Saarland besonders betroffen Preissturz bei Immobilien – unsicheres Heizungsgesetz sorgt für alarmierende Entwicklung

Die Preise für Immobilien mit schlechter Energiebilanz stehen massiv unter Druck. Und die Lage spitzt sich weiter zu, wie eine neue Studie zeigt. Das trifft besonders das Saarland hart – es drohen hohe Preisabschläge.

Energetische Sanierung eines Passivhaus der GSG Neunkirchen im Finkenweg 23​
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Die Verwandlung eines Hauses aus den 50er Jahren zum Passivhaus

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Foto: GSG Neunkirchen

Teure Energie und die Unsicherheit um das geplante Heizungsgesetz haben nach einer alarmierenden Studie zu wachsenden Preisabschlägen bei Immobilien mit schlechter Energiebilanz geführt. Die neue Analyse des renommierten Immobilienspezialisten Jones Lang LaSalle (JLL), basierend auf rund 5 000 Angebotsdaten von Mehrfamilienhäusern, zeigt, dass die Kluft in Bezug auf den Marktwert zwischen hoch-energieeffizienten Wohn-Immobilien und Gebäuden mit schlechter Energiebilanz weiter auseinanderklafft.

Eigenheimbesitzer müssen sich auf Preisabschläge von bis zu 30 Prozent gefasst machen. Das „Handelsblatt“ berichtete zuerst über diese für Immobilien-Besitzer im Saarland beunruhigende Entwicklung.

Saarland beim energieeffizienten Wohnen auf dem letzten Platz

Nach Angaben der Immobilienmakler-Plattform „McMarkler“ bildete das Saarland im Juli 2022 das bundesweite Schlusslicht beim energieeffizienten Wohnen: Nur 4 Prozent der Wohnimmobilien weisen die Kennwerte A+, A oder B auf.

Über die Hälfte des Gebäudebestandes (57 Prozent) hat eine schlechte Energiebilanz. Die Energieeffizienzklasse eines Gebäudes gibt auf einer Skala von A+ (sehr effizient) bis H (sehr ineffizient) an, wie effizient das Gebäude im Hinblick auf den Energieverbrauch und die CO2-Emissionen ist.

Preisabschläge bei schlechter Energiebilanz von Immobilien

Im ersten Quartal dieses Jahres lagen die Angebotspreise für Mehrfamilienhäuser in den schlechtesten Energieklassen G und H im Durchschnitt rund 28 Prozent unter denen der besten Energieklassen A und A+. Dies geht aus der am Freitag veröffentlichten JLL-Analyse hervor.

Im Vergleich zum Vorjahr betrug der Unterschied noch gut ein Fünftel (21,6 Prozent). Der Preisabschlag für Objekte mit der schlechtesten Energieeffizienz ist gemessen am Vorquartal weiter gestiegen, und zwar um etwa 3,6 Prozentpunkte, ausgehend von damals 24,5 Prozent. Auch im Durchschnitt über die verschiedenen Energieeffizienzklassen hinweg hat sich der Abschlag um rund 2,6 Prozentpunkte erhöht, so JLL.

Relevanz der Energieeffizienz und Unsicherheit

„Mit dem starken Anstieg der Energiepreise im Jahr 2022 hat das Thema Energieeffizienz von Gebäuden bei Investoren noch einmal deutlich an Relevanz gewonnen“, warnt JLL-Experte Roman Heidrich. Energetisch schlechtere Immobilien sind mit niedrigeren Mieteinnahmen und einer schlechteren Handelbarkeit auf dem Markt zu rechnen.

Zudem ist eine hitzige Diskussion über die Zukunftsfähigkeit energetisch besonders schlechter Bestandsobjekte mit dem geplanten Heizungsaustauschgesetz entbrannt. Die Unsicherheit spiegelt sich in der Nachfrage nach solchen Objekten und damit auch im Preis wider.

Dauerhafter Trend wird zur Herausforderung für Immobilien-Eigentümer

Auch andere Makler haben kürzlich beobachtet, dass nicht nur die gestiegenen Zinsen potenzielle Immobilienkäufer beunruhigen, sondern auch die verschärften Energieanforderungen durch das Heizungsgesetz. Ältere Bestandsgebäude mit geringer Energieeffizienz haben es zunehmend schwer, vor allem da der Immobilienmarkt ohnehin unter Druck steht und die Preise fallen.

Nach Ansicht von Helge Scheunemann, Head of Research bei JLL Deutschland, spricht vieles dafür, dass die Preisdifferenzierung nach Energieklasse ein dauerhafter Trend ist. Der Gebäudesektor ist besonders relevant für die Klimaziele. „Zudem erwarten wir, dass die Baukosten mittelfristig auf hohem Niveau bleiben“, so Scheunemann. Der starke Anstieg der Baukosten hat zu höheren Kosten für energetische Sanierungen geführt, was sich unmittelbar auf den Marktpreis auswirkt, warnt Scheunemann. Diese Entwicklung stellt eine ernsthafte Herausforderung für Immobilien-Eigentümer dar, insbesondere für diejenigen, deren Gebäude eine schlechte Energiebilanz aufweisen.

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