"Irgendwann ist der Wahlkampf gekippt"

Ottweiler · Tobias Hans und Gaby Schäfer feierten gestern Abend mit der CDU in Saarbrücken den Wahlerfolg ihrer Partei. Cornelia Hoffmann-Bethscheider (SPD) fuhr nach Saarbrücken, um "meine Leute zu trösten".

 Kreiswahlleiterin Landrätin Cornelia Hoffmann-Bethscheider mit ihrem Team bei der Bekanntgabe der Wahlergebnisse im historischen Sitzungssaal des Landratamtes in Ottweiler. Foto: Willi Hiegel

Kreiswahlleiterin Landrätin Cornelia Hoffmann-Bethscheider mit ihrem Team bei der Bekanntgabe der Wahlergebnisse im historischen Sitzungssaal des Landratamtes in Ottweiler. Foto: Willi Hiegel

Ottweiler. Als Kreiswahlleiterin zeigte Landrätin Cornelia Hoffmann-Bethscheider gestern Abend kaum eine äußerliche Reaktion. Professionell war die kurzfristig angesetzte Landtagswahl im Landratsamt von Ottweiler gemanagt worden, diesmal von einer eigenen Geschäftsstelle unter Leitung von Volker Federkeil. Doch innerlich zuckte die stellvertretende Landesvorsitzende der SPD zusammen, als um Punkt 18 Uhr die Wahlprognose des ZDF per Beamer in den Historischen Sitzungssaal flimmerte. Schon vor der ersten Hochrechnung war klar: Trotz des Stimmengewinns von sechs Prozent gegenüber der Landtagswahl von 2009 reicht es nicht für ihren Parteifreund Heiko Maas. Kommt es wie angekündigt zur Großen Koalition, bleibt für die SPD nur die Junior-Rolle, und die CDU kann wieder die Ministerpräsidentin stellen.Bis die Ergebnisse für den Wahlkreis Neunkirchen feststehen, wird es noch fast zwei Stunden dauern. Weil es in der Gemeinde Mandelbachtal allzu lange dauert, greift Volker Federkeil schließlich zum Telefonhörer und fragt nach, was los ist. "Das ist wirklich ungewöhnlich lange", meint auch die stellvertretende Kreiswahlleiterin Birgit Mohns-Welsch. Schließlich spuckt der Drucker das vorläufige Gebietsergebnis für den Wahlkreis Neunkirchen aus: Von den 189 671 gültigen Stimmen entfallen 67 718 Stimmen auf die CDU, das sind 35,7 Prozent und damit 0,1 Prozent mehr als bei der letzten Landtagswahl. Die SPD haben 59 252 Bürger gewählt, das sind 31,2 Prozent der Stimmen und 5,7 Prozent mehr. Für die Linken haben sich 28 842 Wähler entschieden, das sind 15,2 Prozent und damit 5 Prozent weniger als 2009. Die FDP kommt auf 2054 Stimmen (1,1 Prozent statt 8,4) und die Grünen auf 4,4 Prozent (5,1 Prozent), das sind 8401 Wähler. Auch im Wahlkreis Neunkirchen sorgen die Piraten mit 7,8 Prozent der Stimmen und 14 751 Wählern für Furore.

Im Landratsamt sind an diesem Abend keine Piraten vertreten, statt lautem Jubel wie in Saarbrücken herrscht hier betretene Stille. Aus ihrer Enttäuschung machen Hans Buchholz und Liane Jung keinen Hehl. "Wir hätten gern Heiko Maas als Ministerpräsidenten gesehen", gesteht Liane Jung. "Das Ergebnis muss man erst mal sacken lassen", fügt sie niedergeschmettert hinzu. "Mal sehen, wie es jetzt weitergeht", schließt Hans Buchholz eine neue Konstellation nicht kategorisch aus. An solchen Spekulationen beteiligt sich Günter Waluga nicht. Der Schiffweiler SPDler wird wieder in den Landtag einziehen, telefonisch gibt er unserer Zeitung am Abend ein kurzes Statement ab. "Unser Ziel war es, stärkste Partei zu werden und den Ministerpräsidenten zu stellen, das haben wir nicht geschafft." Waluga sieht die SPD in einer besonders schwierigen Situation im Land, "weil alle gegen uns kämpfen". Der Neunkircher Tobias Hans und die Eppelbornerin Gaby Schäfer feiern mit der CDU in Saarbrücken den Wahlerfolg ihrer Partei. "Wir haben eine mutige Frau an der Spitze und auch in Neunkirchen im Wahlkampf auf sie gesetzt", freut sich Schäfer über das Votum für Kramp-Karrenbauer. Tobias Hans hat in den vergangenen ein, zwei Tagen im Straßenwahlkampf "gespürt" , dass sich etwas verändert. "Das Gleichauf verwandelte sich in einen Vorsprung." So ähnlich hatte sich an diesem Abend bereits Cornelia Hoffmann-Bethscheider geäußert. Bevor sie nach getaner Arbeit nach Saarbrücken fuhr, um "meine Leute zu trösten", sagte sie: "Wir sind bei 38 Prozent gestartet, aber irgendwann ist der Wahlkampf gekippt." Sie persönlich habe schon viele Enttäuschungen mit der SPD erlebt, aber das sei die bisher bitterste.

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