CDU erobert Bürgermeisteramt in Ottweiler

Ottweiler · Was sich schon im ersten Wahlgang angedeutet hatte, wurde gestern Gewissheit: Im Oktober wird es im Ottweiler Rathaus einen "Wachwechsel" geben. Erstmals nach dem Krieg stellt die CDU den Bürgermeister.

 Der Mann im Mittelpunkt: Holger Schäfer war nach seinem gestrigen Wahltriumph ein viel gefragter Interviewpartner. Fotos: Andreas Engel

Der Mann im Mittelpunkt: Holger Schäfer war nach seinem gestrigen Wahltriumph ein viel gefragter Interviewpartner. Fotos: Andreas Engel

Ottweiler. Die Ottweiler Christdemokraten hatten gestern allen Grund Feier-Mienen aufzusetzen. Zwar konnte die CDU im traditionell "roten" Ottweiler bei der Landtagswahl die SPD als stärkste Partei nicht gefährden, doch brachte die Bürgermeister-Stichwahl ein historisches Ergebnis: Die Bliesstadt erhält erstmals seit Kriegsende einen Christdemokraten als Bürgermeister. Was CDU-Urgestein Willi Wälder zum Schwärmen veranlasste: "Davon habe ich 50 Jahre geträumt!"Noch deutlicher als von vielen Beobachtern erwartet, gewann der von der CDU ins Rennen geschickte Holger Schäfer den gestrigen Wahlgang. 5406 Wählerinnen und Wähler kreuzten auf dem Stimmzettel seinen Namen an, das sind fast 1900 mehr als beim ersten Wahlgang am 11. März. SPD-Kandidat Uwe Meiser konnte nur 160 Wähler hinzugewinnen und kam auf 2941 Stimmen. Damit hat Schäfer offensichtlich den Löwenanteil jener knapp 1000 Stimmen eingeheimst, die am 11. März auf den "dritten Mann" Paul Distler entfielen. Zum Zweiten profitierte Schäfer auch von der höheren Wahlbeteiligung, die um neun Prozentpunkte auf 68,6 Prozent gestiegen ist. Uwe Meiser lag diesmal nur in "seinem" Stadtteil Mainzweiler vorne, dort allerdings klar mit gut 68 Prozent.

"Was der Wähler zu entscheiden hatte, hat er entschieden", kommentierte lapidar Bürgermeister Hans-Heinrich Rödle (SPD), dessen Nachfolge Holger Schäfer ab Oktober antreten wird. Schäfer selbst sprach von einem "einmaligen historischen Ergebnis", das auch er selbst in dieser Deutlichkeit nicht erwartet hätte. Wie man aus dem Vergleich zum Ottweiler Landtagswahlergebnis ablesen könne, sei in diesem Fall "eindeutig die Person und nicht die Partei" gewählt worden. Der Noch-Oberstleutnant wird sich mit Familie nun erst mal bei einem viertägigen Osterurlaub vom Wahlkampfstress erholen.

Uwe Meiser, der Schäfer fair gratulierte, machte keinen Versuch, das Ergebnis "schönzureden". Er war nach den Zahlen vom ersten Wahlgang vom gestrigen Abschneiden "nicht so ganz überrascht". Die erhöhte Wahlbeteiligung habe für die SPD offenbar nicht den erhofften positiven Effekt erbracht. Er bereue seinen Einsatz nicht, versicherte der Sozialdemokrat. Der Wahlkampf sei eine interessante Zeit gewesen: "Ich habe für meine Person viel dazu gelernt!" Er sei sich aber "ziemlich sicher", dass er künftig nicht mehr als Direktkandidat auftreten werde.

Christian Batz, CDU-Fraktionschef im Stadtrat, glaubt, dass von dem gestrigen Ergebnis auch ein Signal für die kommende Kommunalwahl ausgeht. Das sei jetzt auch eine "Abwahl für die SPD" gewesen, deren "jahrzehntelanges System" vom Wähler nicht mehr akzeptiert worden sei.

Als kleine Unsicherheit schwebt noch die Stimmzettel-Panne über dem Wahlergebnis: Die Briefwähler bekamen - wie in der SZ berichtet - anfänglich Stimmzettel, auf denen die Namen der beiden Kandidaten in der falschen Reihenfolge aufgeführt waren. Der städtische Wahlausschuss wird am morgigen Dienstag in öffentlicher Sitzung (17 Uhr) im Sitzungssaal des Rathauses über die Gültigkeit der Wahl befinden.

Meinung

Vorschusslorbeeren

als einzige Last

Von SZ-RedakteurManfred Krause

Die Wähler sind ein mündig Volk. Sie entscheiden differenziert und machen ihre Kreuze überlegt. Das wurde gestern in Ottweiler sehr deutlich.

Lange Zeit galt die hübsche alte Residenzstadt als sozialdemokratische Hochburg, und auf den Stimmzetteln für die Landtagswahl rangierten die Sozialdemokraten auch gestern wieder vorn. Trotzdem hatte die SPD nicht den Hauch einer Chance, parallel dazu ihren Bewerber für den Chefposten im Rathaus durchzubringen. Triumphaler Sieger ist Holger Schäfer von den Christdemokraten. Fast zwei Drittel der Wähler votierten für ihn.

Das hat Gründe. Holger Schäfer kommt sympathisch und glaubwürdig "rüber". Man traut dem Offizier Entscheidungskraft zu und hofft, dass er als Seiteneinsteiger in die Politik noch am ehesten der Versuchung widersteht, Parteiinteressen zu hoch zu hängen. Dass Schäfer und seine Familie sozial vernetzt, aber doch nicht in x Vereinen und Verbänden verklüngelt sind, ist offenbar auch kein Nachteil mehr.

 Keine echte Chance: Uwe Meiser war fairer zweiter Sieger, als Bürgermeister Rödle (hinten) im Rathaus das Wahlergebnis vortrug.

Keine echte Chance: Uwe Meiser war fairer zweiter Sieger, als Bürgermeister Rödle (hinten) im Rathaus das Wahlergebnis vortrug.

Der neue Chef im Rathaus geht mit reichlich Vorschusslorbeeren, ansonsten aber gänzlich unbelastet ans Werk.

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