon will „dauerhafte Waffenverbotszonen“ prüfen.

 Innenminister Klaus Bouillon (CDU) stellte die Zahlen zu Straftaten mit Messern vor.

Innenminister Klaus Bouillon (CDU) stellte die Zahlen zu Straftaten mit Messern vor.

Foto: dpa/Oliver Dietze

1141 Strafanzeigen zum aktiven Einsatz oder dem griffbereiten Mitführen von Stichwaffen und Messern zählte die saarländische Polizei zwischen Januar 2016 und dem 30. April diesen Jahres.

Das ist das Ergebnis einer Sonderauswertung, die Innenminister Klaus Bouillon (CDU) am Donnerstag in Saarbrücken vorgestellt hat.

Insgesamt erfassten die Behörden im ausgewerteten Zeitraum 1490 „lagebildrelevante Fälle“, heißt es in einer Mitteilung. Gab es 2016 noch 562 Vorfälle, so stieg diese Zahl im vergangenen Jahr auf 672.

Ministerium schließt weitere Steigerung nicht aus

In den ersten vier Monaten kam es zu 256 weiteren Vorfällen – was hochgerechnet einen weiteren Anstieg ergeben würde. 2018 sei eine weitere Steigerung nicht auszuschließen, erklärt das Ministerium.

70 Prozent der Tatverdächtigen mit deutschem Pass

Tatverdächtige konnte die Polizei in 1201 der 1490 Fälle ermitteln. 70 Prozent (842) von ihnen sind deutsche Staatsangehörige. Die übrigen 30 Prozent verteilen sich laut Ministerium auf Syrer (122), Angehörige von Drittstaaten (107), EU-Ausländer (94) und Afghanen (36).

Diskrepanz zwischen Norden und Süden

Wie verteilen sich die Taten in der Region? Das Ministerium spricht von einem „erkennbaren Stadt-Land-Gefälle“ und einer deutlichen Diskrepanz zwischen Norden und Süden. Wobei nach Behördenangaben vor allem eine Kommune heraussticht: Saarbrücken.

Saarbrücker Innenstadt „besonders stark belastet“

Wie die Sonderauswertung belege, handele es sich nicht um ein landesweites, sondern eher ein lokales Problem, so das Ministerium zu den Straftaten mit Messern. Öffentlich wahrnehmbar sei es insbesondere in der Saarbrücker Innenstadt. In der Landeshauptstadt seien der Stadtteil St. Johann und dort Hauptbahnhof, Kaiserviertel und Johanneskirche „besonders stark belastet“.

Bouillon prüft Waffenverbotszonen

Minister Bouillon will nun die Möglichkeit prüfen, in Saarbrücken „dauerhafte Waffenverbotszonen einzurichten“, ließ er mitteilen. Er äußerte sich auch zu bisherigen Maßnahmen und einer „erweiterten Sicherheitsstrategie“. So seien mit der Landeshauptstadt und weiteren Behörden wie der Bundespolizei und dem Zoll vermehrt Kontrollen an Brennpunkten in der Innenstadt durchgeführt worden.

Auch die Polizei zeigt laut Ministerium mehr Präsenz in Saarbrücken. Seit Ende Juli existiert die „Fahndungs- und Aufklärungseinheit Straßenkriminalität“, kurz: Fast – im Rahmen einer Sicherheitspartnerschaft zwischen Land und Kommune. Solche Partnerschaften will Bouillon ausbauen – über die Grenzen der Landeshauptstadt hinaus.

Testlauf für Videoüberwachung im November?

Teil der Sicherheitsstrategie soll auch die seit langem von Bouillon angekündigte Videoüberwachung an der Johanniskirche und am Bahnhofsvorplatz in Saarbrücken sein. Dazu sagte der CDU-Politiker: „Trotz des hohen Koordinierungsaufwands, technischer Herausforderungen sowie umfangreicher Beteiligungserfordernisse gehen die Arbeiten zur Einrichtung der Videoüberwachungsmaßnahmen an Brennpunkten in der Innenstadt von Saarbrücken planmäßig voran.“ Im Idealfall könne eine Teststellung noch in diesem November erfolgen.

OB Britz sieht sich bestätigt

Die Saarbrücker Oberbürgermeisterin Charlotte Britz (SPD) reagierte am Nachmittag auf die Zahlen des Ministers: Sie sehe sich durch die Sonderauswertung in ihrer Forderung nach mehr Polizeipräsenz bestätigt, teilte ein Stadtsprecher mit. „Wer mit offenen Augen und Ohren durch die Stadt geht, kennt die Stellen seit geraumer Zeit. Nun sind sie durch die aktuelle polizeiliche Auswertung bestätigt worden“, zitierte er Britz. Das Stadtoberhaupt äußerte sich positiv zur erhöhten Polizeipräsenz. Und ließ erklären: „Das Empfinden von Unsicherheit konzentriert sich auf wenige Stellen in den Abend- und Nachtstunden. Durch eine erhöhte Polizeipräsenz lässt sich das lösen.“

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