Aus dem Spendenverein wird eine Bürgerstiftung

St. Ingbert. Der "Verein zur Förderung der sozialen und kulturellen Belange der Mittelstadt" steht erneut in der Kritik. Anlass für öffentliche Aufregung bot gestern die am Vortag verschickte Einladung des Vereinschefs, Oberbürgermeister Georg Jung, zur Mitgliederversammlung des sogenannten Spendenvereins der Stadt

St. Ingbert. Der "Verein zur Förderung der sozialen und kulturellen Belange der Mittelstadt" steht erneut in der Kritik. Anlass für öffentliche Aufregung bot gestern die am Vortag verschickte Einladung des Vereinschefs, Oberbürgermeister Georg Jung, zur Mitgliederversammlung des sogenannten Spendenvereins der Stadt. Demnach ist am kommenden Dienstag die Auflösung dieses gemeinnützigen Vereins vorgesehen.Die Stadtratsfraktion der Grünen wertete die Einladung in einer Pressemitteilung postwendend als weiteren Versuch von OB Jung, seinen Nachfolger Hans Wagner "schikanieren zu können, indem er jetzt noch versucht, den Verein für kulturelle und soziale Belange auflösen zu lassen". Für den Fraktionsvorsitzenden Jürgen Berthold steht bei der geplanten Auflösung des Vereins zu befürchten, dass "hier noch schnell vor der Amtsübergabe Akten und Geschäftsvorgänge des gemeinnützigen Vereins entsorgt werden sollen".

Ein Verdacht, den Jung gestern entschieden zurückwies. "Selbst wenn ich das wollte, wäre auch bei einer Auflösung unmöglich, irgendwelche Vereinsunterlagen verschwinden zu lassen. Schließlich wird ein solcher Vorgang vom Notar und dem Amtsgericht geprüft." Was den scheidenden OB an den Vorwürfen besonders ärgert: Sie ignorierten vorsätzlich den eigentlichen Hintergrund der beabsichtigten Vereinsauflösung, obwohl auch dieser aus der Tagesordnung der Mitgliederversammlung hervorgehe. Jung: "Es soll eine Bürgerstiftung für St. Ingbert gegründet werden."

Ausschließlich diesem Ziel diene die in der Mitgliederversammlung geplante Auflösung des "Vereins zur Förderung der sozialen und kulturellen Belange". Mit seiner Auflösung würde das Vereinsvermögen satzungsgemäß an die Mittelstadt übergehen. Mit einem Beschluss soll dann die Stadt angehalten werden, das Geld wiederum an eine noch zu gründende Stiftung zu übertragen.

Der OB erläuterte, warum gerade die Zeit reif sei für eine solche Stiftung, deren Vorstufe der jetzige Verein von Anfang an gewesen sei. "Seit den ersten Ideen zu einer St. Ingberter Bürgerstiftung im Jahre 2004 stand immer aber ein siebenstelliger Betrag im Raum, der als finanzieller Grundstock für ihre Gründung nötig sei", so Jung. Aktuell belaufe sich das Vermögen des Stiftungsvereins auf über 482 000 Euro. Das wäre nach den früheren Rechenmodellen zu wenig, nach seinen jüngsten Erkenntnissen aber ausreichend für den Schritt Richtung Stiftung.

Als Schlüsselerlebnis in Sachen Stiftung bezeichnete Jung dabei ein Treffen der bundesweiten "Initiative Bürgerstiftungen", an der Peter Wachall als Geschäftsführer und er als Vorsitzender des Fördervereins vor einigen Monaten teilgenommen haben. "Dort haben wir erfahren, dass andere Bürgerstiftungen mit weniger Grundkapital gestartet sind, als in unserem Verein schon vorhanden ist." Zumal sich der finanzielle Grundstock relativiere, wenn, wie bei der Bürgerstiftung vorgesehen, noch sogenannte Zustifter gefunden werden. Auch diese Voraussetzung könne man in St. Ingbert erfüllen, und so die erste Bürgerstiftung im Saarland überhaupt auf den Weg bringen. Jung: "Ich habe schon Bürger unserer Stadt gefunden, die als Gründerstifter bereitstünden." Außerdem stehe der Förderverein bereits in engem Kontakt mit einer St. Ingberter Anwaltskanzlei, die auch die Gründung einer Bürgerstiftung begleiten will. Die Startphase will Jung ehrenamtlich unterstützen - auch nach seiner Amtszeit.

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