"Kunst ist für mich Freiheit"

Beckingen. Wenn Kreativität und handwerkliches Geschick sich verbünden, können Treppen, Möbel und Wände im neuen Gewand erscheinen. So wie im Franzenheimer Haus von Alfons Peters, das trotz seiner eigentlich geometrischen Grundform mehr an ein Gebäude von Friedensreich Hundertwasser erinnert als an ein nüchternes Wohnhaus

Beckingen. Wenn Kreativität und handwerkliches Geschick sich verbünden, können Treppen, Möbel und Wände im neuen Gewand erscheinen. So wie im Franzenheimer Haus von Alfons Peters, das trotz seiner eigentlich geometrischen Grundform mehr an ein Gebäude von Friedensreich Hundertwasser erinnert als an ein nüchternes Wohnhaus. Schon von weitem künden Anbauten, Spitzen, Türmchen und viele andere, mitunter auch farbige Details davon, dass hier einer mit viel Fantasie am Werk war. Peters kennt sich aus in der Metall- und der Holzbearbeitung, doch die Arbeit als Architekt hat er mittlerweile an den Nagel gehängt und widmet sich vornehmlich der freien Kunst. In seiner Werkstatt in Kernscheid fertigt er diese Skulpturen aus Holz, die stets für Überraschungen gut sind. Wie die, welche sich wie ein organisches Gebilde auf drei Füßen nach oben entwickelt und mit zahlreichen, auf den ersten Blick kaum sichtbaren Schubfächern aufwartet. Je nachdem wie viele geöffnet sind, gewinnt die Skulptur eine neue Gestalt - stets wandelbar. Bei einem anderen Werk hat er eine große Baumwurzel zum Sockel für eine riesige Holzmuschel umfunktioniert. Die ist geöffnet und wird von Metallstäben in der Schwebe gehalten. Dazwischen sind Metalldrähte gespannt, auf denen man wie auf einer Harfe spielen kann. Musik sei ihm wichtig, so sagt er. Doch eigentlich ist das Akkordeon sein Instrument, auf dem er es mit Inbrunst und Virtuosität zu spielen versteht. Hierin scheint er ebenso zu versinken wie in seiner Arbeit. "Ich arbeite im Vierstundentakt", erzählt er und davon, dass er über der Arbeit auch die Zeit vergessen kann. Da er seine Skulpturen aus heimischen Hölzern fertigt und "vom Baumumlegen an alles selbst macht", ist der Weg zur fertigen Skulptur weit. Er beginnt mit dem Fällen des Baumes, dem Zerlegen und dem Transport zu seiner Werkstatt. Dort werden die Hölzer, die Wurzeln, die Bretter und Leisten gelagert, aus denen er seine fantasievollen Skulpturen baut. Weil das Holz gerne reißt, baut er sie, wenn möglich, aus quadratischen, eigens dafür zugeschnittenen Holzleisten. Die werden Schicht um Schicht verleimt und dann beschnitten. Am Ende dann stehen vielfach diese organisch anmutenden Skulpturen, die zu wachsen und sich zu winden scheinen. "Eine Form muss laufen, muss sich bewegen", erklärt er und verweist auf die Natur, "wo die freien Formen herrschen". Freie Formen der NaturAn ihnen orientiert er sich auch, wenn er Möbel kreiert. Gerade erst hat er seinem Enkel ein wunderbar verspieltes Hochbett aus Holz gebaut - mit einer Leiter aus Wurzelholz und einem Geheimfach. Dass das Holz es ihm angetan hat, mag auch daran liegen, dass schon sein Großvater Schreiner war. Doch wenn man ihn fragt, so liegt es vor allem daran, dass man es riechen, anfassen und mit ihm ganz freie Formen gestalten kann. Denn "Kunst ist für mich Freiheit", so sagt er und greift zu seinem Akkordeon, um auch seine musikalische Freiheit auszuleben und sich im Takt zur Melodie zu wiegen. Der 1944 geborene Alfons Peters ist gelernter Schmied, Schreinermeister und Absolvent der Werkkunstschule Trier, die er 1966 als Diplom-Designer verließ. Er arbeitete viele Jahre freiberuflich als Architekt im Kirchen- und Wohnhausbau und hat Häuser bis nach Holland geplant. red

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