„Jeder hat ein bisschen Weihnachten in sich“

Völklingen · Wenn das Herz nicht richtig will, müssen kranke Menschen auch während der Weihnachtstage im Krankenhaus bleiben. Patienten und Pfleger in den Völklinger SHG-Kliniken versuchen, das Beste draus zu machen.

"Dieses Jahr habe ich kein Weihnachtsgefühl", sagt Gertrud Waller. Die 59-Jährige liegt zurzeit in der kardiologischen Aufnahmestation der SHG-Kliniken Völklingen. Das Weihnachtsfest wird sie in diesem Jahr nicht zu Hause in Nalbach verbringen. Stattdessen wird sie in einem der etwa 30 Betten auf "Station 21" verweilen, wie die Zentralaufnahme offiziell betitelt ist. Die Herzleistung von Gertrud Waller beträgt zurzeit lediglich 20 Prozent, das Sprechen fällt ihr mitunter schwer. Vor allem ihre rechte Herzkammer macht Schwierigkeiten; deswegen wird Waller mit einem Langzeit-EKG untersucht. Sie bekommt einen Herzschrittmacher eingesetzt, der dem Herzen bei Bedarf mit kleinen Stromstößen auf die Sprünge hilft. Seit Dienstag vergangener Woche ist sie bereits hier, meistens liegend. Entlassen wird sie voraussichtlich am Freitag. Am Heiligabend bekommt sie Besuch von ihrer Familie.

Ihr Zimmer teilt Gertrud Waller mit Ursula Brinkler. Die 52-Jährige muss sich einer Katheteruntersuchung unterziehen, da ein Gefäß nicht durchblutet wird. Ob die Medikamente, die sie dagegen einnimmt, anschlagen, muss man sehen. Wenn sie Glück hat, wird sie noch vor den Weihnachtstagen entlassen und kann dann mit ihrer Familie in Hostenbach feiern. "Ich habe einen sehr guten Mann, der mich bekocht", sagt sie strahlend und erwähnt, dass sie mit ihren beiden Kindern feiern. Wenn sie wieder daheim ist, möchte sie ihren Hobbys nachgehen, sich bewegen: Reha-Sport betreiben, Fahrrad fahren, den Hund Gassi führen.

Gertrud Waller und Ursula Brinkler sind sozusagen ein eingespieltes Team. Im August haben sie sich in der Reha-Klinik Weiskirchen kennengelernt und waren sich auf Anhieb sympathisch. Nun haben sie sich in der Völklinger Klinik zufällig wieder getroffen. Gemeinsam reden und lachen sie - und machen sich Gedanken über unangenehme Themen wie den Tod. "Man hat schon Angst", gibt Gertrud Waller unumwunden zu. Zwar könne sie auch spazieren gehen, doch das möchte sie sich jetzt noch nicht zumuten. "Im Leben muss halt immer alles kompliziert sein", sagt Ursula Brinkler lachend.

"Wir versuchen, so viele Patienten wie möglich vor Heiligabend zu entlassen", sagt Slawomir Zulewski. Seit 2011 leitet er die kardiologische Aufnahmestation; schon seit 2001 ist der geborene Völklinger in den SHG-Kliniken beschäftigt. "An Weihnachten möchte verständlicherweise jeder lieber zu Hause bei der Familie sein", sagt er, "doch manchmal spielt die Gesundheit einfach nicht mit." Patienten, denen es nicht gut geht, bräuchten sehr viel Ruhe und Zuwendung. Man bespreche Vorgehensweisen im Team. Und man hat eine Seelsorge im Haus; dieses Angebot werde gern auch von Angehörigen angenommen. Weiterhin werden Gottesdienste angeboten.

Zulewski selbst hat in diesem Jahr über die Weihnachtstage frei, ist als Stationsleiter dennoch stets erreichbar - falls etwa einer der knapp 30 Kollegen ausfallen sollte. An normalen Tagen sind zur Mittagsschicht fünf Pfleger und Schwestern eingeteilt und abends zwei. An Feiertagen ist noch ein Zwischendienst eingerichtet, um Früh- und Spätdienst zu unterstützen.

Damit Patienten und Pflege-Mitarbeiter auch etwas Weihnachtsstimmung erleben, wurden die Kliniken festlich geschmückt. Unter anderem sind die Türen und die "Stützpunkte" dekoriert, jene Zimmer, in denen man Auskünfte bekommt oder Daten der Patienten überwacht werden. Und jeder Patient bekommt ein kleines Geschenk. Die Klinikleitung sucht die Präsente aus, die Schwestern und Pfleger der einzelnen Stationen verteilen sie, auch an Patienten, die dem Fest anlässlich der Geburt Jesu nicht viel abgewinnen können. "Schließlich", sagt Stationsleiter Zulewski, "hat jeder ein bisschen Weihnachten in sich."

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