Erfolgreicher Kampf gegen Keime

Völklingen. Nach Schätzungen von Fachleuten infizieren sich jährlich etwa fünf Prozent der Patienten in deutschen Krankenhäusern mit gesundheitsgefährdenden Keimen. Ist ihr Immunsystem geschwächt, kann das mitunter bedrohliche Folgen haben. Denn jedes dritte Bakterium lässt sich durch herkömmliche Antibiotika nicht mehr beeindrucken

 Nanopool-Mitarbeiter Pascal Gruchott beim Auftragen der Flüssigglas-Beschichtung in der Sterilgutabteilung. Aufmerksame Beobachter: Hygienebeauftragter Arzt Dr. Franz Hausinger (rechts) und Hygienefachkraft Gerd Momper. Foto: SHG-Kliniken

Nanopool-Mitarbeiter Pascal Gruchott beim Auftragen der Flüssigglas-Beschichtung in der Sterilgutabteilung. Aufmerksame Beobachter: Hygienebeauftragter Arzt Dr. Franz Hausinger (rechts) und Hygienefachkraft Gerd Momper. Foto: SHG-Kliniken

Völklingen. Nach Schätzungen von Fachleuten infizieren sich jährlich etwa fünf Prozent der Patienten in deutschen Krankenhäusern mit gesundheitsgefährdenden Keimen. Ist ihr Immunsystem geschwächt, kann das mitunter bedrohliche Folgen haben. Denn jedes dritte Bakterium lässt sich durch herkömmliche Antibiotika nicht mehr beeindrucken. Besonders die "Methicillin-resistenten Staphylococcus aureus-Stämme" (MRSA) sind für die Krankenhaushygiene zur wachsenden Herausforderung geworden. Im Saarland haben sich die SHG-Kliniken Völklingen und das europaweit tätige Schwalbacher Unternehmen Nanopool zusammengetan, um dem Entstehen von Keimen mit innovativer Technologie zu Leibe zu rücken.Abhilfe verspricht ein von Nanopool patentiertes Verfahren zur "Veredelung" von Oberflächen in Krankenhäusern, auf denen sich erfahrungsgemäß Keime vermehren können. Das können Nachttische und Krankenbetten sein, aber auch Türgriffe, Lichtschalter und vieles mehr - eben Dinge, mit denen Menschen im Krankenhaus alltäglich vielfach in Berührung kommen. Einige solcher Objekte wurden zunächst testweise mit einer Beschichtung aus einer Art flüssigem Glas überzogen und Tage später wiederholt auf Keime untersucht. Erfreuliches Ergebnis: Die Anzahl der nachgewiesenen Keime hatte sich teilweise um mehr als 50 Prozent vermindert. Intensiv hatte Nanopool sein "Liquid glass system" unter Begleitung der nationalen Gesundheitsbehörde bereits in englischen Kliniken testen lassen.Erstmals in einem deutschen Krankenhaus wird jetzt in den SHG-Kliniken Völklingen die in England durchgeführte Studie komplett wiederholt. Sie soll ab sofort beginnen. Geprüft werden soll, ob ein reduziertes Keimwachstum auch zu einer Reduktion von Infektionen führt. Da dieses Verfahren nicht nur zur Keimreduktion führt, sondern auch die Pflege von Oberflächen erleichtert und wirtschaftlicher macht, wird auch diese Möglichkeit in der SHG Völklingen genutzt. Die Edelstahl-Oberflächen im Anlieferbereich der zentralen Sterilgut-Versorgungsabteilung, die zur Zeit zertifiziert wird, wurden mit Liquid glass überzogen, ebenso Fußböden auf Stationen und Aufzüge im Krankenhaus. Die Technologie soll auch in den fünf neuen Operationssälen der Kliniken zum Einsatz kommen.Dr. Franz Hausinger, leitender Oberarzt im Herzzentrum Saar und Hygienebeauftragter Arzt der Kliniken, ist gespannt auf die neue Versuchsreihe: "Zwar haben wir bereits niedrige Infektionszahlen. Aber jede Ansteckung, die sich verhindern lässt, ist das Experiment wert". Ideal wäre es, wenn sich auch die Infektionsübertragungen von Patient zu Patient vermindern ließen.red

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort