Hinterlassenschaften saarländischer Vergangenheit im Großformat

St. Ingbert. Josef Scherer aus Quierschied fotografiert schon seit seinem 10. Lebensjahr, als sein Vater ihm die erste Kamera schenkte. Waren es bis vor ein paar Jahren Porträt-, Reise-, Landschafts- und Architekturfotografie, denen sein fotografisches Interesse galt, kam ab 2006 die Industriefotografie hinzu. Industriekulturelle Führungen im Saarkohlenwald hatten ihn animiert

 Dieter Wirth, Josef Scherer, Kulturamtsleiter Stefan Ruffing, Marika Flierl, Delf Slotta und Verlagsleiterin Bettina Tschach (von links) bei der Eröffnung der Wanderausstellung zur Industriekultur und der Buchvorstellung "SaarLorLux - gestern und heute". Foto: Cornelia Jung

Dieter Wirth, Josef Scherer, Kulturamtsleiter Stefan Ruffing, Marika Flierl, Delf Slotta und Verlagsleiterin Bettina Tschach (von links) bei der Eröffnung der Wanderausstellung zur Industriekultur und der Buchvorstellung "SaarLorLux - gestern und heute". Foto: Cornelia Jung

St. Ingbert. Josef Scherer aus Quierschied fotografiert schon seit seinem 10. Lebensjahr, als sein Vater ihm die erste Kamera schenkte. Waren es bis vor ein paar Jahren Porträt-, Reise-, Landschafts- und Architekturfotografie, denen sein fotografisches Interesse galt, kam ab 2006 die Industriefotografie hinzu. Industriekulturelle Führungen im Saarkohlenwald hatten ihn animiert. Jetzt wurde eine Wanderausstellung mit 50 großformatigen Fotografien des 58-Jährigen im Kuppelsaal des St. Ingberter Rathauses eröffnet, die den Titel "Die Straße des Feuers - Industriekultur in SaarLorLux" trägt.Die Bilder zeigen Motive aus dem Bereich Bergbau, Eisen und Stahl, Transport, Energiegewinnung, Feinmechanik, Industriearchitektur, Glas- und Keramik sowie Siedlungswesen, die an den verschiedensten industriekulturellen Orten in der Großregion entstanden. Bettina Tschach vom hessischen Wartberg-Verlag fand die Bilder und die damit verknüpften Informationen so gut, dass sie die Anfrage Scherers, ein Buch daraus zu machen, positiv beschied. Auch St. Ingbert ist mit dem Rischbachstollen und der Alten Schmelz vertreten und was lag da näher, als die Fotos auch hier zu zeigen. St. Ingbert war mit seiner Zusage, die Bilder zu präsentieren, am schnellsten, sodass die Mittelstadt den Zuschlag für die Premiere bekam. Gäste aus der Großregion, aus Rheinland-Pfalz, Hessen, aus Politik und Vereinen waren gekommen, um eine Hommage an Industriekultur zu erleben.

Sowohl Delf Slotta, Direktor des Instituts für Landeskunde im Saarland, als auch Josef Scherer brachen eine Lanze für diese zum Teil dem Verfall preisgegebenen Hinterlassenschaften der saarländischen Vergangenheit. Josef Scherer setzte sich damit auseinander, "was eine schwierige und zeitraubende Aufgabe war", wie Marika Flierl in Vertretung des Oberbürgermeisters sagte, "aber eben auch eine Herzensaufgabe, was man den Bildern anmerkt." Josef Scherer ist sichtlich stolz auf das Erreichte und die Qualität des Bildbandes, den er zur Eröffnung das erste Mal in Händen hielt. "Schönheit liegt im Auge des Betrachters, könnte ich meine heutige Rede überschreiben, doch ich möchte sie ,Vom Charme der Industriekultur - ein Plädoyer für eine bedrohte Spezies' nennen", so der Fotograf. Als Beispiele für die industriegeschichtliche Landschaft im Dreiländereck, die sich ästhetisch, formvollendet, kunstvoll, meisterhaft und anmutig darstellt, zeigt Scherer Lichtbilder, um seine Begeisterung für diese "Spezies" zu illustrieren.

Und da er in seiner Liebeserklärung an die Industriekultur tief in die Materie einsteigt, verwirft Redner Slotta kurzerhand seine geplante Rede und bringt es auf den Punkt: "Beschäftigt man sich mit dieser Art Geschichte, geht es um 1000 Dinge, aber das wirklich Relevante ist das, was dahinter steckt - der Mensch." In der Beschäftigung mit der Industriekultur gäbe es in unserer Region viele Defizite, aber auch ein ungeheures Potenzial. Auch Scherer wird wehmütig, wenn er davon spricht, dass "der Abriss alter Bauten einfacher als eine intelligente Umnutzung ist", aber er hat Träume und Visionen, die er dem Premierenpublikum auch gleich mitlieferte. con

Auf einen Blick

Die Ausstellung von Josef Scherer ist im Kuppelsaal bis zum 2. November zu sehen. Sie kann während der Öffnungszeiten des St. Ingberter Rathauses von Montag bis Donnerstag von acht bis 18 Uhr und freitags von acht bis zwölf Uhr bei freiem Eintritt besucht werden. Das Buch zur Ausstellung "SaarLorLux - gestern und heute" (deutsch/französisch) kann bei der Buchhandlung Friedrich zum Preis von 19,90 Euro erworben oder bestellt werden. con

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